Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Mensch. Wir denken unterschiedlich.«
»Okay«, sagte ich. Das konnte ich irgendwie verstehen. Es gab viele Situationen, in denen meine Kojoteninstinkte gegen das Einspruch erhoben, was ich tun musste.
Er schloss die Augen. »Als du etwa vierzehn warst, und ich erkannte, was für ein Geschenk mir in den Schoß gefallen war, habe ich dich dem Wolf gezeigt, und er war einverstanden. Ich brauchte dich nur zu überreden – und mich selbst.« Er drehte sich um, sah mir direkt in die Augen, dann streckte er die Hand aus und berührte mein Gesicht. »Für eine wirkliche Vereinigung ist es nicht notwendig, dass deine menschliche Hälfte deinen Gefährten auch nur leiden kann. Sieh dir meinen Vater an. Er kann seine Gefährtin nicht ausstehen, aber sein Wolf ist zu dem Schluss gekommen, dass er lange genug allein war.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht hatte der Wolf Recht, denn als Charles’ Mutter starb, dachte ich, mein Vater würde mit ihr sterben.«
Alle wussten, wie sehr Bran seine indianische Gefährtin geliebt hatte. Ich denke, das gehörte zu den Dingen,
über die Leah, Brans derzeitige Gefährtin, nicht hinwegkommen konnte.
»Es ist also der Wolf, der die Gefährtin wählt«, sagte ich. »und dabei nimmt er den Menschen mit, ob der will oder nicht?«
Er lächelte. »Es ist nicht ganz so schlimm – außer im Fall meines Vaters, obwohl er nie ein Wort gegen Leah geäußert hat. Das würde er nie tun und auch niemandem erlauben, in seiner Hörweite ein Wort gegen sie zu sagen. Aber wir sprachen nicht von ihm.«
»Du hast also deinen Wolf auf mich gehetzt«, sagte ich, »als ich vierzehn war.«
»Bevor irgendwer sonst dich beanspruchen konnte. Ich war nicht der einzige alte Wolf im Rudel meines Vaters. Ich konnte nicht riskieren, dass mir jemand zuvorkam.« Er fuhr das Fenster hinunter, um die abgestandene Luft im Auto durch die kühlere Nachtluft zu ersetzen. Die Geräusche des Verkehrs, der an uns vorbeirauschte, wurden erheblich lauter. »Ich wartete«, flüsterte er. »Ich wusste, du warst zu jung, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Als du gegangen bist, war das eine Strafe für mich. Wir wussten es beide, der Wolf und ich. Aber während eines Vollmonds fand ich mich außerhalb von Portland, wohin der Wolf mich gebracht hatte. Dieses Sehnen … es hat mich bis nach Texas geführt, nur um sicherzustellen, dass ich dir nicht zufällig begegnen konnte. Ohne die Entfernung … ich weiß nicht, ob ich dich hätte gehen lassen können.«
Also hatte Bran doch recht gehabt, was Samuel anging. Ich konnte seine verschlossene Miene nicht ertragen und legte die Hand auf seine.
»Es tut mir leid«, sagte ich.
»Das sollte es nicht. Es war nicht deine Schuld.« Sein Lächeln wurde zu einem schiefen Grinsen, als seine Hand meine beinahe schmerzhaft fest ergriff. »Normalerweise funktionieren die Dinge besser. Der Wolf ist geduldig und anpassungsfähig. Überwiegend wartet er, bis die menschliche Hälfte jemanden findet, den sie lieben kann, und dann will er sie ebenfalls. Manchmal erst Jahre nach der Heirat. Ich habe es bewusst falsch herum gemacht und muss jetzt mit den Folgen leben. Nicht deine Schuld. Ich hätte es besser wissen sollen.«
Wenn man sich für eine Expertin für etwas hält, ist es wirklich verstörend herauszufinden, dass man tatsächlich wenig darüber weiß. Ich war mit den Wölfen aufgewachsen – und das hier war mir alles neu.
»Aber jetzt will dein Wolf mich nicht mehr?« Das klang ziemlich kläglich. Ich brauchte sein Lachen nicht, um mir das zu sagen.
»Mistkerl«, sagte ich und versetzte ihm einen Rippenstoß.
»Ich dachte, du stündest über all diesen Jungmädchenträumen«, sagte er. »Du willst mich nicht als Gefährten, Mercy; warum bist du dann sauer, weil mein Wolf schließlich eingestanden hat, dass er besiegt ist?«
Wenn er gewusst hätte, wie deutlich mir diese letzte Äußerung sagte, dass er schwer gekränkt war, weil ich ihn abgewiesen hatte, hätte er sich vielleicht die Zunge abgebissen. War es besser, darüber zu reden – oder sollte ich es einfach durchgehen lassen?
Hey, ich mag Mechanikerin sein und nicht oft Make-up auflegen, aber ich bin immer noch eine Frau: Es war Zeit, die Sache auszudiskutieren.
Ich schubste ihn. »Ich liebe dich.«
Er verschränkte die Arme und lehnte sich zur Seite, damit er mich sehen konnte, ohne den Hals zu drehen. »Ach ja?«
»Ja. Und du bist attraktiv – und ein fantastischer Küsser. Und wenn dein Vater sich nicht
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