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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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wie Kyle, also knallte ich die Haustür hinter mir zu, bevor ich den Bürgersteig entlangging. Ich war so wütend, dass ich beinahe direkt an Kyle vorbeigegangen wäre, der in seinem Jaguar saß und vor sich hin starrte.
    Bevor ich noch weiter nachdenken konnte, hatte ich auch schon die Tür geöffnet und mich auf den Beifahrersitz gesetzt.
    »Howard-Amon-Park.«
    Kyle sah mich an, aber er hatte sein Anwaltsgesicht aufgesetzt, also hätte ich nicht sagen können, was er dachte, obwohl meine Sinne mir alle Arten von Informationen vermittelten, wie er sich fühlte: zornig, gekränkt und entmutigt.
    Was ich vorhatte, war fraglos gefährlich. Ein Werwolf war nicht nur verpflichtet, seinem Alpha zu gehorchen, sondern er musste auch den allgemeinen Regeln folgen, die Warren den Mund verschlossen. Wenn er Kyle sein Geheimnis verraten und es Probleme geben sollte, würde man ihn zum Schweigen bringen. Und ob sie mich mochten oder nicht, wenn Adam
oder Bran herausfanden, dass ich es war, die es ihm gesagt hatte, würden sie das Gleiche mit mir tun.
    Kannte ich Kyle gut genug, um ihm unser Leben anzuvertrauen?
    Der Jaguar glitt durch den mäßigen Mittwochs-nach-der-Arbeit-Verkehr wie ein Tiger durch den Dschungel. Weder Kyles Fahrtechnik noch seine Miene ließen auf den Zorn schließen, der seinen Pulsschlag erhöhte, oder den Schmerz, der seinen Zorn beflügelte – aber ich konnte sie riechen.
    Er bog nahe dem südlichen Ende der Stadt in den Howard-Amon-Park ein und stellte den Wagen auf einen der leeren Parkplätze. Es gab viele davon: Im November verbringen die Leute nicht viel Zeit in einem Park am Fluss.
    »Es ist kalt«, sagte er. »Wir können im Auto reden.«
    »Nein«, sagte ich und stieg aus. Er hatte recht, es war kühl. Der Wind war nicht besonders stark, aber vom Columbia stieg Feuchtigkeit auf. Ich schauderte in meinem T-Shirt mit den Kakaoflecken – oder vielleicht, weil ich nervös war. Aber ich würde tun, was ich mir vorgenommen hatte, und hoffte nur, dass ich mich in Kyle nicht täuschte.
    Er öffnete den Kofferraum seines Wagens, nahm eine leichte Jacke heraus und zog sie an. Dann nahm er einen Trenchcoat heraus und reichte ihn mir.
    »Zieh das an, bevor du blau anläufst«, sagte er.
    Ich hüllte mich in den Mantel, und der Duft von teurem Eau de Toilette umgab mich. Wir hatten so ziemlich die gleiche Größe, also passte mir der Mantel.
    »Nett«, sagte ich. »So einen muss ich mir auch besorgen.«
    Er lächelte, aber sein Blick war müde.
    »Gehen wir«, sagte ich, hakte mich bei ihm ein und führte ihn an einem leeren Spielplatz vorbei zum Weg am Fluss.
    Warren hatte recht, dachte ich. Zu wissen, dass er ein Ungeheuer
war, würde Kyle vielleicht nicht helfen – aber ich hatte das Gefühl, dass dies die letzte Chance war, ihm alles zu sagen.
    »Liebst du Warren?«, fragte ich. »Nicht den Sex und die Gesellschaft. Ich spreche hier von Ich-folge-dir-bis-in-den-Tod-und-darüber-hinaus-Liebe.«
    Ich fühlte mich gleich besser, weil er nicht sofort antwortete. »Meine Schwester Ally ist meine einzige Verwandte, mit der ich noch spreche«, sagte er schließlich. »Ich habe ihr vor ein paar Monaten von Warren erzählt. Bevor sie es erwähnte, war mir nicht einmal klar, dass ich ihr nie von meinen anderen Männern erzählt hatte.«
    Er legte die Hand auf meine, die auf seinem Arm lag, und wärmte sie. »Meine Eltern haben meine Veranlagung jahrelang geleugnet. Als ich es ihnen schließlich ganz offen sagte, nachdem meine Mutter versucht hatte, mich mit einer jungen Frau aus guter Familie zusammenzubringen, hat mein Vater mich enterbt. Meine Schwester Ally rief mich an, sobald sie davon hörte – aber nach diesem ersten Gespräch vermieden wir es ebenfalls die meiste Zeit, darüber zu sprechen, dass ich schwul bin. Wenn ich mit ihr rede, habe ich das Gefühl, einen scharlachroten Buchstaben auf der Brust zu tragen, und wir versuchen beide, so zu tun, als wäre er nicht dort.« Er stieß ein bitteres, zorniges Lachen aus, das sich am Ende subtil veränderte. Als er fortfuhr, war seine Stimme leise. »Ally hat versucht, mich dazu zu überreden, ihn ihr vorzustellen.« Er schaute mich an, und ich sah, wie viel ihm das bedeutete.
    Wir gingen schnell weiter, und der Park verengte sich bald zu einem Rasenstreifen zu beiden Seiten des Wegs. Das Ufer war nun weniger gepflegt und hatte natürlichen Buschbewuchs, und wir gingen durch winterhelles, kniehohes Gras. Auf einer Anhöhe stand eine metallene Schaukel, von

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