Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
fliegen.«
»Er hat mir Leibwächter geschickt«, sagte ich trocken. Honey war eine davon gewesen.
Sie verdrehte die Augen. »Er ist nicht dumm. Aber wenn es etwas gibt, was du tun musst, wird er hinter dir stehen.« Ich sah sie ungläubig an, und wieder verdrehte sie die Augen. »Na gut, na gut, er wird vorangehen. Aber er wird dich nicht zurückstehen lassen. Er ist niemand, der seine Ressourcen verschwendet.«
Als Jesse vor ein paar Monaten verschwunden war und Adam noch zu sehr unter den Folgen einer schweren Wunde gelitten hatte, um etwas dagegen tun zu können, hatte er mich beinahe angeheuert, um sie zu finden, und damals hatte er bereits gewusst, dass die Leute, die sie in ihrer Gewalt hatten, ihn beinahe umgebracht hätten. Aus irgendeinem Grund ließ diese Erinnerung mich wieder aufatmen.
Zu wissen, dass ich Samuel nicht haben konnte, tat weh. Ich dachte, Adam aufzugeben, würde mich zerbrechen – was nicht bedeutete, dass ich es nicht trotzdem tun musste.
Ich stand auf.
»Ich werde daran denken«, sagte ich und wechselte dann das Thema. »Wie geht es dir?«
Sie lächelte und streckte eine vollkommen ruhige Hand aus. »Gut. Du hattest Recht, die heiße Dusche hat wirklich geholfen. Ich habe ein paar Prellungen, aber es geht mir gut. Gabriel hat ebenfalls geholfen. Was er sagte, stimmt. Ich habe mich tatsächlich verteidigt, und besser, als sie erwartet hätten. Jetzt weiß ich, dass ich vorsichtig sein muss und …« Ihr Lächeln wurde strahlender, bis sie sich beinahe wieder die Lippe aufgerissen hätte. »Dad hat mir Leibwächter zugeteilt.« Und das kam in dem gleichen gereizten Tonfall heraus, den ich immer benutzte.
7
M anchmal kommt es mir so vor, als veränderte sich der Abstand zwischen Adams und meinem Haus. Nur vor etwa einer Stunde hatte ich kaum einen Augenblick gebraucht, um von meiner Tür zu seiner zu gelangen. Diesmal brauchte ich viel länger, um nach Hause zu gehen, und ich trauerte den ganzen Weg.
Ich würde nicht Samuels Gefährtin werden. Nicht weil ich ihm nicht traute, sondern weil ich ihm nicht vollkommen trauen konnte. Er würde mich lieben und für mich sorgen, bis ich meinen eigenen Arm abkaute, um frei zu sein – und ich würde nicht die einzige Person sein, der ich dabei wehtat. Samuel war schlimm genug dran, ohne dass ich dem noch etwas hinzufügte.
Wenn ich ihm mitteilte, wie ich empfand, würde er gehen.
Ich hoffte, er wäre immer noch weg, aber sein Auto stand neben meinem rostfarbenen Golf. Ich blieb in der Einfahrt stehen, aber es war bereits zu spät. Er würde wissen, dass ich draußen war.
Ich musste es ihm nicht heute sagen, dachte ich. Ich würde ihn nicht heute verlieren müssen. Aber bald. Sehr bald.
Warren und Honey hatten Recht; wenn ich nicht bald etwas unternahm, würde Blut fließen. Es zeugte von der Selbstbeherrschung, über die sowohl Adam als auch Samuel verfügten, dass es bisher noch keinen Kampf gegeben hatte. Tief drinnen wusste ich genau, wenn es jemals zu einem wirklichen Kampf zwischen den beiden käme, würde einer von ihnen sterben.
Ich konnte es ertragen, Samuel wieder zu verlieren, wenn es sein musste, aber ich würde es nicht aushalten können, der Grund für seinen Tod zu sein. Und ich war sicher, dass Samuel einen Kampf gegen Adam nicht überleben würde. Nicht dass Adam der bessere Kämpfer war – ich hatte ihn in dem einen oder anderen Kampf gesehen, und er wusste, was er tat. Aber Adam hatte den Vorteil einer Unbedenklichkeit, die Samuel fehlte. Adam war ein Soldat, ausgebildet um zu töten, und Samuel war Arzt, ein Heiler. Er würde sich zurückhalten, bis es zu spät war.
Die Fliegengittertür des Hauses quietschte, und ich blickte in Samuels graue Augen. Er war kein wirklich gut aussehender Mann, aber seine schmalen Züge und das aschblonde Haar verliehen ihm eine Schönheit, die bis ins Mark ging.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte Samuel. »Etwas nicht in Ordnung in Adams Haus?«
»Ein paar fanatische Kids haben Jesse verprügelt«, erwiderte ich. Es war keine Lüge. Er würde nicht wissen, dass ich damit nur seine zweite Frage beantwortet hatte, nicht die erste.
Einen Augenblick flackerte Zorn in seinem Blick auf – auch er hatte Jesse gern. Dann beherrschte er sich, und
Dr. Cornick trat wieder an die Stelle des zornigen Werwolfs.
»Es geht ihr gut«, sagte ich, bevor er weiterfragen konnte. »Nur ein paar Prellungen und verletzter Stolz. Wir haben uns eine Weile Sorgen gemacht, dass Adam jemanden umbringen
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