Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
gemacht hatten?«
»So klang es für mich«, sagte Adam. »Und nur mit seiner Zeugenaussage und der Zustimmung ihres Schöpfers konnte sie gegen die Verräter vorgehen.«
»Macht Sinn«, meinte Paul fast scheu. »So wie die Siedhe funktioniert … wenn er ihr gehörte – dann ist seine Zeugenaussage auch die ihre. Wenn diese zwei ihr aufgedrängt wurden, konnte sie nicht befehlen, die zwei zu töten. Sie würde Bestätigung von außen brauchen.«
Ich fragte mich, ob ich in eine Falle gelaufen war. Ich dachte an Wulfes ach so praktische Hilfe, als ich Andre umgebracht hatte. Er hatte gewusst, dass ich nach Andre suchte
– ich hatte seine Heimstatt gefunden, bevor ich Andres fand. Ich hatte gedacht, er hätte es aus ganz eigenen Gründen vor seiner Herrin verborgen … aber vielleicht hatte er das nicht. Vielleicht hatte Marsilia alles geplant.
Mein Kopf tat weh.
»Vielleicht haben wir den falschen Vampir verdächtigt, Marsilias Siedhe übernehmen zu wollen«, meinte Adam.
Ich dachte an den Vampir, der Bernards Schöpfer gewesen und da gewesen war, um diesen … Prozess … zu beobachten.
Ich wollte nicht mitfühlend sein; ich wollte Marsilia einfach für das hassen, was sie Stefan angetan hatte. Aber ich hatte meine Erfahrungen mit dem Bösen und all seinen Erscheinungsformen gemacht, und dieser Vampir, Bernards Schöpfer, hatte jede Alarmglocke zum Läuten gebracht, die ich hatte. Nicht alle Vampire waren böse … ich wünschte mir plötzlich, ich könnte sagen, alle außer Stefan. Ich hatte seine Menagerie getroffen, diejenigen, die Marsilia getötet hatte – und ich wusste, dass Stefan für die meisten von ihnen, außer den ausgesucht wenigen, die zu Vampiren wurden, ihr Tod sein würde. Trotzdem – der andere Vampir hatte auf meiner ›Holt mich hier raus‹-Skala einen ziemlich heftigen Ausschlag ausgelöst. Da war etwas in seinem Gesicht gewesen …
»Macht mich froh, ein Werwolf zu sein«, sagte Darryl. »Ich muss mir nur Sorgen darüber machen, wann Warren seine Selbstbeherrschung verliert und mich herausfordert.«
»Warrens Selbstbeherrschung ist sehr gut«, meinte Adam. »Ich würde nicht allzu bald damit rechnen, dass er sie verliert.«
»Besser Warren als Stellvertreter als ein Kojote im Rudel«, sagte Aurielle scharf.
Die Atmosphäre im Auto schlug um.
Adams Stimme war sanft. »Findest du?«
»Rielle«, warnte Darryl.
»Finde ich.« Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Sie war eine Highschool-Lehrerin, Darryls Gefährtin, was sie zu … nicht wirklich dem Dritten im Rudel machte – das war Warren. Aber zweieinhalb, direkt unter Darryl. Ich ging davon aus, dass ihre Position nicht viel niedriger gewesen wäre, wäre sie ein Mann.
»Anders als Vampire neigen Wölfe dazu, ziemlich geradeheraus zu sein«, murmelte ich und bemühte mich, nicht verletzt zu sein. Ablehnung war nichts Neues für einen Kojoten, der von Wölfen aufgezogen worden war. Ich hatte den Großteil meines Erwachsenenlebens damit verbracht, davor zu fliehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass Erschöpfung und Verletzung die idealen Bedingungen für Offenbarungen waren, aber da hatte ich es. Ich hatte meine Mutter und Portland verlassen, bevor sie mich auffordern konnte, zu gehen. Ich hatte allein gelebt, auf eigenen Füßen gestanden, weil ich mich nicht auf irgendjemand anderen stützen wollte.
Ich hatte meine abwehrende Haltung gegenüber Adam als Kampf ums Überleben gesehen, um das Recht, meine eigenen Handlungen zu bestimmen, statt ein Leben lang Befehle zu befolgen … weil ich gehorchen wollte. Die Pflichterfüllung, an der sich Stefan mit solch furchtbarer Starrköpfigkeit festklammerte, war das Leben, das ich zurückgewiesen hatte.
Was ich nicht gesehen hatte, war die Tatsache, dass ich
nicht bereit gewesen war, mich wieder in eine Situation zu bringen, in der ich abgelehnt werden könnte. Meine Mutter hatte mich als Baby an Bran übergeben. Ein Geschenk, das er zurückgegeben hatte, als ich … unbequem wurde. Mit sechzehn war ich wieder bei meiner Mutter eingezogen, die mit einem Mann verheiratet war, dem ich nie begegnet war, und zwei Töchter bekommen hatte, die nichts von meiner Existenz gewusst hatten, bis Bran meine Mutter anrief, um ihr zu sagen, dass er mich nach Hause schickte. Sie waren liebenswert und großzügig gewesen – aber es war nicht einfach, mich zu belügen.
»Mercy?«
»Nur eine Minute«, sagte ich zu Adam. »Ich bin gerade mitten in einer Erleuchtung.«
Kein Wunder, dass ich mich
Weitere Kostenlose Bücher