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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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der aus
man auf den Fluss hinausschauen konnte. Ich führte Kyle dorthin und setzte mich.
    Es war so wichtig, keinen Fehler zu machen! Jetzt, da der Moment gekommen war, hatte ich Angst, zu versagen.
    Leicht schaukelnd sahen wir zu, wie das Wasser an uns vorbeifloss, beinahe schwarz im dunkler werdenden Schatten des dicht bewölkten Himmels. Einen Augenblick später rieb Warren sich schnell das Gesicht, wie um es zu wärmen – und um verstohlen Tränen wegzuwischen.
    »Gott«, sagte er, und ich zuckte zusammen. Ich bin kein Vampir, der Gottes Namen nicht ertragen kann, aber ich nutze ihn auch nicht als Füllwort. Als er weiterredete, wurde allerdings klar, dass Kyle das ebenfalls nicht getan hatte.
    »Ich liebe ihn.« Es klang, als risse er sich die Worte aus der Kehle. »Aber er lässt mich einfach nicht an sich ran. Leute rufen ihn mitten in der Nacht an, und er geht weg und sagt mir nie, wohin.«
    Ein einsamer Radfahrer in der eng anliegenden Uniform dieser gnadenlosen Enthusiasten kam den Weg entlang, den wir genommen hatten. Er fuhr in einem Wirbel aus Speichen und Supermann-blauem Lycra an uns vorbei.
    »Hübsche Beine«, sagte Kyle.
    Ein altes Spiel. Kyle und ich verglichen unseren Eindruck von Männern, während Warren so tat, als ärgere ihn das.
    Ich lehnte den Kopf an Kyles Schulter. »Zu klein. Ich mag es nicht, wenn ich mehr wiege als meine Männer.«
    Kyle lehnte sich zurück, bis er eher zum Himmel als zum Fluss schaute. »Als wir letzten Monat in Seattle waren, vertrieb er eine Gruppe Betrunkener, die uns verprügeln wollten – einfach mit ein paar Worten. Aber dieser Darryl behandelt ihn wie … wie Dreck, und Warren lässt es sich gefallen! Das verstehe ich nicht. Und diese Geschichte heute Abend …« Er
atmete tief ein, um sich zu wappnen. »Ist er irgendwie in den Drogenhandel verwickelt?«
    Rasch schüttelte ich den Kopf. »Nein, nichts Illegales.« Jedenfalls noch nicht.
    »Gehört er zum Feenvolk?«, fragte er, und das klang, als würde ihn so etwas nicht besonders stören.
    »Die haben sich alle vor Jahren gezeigt.«
    Er schnaubte. »Das glaubst du doch selbst nicht! Ich kenne ein paar Ärzte und Lehrer, die immer noch nicht zugeben, dass sie schwul sind – und sie müssen sich zwar Sorgen machen, ihre Jobs zu verlieren, aber zumindest nicht, dass Gruppen von Idioten ihre Häuser niederbrennen.« Ich konnte spüren, wie er auf den Schluss zusteuerte, dass Warren zum Feenvolk gehörten musste, was seine Nervosität erheblich erhöhte. »Das würde einiges erklären, um Beispiel, wie stark er ist, und dass er schon weiß, wer vorbeikommt, bevor er die Tür aufmacht.«
    Nun, dachte ich hoffnungsvoll, zum Feenvolk zu gehören war nicht ganz das Gleiche, wie ein Werwolf zu sein. Aber wenn Kyle das eine akzeptieren konnte, würde ihm das andere vielleicht auch nicht allzu schwer fallen.
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete ich. Ich setzte dazu an, ihm zu sagen, was Warren war, aber die Worte blieben mir der Kehle stecken.
    »Es sollte Warren selbst sein, der mir das sagt«, stellte Kyle fest.
    »Ja«, stimmte ich zu, »Aber das kann er nicht.«
    »Du meinst, er wird es nicht tun.«
    »Nein. Er kann nicht. Er darf nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht viele Freunde«, sagte ich. »Keine ›Komm rüber und lass uns Popcorn essen und uns zusammen einen wirklich dummen Film ansehen‹-Freunde. Du und Warren,
ihr seid so ziemlich meine einzigen Kumpel. Ich habe auch nicht viele Freundinnen. Meine Arbeit lässt mich keine anderen Frauen kennenlernen.«
    »Ziemlich traurig«, stellte Kyle fest. Dann sagte er: »Du und Warren, ihr seid die Einzigen, mit denen ich Popcorn esse.«
    »Sind wir nicht erbärmlich?« Der Scherz half. Dann holte ich tief Luft und sprach es aus. »Warren ist ein Werwolf.«
    »Ein was?« Kyle hörte auf zu schaukeln.
    »Ein Werwolf. Du weißt schon. Vollmond und auf allen vieren laufen, mit Pelz und Reißzähnen.«
    Er sah mich an. »Du meinst das ernst.«
    Ich nickte. »Und du wirst kein Wort davon verraten.«
    »Oh?«
    »Warren konnte es dir nicht sagen. Deshalb, und weil Adam – der Rudelführer – es verboten hat. Wenn du jetzt zu den Behörden oder zu den Medien gehst, selbst wenn sie dir nicht glauben, wird das Rudel dich umbringen.« Ich wusste, dass sich meine Worte beinahe überschlugen, aber ich konnte sie nicht aufhalten. In Warrens Haus, nur mit Samuel und Warren, hatte es nicht so gefährlich gewirkt. Samuel und Warren mochten mich, aber es gab

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