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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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meine Schultern. »Aber ich glaube, über den Rest muss ich mit Warren sprechen – wenn wir diese Geschichte hinter uns haben.«

9
    S amuel und Warren saßen an entgegengesetzten Enden des Wohnzimmers, als ich hereinkam, und es roch regelrecht nach Zorn. Nur vom Sehen her konnte ich nicht wissen, ob sie aufeinander wütend waren oder auf etwas anderes. Aber Werwölfe sind immer bereit, auf etwas wütend zu sein. Ich hatte fast vergessen, wie sie untereinander waren.
    Selbstverständlich war ich nicht die Einzige mit einer guten Nase. Warren, der am nächsten zur Tür saß, holte tief Luft.
    »Sie war mit Kyle zusammen«, sagte er tonlos. »Sie riecht wie das Eau de Toilette, das ich ihm geschenkt habe. Du hast es ihm gesagt.«
    Er fluchte, aber es lag mehr Schmerz als Zorn darin. Ich spürte den scharfen Stich von Schuldgefühlen.
    »Du hättest es nie getan«, erklärte ich. Aber das war keine Entschuldigung. »Und er hat verdient zu wissen, mit welchem Mist er fertig werden muss.«
    Warren schüttelte den Kopf und sah mich verzweifelt an. »Willst du so unbedingt sterben? Adam könnte dich und Kyle dafür hinrichten lassen. Ich habe so etwas schon gesehen.«
    »Nur mich, nicht Kyle«, sagte ich.
    »Nein, verdammt noch mal, auch Kyle.«
    »Nur, wenn Ihr Geliebter zu den Nachrichten oder zur Polizei
rennt.« Samuels Stimme war sanft, aber Warren starrte ihn trotzdem wütend an.
    »Du hast zu viel riskiert, Mercy«, erklärte Warren und wandte sich wieder mir zu. »Was glaubst du, wie ich mich fühlen würde, wenn ich euch beide verlöre?« Dann war plötzlich all sein Zorn verschwunden, und nur Elend blieb zurück. »Aber vielleicht hattest du recht. Es war immer noch meine Sache. Mein Risiko. Wenn er es wissen sollte, hätte ich es ihm sagen sollen.«
    »Nein. Du gehörst zum Rudel und hast Gehorsam geschworen.« Adam stand leicht schwankend oben auf der Treppe und stützte sich auf seinen Stock. Er trug ein weißes Hemd und Jeans, die ihm leidlich passten. »Wenn du es ihm gesagt hättest, wäre mir keine Wahl geblieben: Ich hätte mich auf das Gesetz berufen oder einen Aufstand im Rudel riskieren müssen.«
    Er setzte sich ein wenig abrupter auf die oberste Stufe, als er wohl vorgehabt hatte, und grinste mich an. »Samuel und ich können beide bezeugen, dass Warren Kyle kein Wort gesagt hat, sondern dass du es warst. Entgegen Warrens ausdrücklichem Wunsch, wie ich betonen möchte. Und, wie du immer wieder sagst, du gehörst nicht zum Rudel.« Er schaute Warren an. »Ich hätte es dir schon lange gestattet, aber ich muss mich ebenfalls an Befehle halten.«
    Ich starrte ihn einen Moment an. »Du wusstest, dass ich es tun würde.«
    Er lächelte. »Sagen wir einfach, dass ich schon daran dachte herunterzukommen und dir ausdrücklich befehlen zu müssen, es ihm auf keinen Fall zu sagen, damit du endlich zur Tür rausstürmst.«
    »Du manipulativer Mistkerl«, fauchte ich mit einer Spur von Ehrfurcht. Er hatte es geschafft – bald würde an diesem alten VW hinter meinem Haus ein Reifen fehlen.

    »Danke.« Er lächelte bescheiden.
    Und wenn Jesse erst wieder da war, konnte sie mir mit dem Graffiti helfen.
    »Wie hat er es aufgenommen?« Warren war von der Couch aufgestanden und starrte aus dem Fenster. Seine Hände hingen locker und entspannt an den Seiten und verrieten nichts über seine Gefühlen.
    »Er wird nicht zur Polizei gehen«, sagte ich. Ich suchte nach etwas Aufschlussreicherem, aber ich wollte Warrens Erwartungen nicht beeinflussen, falls ich mich irren sollte.
    »Er sagte, er wird mit dir darüber reden«, fuhr ich schließlich fort. »Wenn diese andere Sache erledigt ist.«
    Warren schlug abrupt die Hände vors Gesicht, in einer Geste, die Kyle sehr ähnelte »Zumindest ist es noch nicht vorbei.«
    Er sprach nicht von einem von uns, aber ich konnte die Trostlosigkeit in seiner Stimme nicht ertragen. Ich berührte seine Schulter und sagte: »Bau keinen Mist mehr, und ich denke, alles kommt in Ordnung.«

    Samuel und ich machten uns auf den Weg zu Zee und seiner Informantin, und ich versuchte immer noch herauszufinden, ob ich hätte wütend sein sollen, weil Adam mich so geschickt manipulierte. Nur, dass er mich gar nicht wirklich beeinflusst hatte, oder? Er hatte hinterher bloß das Verdienst für das, was ich getan hatte, eingeheimst.
    Eine Ampel wurde rot, und ich kam hinter einem Minivan zum Stehen, ein wenig näher als normal. Samuel stützte sich am Armaturenbrett ab und holte tief Luft. Ich

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