Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
für die erste Konsultation. Vielleicht hatte meine Mutter Recht gehabt, und ich hätte Jura studieren sollen. Sie hatte immer behauptet, dass mein widerspenstiges Wesen zumindest bei einer Anwaltskarriere von Vorteil sein würde.
Als wir im kleineren von Kyles zwei Konferenzräumen saßen, steckte Ms. Ryan meinen Scheck in die Handtasche, dann faltete sie die Hände auf dem Tisch. »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte sie.
Ich hatte gerade erst angefangen, als Kyle sich räusperte. Ich hielt inne und sah ihn an.
»Zee kann es sich nicht leisten, dass Jean nur den sichersten Teil kennt«, sagte er zu mir. »Du musst ihr alles sagen. Niemand kann eine Lüge so gut feststellen wie ein Strafverteidiger.«
»Alles?«, fragte ich ihn mit großen Augen.
Er tätschelte mir die Schulter. »Jean kann ein Geheimnis bewahren. Wenn sie nicht alles weiß, wird es sein, als müsste sie deinen Freund verteidigen, obwohl eine ihrer Hände auf den Rücken gefesselt ist.«
Ich verschränkte die Arme und sah sie lange an. Sie
hatte nichts an sich, das mich ermutigt hätte, ihr meine Geheimnise anzuvertrauen. Ich war selten einer weniger mütterlich wirkenden Frau begegnet – wenn man von den Augen einmal absah.
Ihr Gesichtsausdruck war kühl und vage unglücklich – ob das damit zusammenhing, dass sie an einem Samstag hundertfünfzig Meilen gefahren war, um einen Angehörigen des Feenvolks oder einen Mörder zu verteidigen, oder mit einer anderen Ursache, hätte ich nicht sagen können.
Ich holte tief Luft und seufzte. »Also gut.«
»Fangen Sie mit dem Grund an, wieso Mr. Adelbertsmiter eine Mechanikerin zu Hilfe ruft, um einen Tatort zu untersuchen«, sagte sie, ohne dabei über Zees Namen zu stolpern. Ich fragte mich mürrisch, ob sie das wohl auf der Fahrt hierher geübt hatte. »Es sollte damit beginnen: Weil ich nicht nur eine Mechanikerin bin, sondern –«
Ich sah sie aus zusammengekniffenen Augen an; die vage Ablehnung, die ihr Erscheinungsbild in mir hervorgerufen hatte, war bei ihrem herablassenden Ton nur noch gewachsen. Unter Werwölfen aufgewachsen zu sein, hatte bei mir eine intensive Abneigung gegen Herablassung hinterlassen. Ich mochte diese Frau nicht, und ich glaubte nicht, dass sie Zee wirklich gut verteidigen würde – und nur die Verteidigung von Zee war es wert, ihr meine Geheimnisse zu verraten.
Kyle deutete meinen Gesichtsausdruck richtig. »Sie ist ein Miststück, Mercy. Genau deshalb ist sie so gut. Sie wird deinen Freund frei bekommen, wenn sie kann.«
Sie zog eine elegante Braue hoch. »Danke für diese Einschätzung meines Charakters, Kyle.«
Kyle lächelte sie an, ein entspanntes, freundliches Lächeln. Was immer ich von ihr halten mochte, Kyle hatte sie gern. Da das nicht ihrem liebenswerten Verhalten gelten konnte, musste es bedeuten, dass sie ein guter Mensch war.
Ich hätte mich besser gefühlt, wenn sie Haustiere gehabt hätte. Ein Hund oder sogar eine Katze wäre ein Hinweis auf Wärme gewesen, die ich ansonsten an ihr nicht erkennen konnte, aber sie roch nur nach Chanel Nr. 5 und Schnellreinigung.
»Mercy«, begann Kyle wieder, und in einem Ton, den er wohl gegenüber den Frauen perfektioniert hatte, deren Scheidungen er bearbeitete. »Du musst es ihr sagen.«
Ich renne normalerweise nicht gerade herum und erzähle den Leuten, dass ich ein Walker bin. Außerhalb meiner Familie ist Kyle der einzige Mensch, der es weiß.
»Ihren Freund zu befreien könnte bedeuten, dass Sie in den Zeugenstand gehen und einem ganzen Gerichtssaal sagen müssen, was Sie sind«, erklärte Ms. Ryan. »Wie wichtig ist Ihnen, was aus Mr. Adelbertsmiter wird?«
Sie dachte, ich würde ebenfalls zum Feenvolk gehören.
»Also gut.« Ich stand von dem sündhaft bequemen Stuhl auf und ging zum Fenster, um mir den Verkehr auf der Clearwater Avenue anzusehen. Es gab wohl nur eine einzige Möglichkeit, das hier schnell hinter mich zu bringen.
»Ich bin nicht nur eine Mechanikerin«, wiederholte ich ihre Worte. »Ich bin Zees Freundin.« Ich drehte mich abrupt auf dem Absatz um, so dass ich ihr gegenüberstand, und zog mein T-Shirt über den Kopf, während ich gleichzeitig meine Zehen benutzte, um Tennisschuhe und Socken auszuziehen.
»Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie auch eine Stripperin sind?«, fragte sie, als ich den BH auszog und ihn auf mein T-Shirt auf den Boden fallen ließ. Nach ihrem Tonfall zu schließen, hätte ich auch Bauchmuskelübungen machen können statt mich auszuziehen.
Ich
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