Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
in Großbritannien und anderen Teilen von Europa hatten, bevor die Christen kamen und anfingen, alles zu ruinieren, indem sie Kapellen und Kathedralen bauten. Das Feenvolk hielt nicht viel von ihren Ankern in dieser Welt, weil seine Magie unter dem Feenhügel so viel besser funktionierte. Sie haben ihren Platz an der Oberwelt nicht verteidigt, bevor es zu spät war. Vater glaubt, dass das letzte Tor, das unter den Feenhügel führte, Mitte des sechzehnten Jahrhunderts verschwunden ist. Damit waren sie von einem großen Teil ihrer Macht abgeschnitten.«
»Also haben sie neue Tore hergestellt«, sagte ich.
»Und können nun wieder unter den Feenhügel gelangen.« Er zuckte die Achseln. »Was dieses Meereswesen angeht … wenn es wirklich so gefährlich und mächtig ist, solltest du nicht von solchen Dingen sprechen oder sie benennen – es könnte ihre Aufmerksamkeit auf dich lenken.«
Darüber dachte ich einen Moment nach. »Ich verstehe ja, wenn sie verschweigen wollen, dass sie eine Möglichkeit gefunden haben, etwas von ihrer Macht zurückzugewinnen. Aber was hat das alles mit dem Mord an O’Donnell zu tun? Hat er etwas darüber herausgefunden? Oder hat er etwas gestohlen? Und wenn ja, was?«
Er sah mich nachdenklich an. »Du versuchst immer noch den Mörder zu finden, obwohl Zee sich dir gegenüber so schäbig benimmt?«
»Was würdest du tun, wenn ich, um dich vor einer ungerechtfertigten Anklage zu schützen, einem Anwalt sagte, du seiest der Sohn des Marrok?«
Er zog die Brauen hoch. »Dieser Anwältin zu sagen,
dass es Morde im Reservat gab, lässt sich doch sicher damit nicht vergleichen?«
Ich zuckte bedrückt die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich hätte Zee oder Onkel Mike fragen sollen, bevor ich mit jemandem darüber sprach.«
Er sah mich stirnrunzelnd an, widersprach aber nicht mehr.
»Hey«, sagte ich seufzend, »da wir jetzt Freunde und im gleichen Rudel sind und keine potenziellen Gefährten mehr, glaubst du, du könntest mir genug Geld leihen, um Zee zu bezahlen, was ich ihm für die Werkstatt schulde?«
Zee machte keine leeren Drohungen. Wenn seine Anwältin mir ausrichtete, dass er sofortige Bezahlung erwarte, meinte er das ernst. »Ich kann es dir nach den gleichen Regeln zurückzahlen wie ihm. Das bedeutet, ich würde es innerhalb von zehn Jahren mit Zinsen abbezahlen.«
»Ich bin sicher, wir können dafür eine Lösung finden«, sagte Samuel freundlich, denn er verstand, dass mein Themenwechsel damit zu tun hatte, dass ich es nicht mehr ertragen konnte, von Zee und von meiner Dummheit zu sprechen. »Was mich angeht, steht es ziemlich gut um deine Kreditwürdigkeit – und vermutlich auch bei meinem Vater, dessen Taschen erheblich tiefer sind. Du siehst erschöpft aus. Warum gehst du nicht schlafen?«
»Also gut«, sagte ich. Schlaf klang gut. Ich stand auf und ächzte, als der Oberschenkelmuskel protestierte, den ich gestern beim Karatetraining verletzt hatte.
»Ich gehe noch ein bisschen raus«, sagte er ein wenig zu lässig – und ich blieb auf meinem Weg zum Schlafzimmer stehen.
»O nein, das tust du nicht!«
Er zog die Brauen bis zum Haaransatz. »Was?«
»Du wirst Adam nicht sagen, dass er mich haben kann.«
»Mercy.« Er stand auf, ging zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Was ich tue oder nicht, geht dich nichts an. Das hier hat nur mit mir und Adam zu tun.«
Er ging und schloss die Tür leise hinter sich. Mir blieb das plötzliche, erschreckende Wissen, dass ich gerade meine beste Verteidigungsbastion gegen Adam verloren hatte.
8
M ein Schlafzimmer war dunkel, aber ich machte mir nicht die Mühe, das Licht einzuschalten. Ich musste mir wegen schlimmerer Dinge Gedanken machen als wegen der Dunkelheit.
Ich ging ins Bad und duschte. Als das Wasser kühl wurde und ich die Kabine verließ, waren mir ein paar Dinge klar geworden. Erstens hatte ich ein wenig Zeit, bevor ich Adam das nächste Mal gegenübertreten musste. Ansonsten hätte er bereits auf mich gewartet, und mein Schlafzimmer war leer. Zweitens konnte ich vor dem nächsten Tag nichts wegen Adam oder Zee unternehmen, also konnte ich ebenso gut schlafen.
Ich kämmte mein Haar aus und föhnte es, bis es nur noch ein wenig feucht war. Dann flocht ich es, um es am Morgen besser kämmen zu können.
Ich schlug die Bettdecke zurück und schleuderte damit den Wanderstab, der auf ihr gelegen hatte, auf den Boden. Bevor Samuel eingezogen war, hatte ich im Sommer ohne Decke geschlafen. Aber er drehte die
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