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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Orientierung war, die zu Sams Reaktion geführt hatte – jedenfalls nicht so, wie Kyle es verstanden hatte. Kyle seinerseits wusste nichts von Warrens Werwolfdasein. Werwölfe lehnten es instinktiv ab, solche Dinge mit anderen als dauerhaften Partnern zu besprechen – und das bedeutet für sie stets Partner vom anderen Geschlecht. Die Strafe für Ungehorsam war harsch. Werwölfe haben keine Gefängnisse. Diejenigen unter
ihnen, die gegen die Gesetze verstoßen, werden entweder körperlich bestraft oder getötet.
    Zu meiner Erleichterung schien Samuel über Kyles wilde Anmache eher überrascht als verärgert zu sein. Als Warren die Treppe herunterkam, hielt er bei dem Anblick von Kyles Hand auf Samuels Oberschenkel einen Moment lang inne. Dann wurden seine Bewegungen ruhig und entspannt, aber ich konnte riechen, wie die Spannung wuchs. Warren war nicht besonders glücklich über die Situation – ich wusste nicht, ob er sich um seinen Geliebten sorgte oder eifersüchtig war. Er kannte Samuel nicht, aber er wusste besser als die meisten, wie ein Werwolf reagieren würde.
    »Kyle, es wäre vielleicht eine gute Idee, dir ein paar Tage freizunehmen und dich um dein Haus zu kümmern.« Warren wirkte äußerlich immer noch ruhig, aber der schleppende Akzent war verschwunden.
    Kyle hatte ein eigenes großes Haus in den Hügeln von West-Richland, aber er war bei Warren eingezogen, nachdem Warren sich geweigert hatte, bei ihm zu wohnen. Nun schien er bei Warrens Worten zu erstarren.
    »Ich muss für ein paar Tage jemanden verstecken«, erklärte Warren. »Es geht nicht um etwas Illegales, aber es wird hier nicht sonderlich sicher sein, bis er wieder weg ist.«
    Bei aller Aufmerksamkeit, die Kyle ihm nun schenkte, hätte Samuel auch unsichtbar sein können. »Also gut, wenn du mich nicht hier haben willst, muss ich wohl verschwinden. Ich werde Geordis Einladung zu Thanksgiving annehmen.«
    »Ein paar Tage sollten genügen«, sagte Warren, und ihm war deutlich anzusehen, was er empfand.
    »Hat das etwas mit dem zu tun, weshalb du in letzter Zeit so aufgeregt warst?«
    Warren warf Samuel einen Blick zu, dann nickte er knapp.
    Kyle starrte ihn einen Moment an, dann erwiderte er das Nicken. »Na gut. Ein paar Tage. Ich lasse meine Sachen hier.«
    »Ich rufe dich an.«
    »Tu das.«
    Kyle ging und schloss die Tür leise hinter sich.
    »Du musst es ihm sagen«, drängte ich. »Sag ihm alles, oder du wirst ihn verlieren.« Ich mochte Kyle, aber selbst ein Blinder hätte erkennen können, dass Warren ihn wirklich liebte.
    Warren stieß ein gequältes Halblachen aus. »Was glaubst du wohl, wie er reagieren wird, wenn er hört, dass er mit einem Ungeheuer geschlafen hat? Glaubst du, er steckt das einfach so weg?« Dann zuckte er die Achseln und versuchte, gelassen zu wirken. »Er wird mich ohnehin früher oder später verlassen, Mercy. Er hat einen Abschluss von Cornell, und ich arbeite nachts in einer Tankstelle. Wir sind wohl kaum ein ideales Paar.«
    »Mir ist nie aufgefallen, dass ihn das gestört hätte«, stellte ich fest. »Er strampelt sich ab, um dich glücklich zu machen. Mir kommt es vor, als solltest du ihm etwas dafür zurückgeben.«
    »Es ist verboten«, sagte Samuel, aber er klang traurig. »Er darf es ihm nicht sagen.«
    »Was glaubst du denn, was Kyle tun würde?«, fragte ich empört. »Der Klatschpresse erzählen, dass Warren ein Werwolf ist? Nicht Kyle. Er ist nicht die Art Mensch, der jemanden verrät. Er ist Anwalt, er kennt sich damit aus, ein Geheimnis zu bewahren. Und außerdem ist er viel zu stolz, um unbedingt zu einer weiteren Schlagzeile werden zu wollen.«
    »Schon gut, Mercy.« Warren tätschelte mir den Kopf. »Noch hat er mich nicht verlassen.«
    »Das wird er aber tun, wenn du weiterhin so viel vor ihm verheimlichst.«

    Die beiden Werwölfe sahen mich an. Warren liebte Kyle, und er würde ihn verlieren, weil jemand zu dem Schluss gekommen war, dass man verheiratet sein musste, bevor man seinem Gefährten sagen durfte, was man war – als wäre das kein Rezept für eine Katastrophe.
    Ich war ziemlich sicher, dass Kyle Warren ebenfalls liebte. Warum sonst würde er bei Warren wohnen, wenn er eine riesige, moderne, klimatisierte Bude mit einem Pool besaß? Und sehr wahrscheinlich würde hier nun alles in die Brüche gehen.
    »Ich gehe spazieren«, verkündete ich also, denn ich hatte wirklich genug von Werwölfen. »Ich komme wieder, wenn ich etwas von Zee gehört habe.«
    Ich war nicht so zivilisiert

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