Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
Grinsen verblasste. »Ich habe Gäste, Mercy. Die meisten Scheidungen sind schmutzig und schmerzhaft für alle Beteiligten. All dieser Schmerz kann sich gegen die falschen Leute richten. Manchmal brauchen sie einen Ort, an dem sie sich für eine Weile sicher fühlen können - und wenn auch noch ein Schwimmbad und ein heißer Whirlpool im Garten stehen, umso besser.«
Kyle versteckte Leute in seinem Haus, Kinder, die Sicherheit brauchten. Sam knurrte. Ich legte ihm eine Hand auf den Kopf, aber Kyle schien nicht zu verstehen, dass Sams Reaktion ein wenig extrem war, selbst für einen Wolf, der Kinder liebte. Hier und jetzt wurde niemand verletzt.
»Ja« - Kyle ging weiter die Treppe hinunter -, »ich stimme dir zu, Samuel. Das sind die Männer, die ich mir vor Gericht wirklich gerne vornehme.« Er zögerte. »Und manchmal auch die Frauen. Missbrauch und Gewalt gibt es von beiden Seiten. Habe ich dir je von der Mandantin erzählt, die ihrem Mann einen Auftragsmörder auf den Hals gehetzt hat?«
»Du meinst, so richtig Geld-gegen-Mord?«
Er nickte. »Für mich war es auch das erste Mal. Wer hätte je geglaubt, dass so was in unserer kleinen Stadt vorkommt? Der Killer hat ihn mit einem einzigen Schuss erledigt. Sie waren seit zweiunddreißig Jahren verheiratet, und er hat was mit der Freundin seines Enkels angefangen. Anscheinend hatte sie beschlossen, dass die Scheidung und der dicke Batzen Geld, den ich für sie ausgehandelt hatte, nicht genug waren. Sie hat sich am selben Nachmittag selbst gestellt. Schien ziemlich glücklich dabei.« In der Küche hielt er an.
»Möchtest du was essen?«
»Ich glaube, ich gehe besser«, erklärte ich ihm. »Mir wäre es lieber, wenn niemand mitbekommt, dass ich hier war.«
»Hattest du nicht diesen Wanderstab dabei? Hast du ihn im Bad liegen gelassen?«
Er war weg. Ich hatte ihn getragen, und mir war nicht aufgefallen, dass er verschwunden war. »Mach dir keine Sorgen«, meinte ich. »Er wird wieder auftauchen, wenn er will.«
Er lächelte mich begeistert an. »Stimmt. Das hat Warren erzählt. Das Ding folgt dir einfach wie ein Welpe?« Meine Antwort war ein Achselzucken. »Ziemlich cool.« An der Tür umarmte er mich und küsste mich auf die Wange. Sam hob wie ein gut erzogener Hund eine Pfote, und Kyle schüttelte die eher löwenhafte Pranke, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Pass gut auf Mercy auf«, sagte er zu Sam. »Ich weiß nicht, in was für eine Geschichte sie jetzt schon wieder verwickelt ist - aber Gefahr scheint ihr neuer zweiter Vorname zu sein.«
»Hey«, protestierte ich.
Kyle musterte mich von oben herab. »Gebrochener Arm, Gehirnerschütterung, verstauchter Knöchel, entführt...« Er ließ seine Stimme ausklingen. »Und das ist noch nicht das Ende der Liste, oder? Behalte Sam oder jemand anderen in deiner Nähe, bis es vorbei ist. Ich will nicht auf deine Beerdigung gehen müssen, Liebling.«
»Prima«, sagte ich und hoffte inständig, dass er Unrecht hatte. »Ich werde vorsichtig sein.«
»Sag einfach Warren oder mir Bescheid, wenn wir dir noch weiter helfen können.«
Ich fuhr zu dem großen Einkaufszentrum in Kennewick, weil ich den heftigen Drang verspürte, nirgendwo zu stehen, wo ich allein war - und ich wollte Tad anrufen. Ich musste quasi in der hinteren Mongolei parken, weil Samstag war und es nur noch ganz hinten Plätze gab. Aber ich war so weit von allem entfernt wie nur irgend möglich. Dann rief ich Tad an.
»Hey, Mercy«, sagte er sofort. »Dad hat mir erzählt, dass du heute Morgen in East Kennewick fast in den Showdown am OK Corral verwickelt worden wärst.«
»Stimmt. Aber lass mich dir vom gesamten Tag erzählen, und dann sag mir, was du denkst.« Ich erzählte ihm alles von Anfang bis Ende - und ließ nur aus, wo ich das Buch versteckt hatte. Als ich fertig war, folgte eine kurze Pause, während Tad über alles nachdachte. Dann fragte er: »Was genau ist dieses Buch?«
»Es ist ein Buch über das Feenvolk, das von jemandem aus dem Feenvolk geschrieben wurde«, erklärte ich ihm. »Ich glaube nicht, dass es selbst magisch ist - oder zumindest kann ich nicht spüren, dass es magisch ist, und normalerweise spüre ich so was. Es enthält jede Menge Informationen, und ziemlich viele Märchen werden aus dem anderen Blickwinkel erzählt.« Ich musste lachen. »Hat mir eine völlig neue Sicht auf Rumpelstilzchen vermittelt und eine echte Abneigung gegen Hansel und Gretel eingeimpft.«
»Nichts Schockierendes?«
»Nicht in dem
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