Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
mich um Hilfe zu bitten, weil jemand Angehörige des Feenvolks im Reservat getötet hatte. Zee glaubte, meine Nase würde den Mörder wittern können. Ich nehme an, das war sein letztes Mittel. Als wir zum Reservat kamen, stand O’Donnell am Tor und schrieb meinen Namen auf, als wir hindurchfuhren – davon muss es Aufzeichnungen geben. Ich nehme an, die Polizei wird sie finden, wenn sie daran denken, nachzusehen. Zee brachte mich zu den Tatorten, und ich entdeckte, dass ein bestimmter Mann in jedem dieser Häuser gewesen war – O’Donnell.«
Sie hatte sich Notizen auf einem Stenoblock gemacht, hielt aber nun inne, legte den Bleistift ab und verzog das Gesicht. »O’Donnell war an allen Tatorten, und Sie haben das verifiziert, indem sie es gerochen haben?«
Ich zog die Brauen hoch. »Ein Kojote hat einen sehr ausgeprägten Geruchssinn, Ms. Ryan. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis für Gerüche. Ich roch O’Donnell, als er uns anhielt, als wir ins Reservat fuhren – und sein Geruch befand sich in jedem Haus der Opfer, das ich aufsuchte.«
Sie starrte mich an, aber sie war kein Werwolf, der mir die Kehle aufreißen würde, weil ich sie herausforderte, also begegnete ich ihrem Blick.
Sie senkte den Blick als Erste und tat so, als sähe sie sich ihre Notizen noch einmal an. Leute, menschliche Leute, können ziemlich taub sein, was Körpersprache angeht. Vielleicht bemerkte sie nicht einmal, dass sie den Dominanzwettbewerb verloren hatte – aber ihr Unterbewusstsein würde es wissen.
»Man hat mir gesagt, O’Donnell sei beim BFA als Sicherheitsmann angestellt gewesen«, sagte sie und blätterte
ein paar Seiten zurück. »Könnte es sein, dass er die Tode untersuchte?«
»Das BFA hatte keine Ahnung, dass die Morde geschehen waren«, erwiderte ich. »Das Feenvolk regelt solche Dinge intern. Wenn sie sich an die Bundesbehörden gewandt hätten, wäre außerdem eher das FBI eingeschaltet worden, nicht das BFA. Und O’Donnell war ein Wachtposten, kein Ermittler. Man sagte mir, es gäbe keinen Grund, wieso O’Donnell an jedem Tatort gewesen sein sollte, und ich habe keinen Grund, das zu bezweifeln.«
Wieder begann sie zu schreiben, mit Steno. Ich hatte noch nie zuvor gesehen, dass jemand Steno benutzte.
»Sie sagten Mr. Adelbertsmiter also, dass O’Donnell der Mörder sei?«
»Ich sagte ihm, er sei die einzige Person, deren Geruch ich an allen Tatorten wahrnehmen konnte.«
»Wie viele Tatorte?«
»Vier.« Ich kam zu dem Schluss, dass ich ihr lieber nicht erzählen sollte, dass es noch andere gegeben hatte; ich wollte ungern darüber sprechen, wieso ich nicht noch zu den anderen Tatorten gegangen war. Wenn Zee nicht mit mir über meine Erlebnisse unter dem Feenhügel sprechen wollte, sollte ich wohl kaum mit einer Anwältin darüber plauschen.
Wieder hielt sie einen Moment inne. Dann fragte sie: »Im Reservat wurden vier Personen umgebracht, und sie haben nicht um Hilfe gebeten?«
Ich lächelte dünn. »Das Feenvolk erregt nicht gerne Aufmerksamkeit. Es ist ihnen sehr bewusst, wie die meisten Menschen, die Regierungsbehörden eingeschlossen, ihnen gegenüber empfinden. In konservativen Kreisen –
und aus denen stammt der größte Teil der einfachen Angestellten in der Regierung, ob es nun um Homeland Security, FBI, BFA oder andere Buchstabensuppenagenturen geht – ist die Ansicht sehr verbreitet, dass nur ein toter Angehöriger des Feenvolks ein guter Angehöriger des Feenvolks ist.«
»Haben Sie Probleme mit der Regierung?«, fragte sie.
»Soweit ich weiß, hat dort niemand Vorurteile gegen halb-indianische Mechanikerinnen«, erwiderte ich und passte meine Haltung der ihren an. »Warum sollte ich also Probleme haben? Aber mir ist klar, wieso die Leute im Reservat eine Mordserie nur widerstrebend Regierungsbeamten übergeben würden, deren Hintergrund, was den Umgang mit dem Feenvolk angeht, zumindest fragwürdig ist.« Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht hätten sie es getan, wenn ihnen eher klar gewesen wäre, dass ihr Mörder nicht ebenfalls zum Feenvolk gehört. Ich weiß es nicht.«
Sie sah wieder ihre Notizen an. »Sie sagten Zee also, dass O’Donnell der Mörder sei?«
Ich nickte. »Dann nahm ich Zees Pickup und fuhr nach Hause. Es war früh am Morgen, vielleicht vier Uhr, als wir uns trennten. Ich nahm an, er würde zu O’Donnell gehen und mit ihm reden.«
»Nur reden?«
Ich zuckte die Achseln, warf Kyle einen Blick zu und versuchte zu entscheiden, wie weit ich seiner Einschätzung
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