Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Klimaanlage so weit nach unten, dass echte Kälte in der Luft hing, besonders bei Nacht.
Ich stieg ins Bett, zog die Decke bis ans Kinn und schloss die Augen.
Warum hatte der Stock auf meinem Bett gelegen?
Ich setzte mich auf und schaute den Wanderstab an, der auf dem Boden lag. Selbst im Dunkeln wusste ich, dass es der gleiche war, den ich bei O’Donnell gesehen hatte. Ich achtete darauf, beim Aufstehen nicht auf ihn zu treten, und schaltete das Licht ein.
Das graue, deutlich gemaserte Holz lag unschuldig auf dem Boden, auf einer grauen Socke und einem schmutzigen T-Shirt. Ich bückte mich und berührte den Stab vorsichtig. Unter meinen Fingerspitzen war er kühl und fest und hatte nichts von der magischen Ausstrahlung an sich, die in O’Donnells Haus von ihm ausgegangen war. Für einen Augenblick fühlte er sich an wie ein ganz gewöhnlicher Stab, dann pulsierte eine schwache Spur von Magie auf und verschwand wieder.
Ich holte mein Handy heraus und rief die Nummer an, von der aus sich Onkel Mike bei mir gemeldet hatte. Es klingelte lange, bevor jemand an den Apparat ging.
»Onkel Mikes Bar«, antwortete die nicht besonders fröhliche Stimme eines Fremden, kaum zu verstehen in einer Kakophonie von Heavy Metal, Stimmen und einem plötzlichen lauten Scheppern, als hätte jemand einen Stapel Geschirr fallen lassen. »Merde. Mach das sauber. Was wollen Sie?«
Ich nahm an, der letzte Satz galt mir.
»Ist Onkel Mike da?«, fragte ich. »Sagen Sie ihm, Mercy ist am Apparat, und ich habe etwas, was ihn interessieren könnte.«
»Warten Sie.«
Jemand stieß ein paar scharfe Worte auf Französisch aus und rief dann: »Onkel Mike, Telefon!«
Eine andere Stimme rief: »Schafft den Troll hier raus.«
Dann folgte ein sehr tiefes Murmeln: »Ich würde wirklich gerne sehen, wie du den Troll rausschaffst. Ich werde dein Gesicht fressen und deine Zähne ausspucken.«
Dann sagte Onkel Mikes vergnügte irische Stimme: »Hier spricht Onkel Mike. Was kann ich für dich tun?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete ich. »Jemand hat heute Abend einen gewissen Wanderstab auf mein Bett gelegt.«
»Ach ja?«, sagte er sehr leise. »Tatsächlich?«
»Was soll ich mit ihm machen?«, fragte ich.
»Was immer er zulässt«, erwiderte er in einem seltsamen Tonfall. Dann räusperte er sich und klang wieder mehr so wie er selbst. »Nein, ich weiß, worum es dir geht. Ich denke, ich werde jemanden anrufen und mich erkundigen, was diese Person von der Sache hält. Wahrscheinlich wird sie auch diesmal kommen und ihn abholen. Warum stellst du ihn nicht raus? Lehn ihn einfach gegen dein Haus. Ihm wird nichts zustoßen, auch wenn niemand ihn abholt. Und wenn jemand es tut, wird diese Person dich und den Wolf nicht stören.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, Mädchen. Und jetzt muss ich einen Troll rauswerfen.« Er legte auf.
Ich zog mich wieder an und brachte den Stab nach draußen. Samuel war noch nicht wieder da. Und in Adams Haus brannte immer noch Licht. Ich starrte den Stab noch ein paar Minuten an und fragte mich, wer ihn auf mein Bett gelegt hatte und zu welchem Zweck. Schließlich lehnte
ich ihn gegen die neue Verkleidung meines Trailers und ging wieder ins Bett.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, war der Stab weg und Samuel schlief. Ich hätte ihn beinahe geweckt, um zu erfahren, was er Adam gesagt hatte, oder ob ihm aufgefallen war, wer den Stab geholt hatte, aber die Arbeitsstunden konnten für einen Arzt in der Notaufnahme ziemlich brutal sein. Wenn er nicht aufgewacht war, weil ich ihn anstarrte, dann brauchte er seinen Schlaf. Ich würde schon früh genug herausfinden, was passiert war.
Adams SUV stand neben der Tür zu meinem Büro, als ich die Werkstatt erreichte. Ich parkte so weit davon entfernt, wie ich konnte, auf der anderen Seite des Parkplatzes – wo ich mein Auto immer abstellte.
Er stieg aus, als ich auf den Parkplatz fuhr und lehnte sich gegen die Autotür, als ich näher kam.
Ich habe nie einen Werwolf gesehen, der fett oder nicht in Form gewesen wäre; der Wolf ist dafür zu ruhelos. Dennoch war Adam ein wenig breiter, aber durchaus gut proportioniert. Seine Farben waren ein wenig heller als meine – was bedeutete, dass er immer noch gebräunte Haut und dunkelbraunes Haar hatte, das er nur ein klein bisschen länger trug, als es beim Militär erlaubt war. Die breiten Wangenknochen ließen seinen Mund ein wenig schmal wirken, aber das lenkte nicht von seiner Schönheit ab. Er sah nicht aus wie ein
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