Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO

Titel: Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
Normalerweise spielen solche Dinge, nachdem der Wolf einmal erkannt hat, dass man seine Dominanz akzeptiert, nur noch eine Rolle, wenn er aufgeregt ist.
    »Das weißt du nicht.«
    »Weiß ich doch«, antwortete ich. »Heute ist ein Bewaffneter in mein Büro eingedrungen und hat eine Pistole auf ihn gerichtet, und er hat nicht angegriffen, weil ich ihn gebeten habe, es nicht zu tun - und weil jemand, ein Kind, vielleicht im Kreuzfeuer verletzt worden wäre.«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Für mich ist sehr wichtig, dass du mir genau sagst, was nicht stimmt«, sagte er.
    Aber ich unterbrach ihn. »Nein, ist es nicht. Wenn ich dir erzähle, dass Samuels Wolf die Kontrolle übernommen hat, musst du ihn umbringen.« Er sagte nichts.
    »Vielleicht könntest du es dir leisten, ein wenig nachsichtiger zu sein, wenn er nicht dein Sohn wäre. Oder wenn du deine Position als Marrok nicht eingesetzt hättest, um Wölfe in die Öffentlichkeit zu zwingen, die lieber weiter im Verborgenen gelebt hätten. Aber dadurch hast du eine Menge moralische Unterstützung verloren, die du noch nicht zurückgewonnen hast. Wenn du jetzt die Regeln auch nur ein wenig lockerst... Na ja, wahrscheinlich wirst du nicht deinen Rang verlieren - aber es könnte zu einer Menge Leichen führen. Vielleicht mehr, als man den Menschen so einfach erklären kann.« Ich hatte viel darüber nachgedacht. Ich ließ meine Erklärung eine Weile wirken. Wir brauchten diese Woche, um Sams Gnadenfrist vor den anderen Wölfen rechtfertigen zu können.
    »Bleib in der Nähe des Telefons«, sagte er und legte auf.
    Sam schaute mich an und seufzte, dann ließ er sich auf die Seite fallen. Er sah aus wie ein Fellteppich.
    Als das Telefon wieder klingelte, hatte ich Charles, Samuels Bruder und Brans Vollstrecker, in der Leitung. »Mercy?«
    »Ich bin da.«
    »Erzähl mir von Samuel.«
    »Ist es sicher?«
    »Das werde ich nicht wissen, bis du es mir erzählt hast, oder?« ersuchte er, witzig zu sein? Bei Charles war ich mir nie sicher. Von all den Wölfen des Marroks war sein jüngerer Sohn der bedrohlichste - zumindest für mich.
    »Ich meinte für Samuel.«
    »Ich habe den Befehl«, sagte er, und ich konnte in seiner Stimme ein kühles Lächeln hören, »den Inhalt dieses Gespräches für mich zu behalten.«
    »In Ordnung.« Ich räusperte mich und erzählte Charles alles - von meiner Entdeckung, dass Samuel versucht hatte, Selbstmord zu begehen, bis zu Kelly Hearts Versuch, Adam festzunehmen.
    »Er hat mit Kindern gespielt?«, fragte Charles.
    »Ja, habe ich doch gesagt. Maia ist auf seinen Rücken geklettert und ist auf ihm geritten, als wäre er ein Pony. Es war nur gut, dass sie keine Sporen hatte.« Sam lag immer noch auf dem Boden als würde er schlafen - aber jetzt wedelte er zweimal mit dem Schwanz.
    »Das ist gut, oder?«, fragte ich. »Es bedeutet, dass er noch ein wenig Zeit hat.«
    »Vielleicht«, antwortete Charles. »Mercy, bei Werwölfen - wir alle haben verschiedene Beziehungen zu unseren Wölfen.« Charles redete normalerweise nicht besonders viel, und wenn er mal sprach, dann normalerweise sehr bedächtig, als hätte er über jeden Satz zweimal nachgedacht, bevor er ihn nach außen dringen ließ. Bran klang am Telefon genauso, aber Charles sprach immer so, selbst wenn man ihm gegenüberstand.
    »Stell dir Werwölfe wie siamesische Zwillinge vor. Manche von uns sind recht eigenständig und teilen fast nichts mit unseren Wölfen. Nur zwei Wesenheiten in einer Haut - wir alle beginnen unsere Existenz so. Wenn unsere Menschenseite fähig ist, die Kontrolle zu übernehmen, handeln Wolf und Mensch einen... ›Waffenstillstand‹ ist das falsche Wort. ›Gleichgewicht‹ ist besser. Und genauso wie unsere menschliche Seele Teile von dem verliert, was uns menschlich macht, so verliert der Wolf Teile von dem, was ihn wölfisch macht.«
    »Also ist Samuels Wolf nicht gefährlich?«
    »Nein«, sagte er schnell, und Sam hob den Kopf, rollte wieder auf den Bauch und nahm eine sphinxartige Pose ein. »Das darfst du nie denken. Er ist nicht mehr vollständig - er ist nicht dazu gemacht, die Kontrolle zu haben. Wie ein siamesischer Zwilling teilt er sein Herz und seinen Kopf mit Samuel. Und wenn es ihm gelingt, Samuel die vollkommene Kontrolle zu entreißen, oder wenn Samuel es zulässt, wird dieses Herz aufhören zu schlagen.«
    Ich fiel auf ein Knie und legte eine Hand auf Sams Rücken, weil der Schmerz in Charles' Stimme auch in mir widerhallte. »Ich bezweifle,

Weitere Kostenlose Bücher