Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO

Titel: Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
keine Ahnung gehabt, dass das Feenvolk sich so verstecken konnte. Es war unmöglich zu sagen, ob er schon die ganze Zeit da gewesen oder ob er uns von draußen gefolgt war.
    Er trug große schwarze Stiefel, die eigentlich hätten klappern müssen. Und er hatte es nicht eilig, nach unten zu kommen und uns umzubringen, was mir verriet, dass er zu den Wesen gehörte, denen die Jagd an sich den größten Spaß macht. Er war kein Riese, trotz meiner sarkastischen Namensgebung der zwei Waldwesen, weil Riesen eher tierisch waren, mehr Instinkt als Intelligenz. Die tierischen Angehörigen des Feenvolks, welche den Aufstieg der Metall schwingenden Menschen überlebt hatten, waren von den Grauen Lords getötet worden. Instinktives Verhalten sorgte nicht dafür, dass man besonders gut darin war, sein Wesen vor den Menschen zu verstecken - und das Feenvolk hatte jahrhundertelang versucht, so zu tun, als hätte es sie außerhalb von Märchen und Folklore niemals gegeben. Aber der Größe der Füße nach zu schließen war er groß genug.
    Sam erregte meine Aufmerksamkeit, indem er mit dem Kopf gegen meine Hüfte stieß - dann verschwand er unter dem Schreibtisch. Er hatte vor, das Waldwesen zu überrumpeln. Gut zu wissen, dass Sam noch bei mir war.
    »Das war wahrscheinlich der schlimmste Knittelvers, den ich gehört habe, seit ich dreizehn war und für die Schule ein Gedicht schreiben musste«, sagte ich zu dem wartenden Feenmann, als ich nach vorne trat, um die Treppe einsehen zu können.
    Er stand am Anfang der Treppe und war vielleicht einen Meter achtzig groß, obwohl seine Füße fünfzehn Zentimeter länger waren, als ich es je bei einem normalen Menschen gesehen hatte. Er hatte rotes, lockiges Haar und ein angenehm fröhliches Gesicht - wenn man sich seine Augen nicht zu genau ansah. Gekleidet war er in einfache Hosen und ein rotes T-Shirt mit blauer Krawatte. Das Hemd passte farblich zu der roten Stoffschürze, die er über seiner Kleidung trug. Auf dem Brustteil der Schürze war der Name eines Feinkostladens eingestickt.
    In seiner rechten Hand hielt er ein Metzgermesser.
    Er verströmte den süßlich-metallischen Geruch von Blut, mit einem Unterton, der ihn als den zweiten der Fröhlichen Grünen Riesen identifizierte, die den Laden auseinandergenommen hatten. Der verdammt starke, der ein gefülltes Bücherregal geworfen hatte.
    »Ah«, sagte er, »ein Heindringling. Wie drollig.« Er lockerte seinen Nacken, indem er den Kopf erst auf die eine, dann die andere Seite legte. Sein Akzent war so heftig, dass ich ihn nur schwer verstehen konnte. Eindringling, dachte ich, nicht Heindringling.
    »Drollig?« Ich ließ mir das Wort über die Zunge gleiten, dann schüttelte ich den Kopf. »Eher schicksalhaft. Zumindest für dich.« Im Zweifelsfall selbstbewusst klingen - das verwirrt die Kerle, die den Boden mit einem wischen wollen. Es half auch, dass ich eine Geheimwaffe in der Hinterhand hatte. »Was habt ihr mit Phin gemacht?«
    »Phin?« Er ging drei Stufen weiter und blieb dann lächelnd stehen. Entweder wartete er darauf, dass ich weglief - oder er schob wie eine gelangweilte Katze einfach den Nervenkitzel des Tötens noch hinaus. Große Teile des Feenvolks sind eigentlich Räuber, und auf ihrem Speiseplan stehen auch Menschen.
    »Phin ist der Besitzer dieses Buchladens.« Meine Stimme war fest. Ich gab mich nicht der Illusion hin, dass ich plötzlich mutiger wurde, aber nach allem, was mir in letzter Zeit passiert war, verlor Angst langsam ihre Neuartigkeit.
    »Vielleischt hab isch ihn gefressen.« Er lächelte. Seine Zähne waren schärfer als die eines Menschen - und er hatte mehr davon.
    »Vielleicht gehörst du zum Feenvolk und kannst nicht lügen«, antwortete ich. »Also solltest du dich an die Fakten halten und meine Geduld nicht mit ›Vielleichts‹ strapazieren. Also, wo ist Phin?«
    Er hob seine linke Hand und machte eine Geste in meine Richtung. Dämmrige grüne Funken erstreckten sich zwischen uns und blieben für einen Moment in der Luft hängen, bis einer davon mich berührte. Er fiel auf den Boden, und alle anderen folgten. Sie glitzerten kurz auf dem Boden, dann verloschen sie.
    »Was bist du?«, fragte er und legte den Kopf schief wie ein verwirrter Wolf. »Keine Hexe. Isch kann Hexen in meim Kopf spür'n.«
    »Bleib da stehen«, sagte ich und zog meine Sig Sauer aus dem Holster.
    »Du bedrohst mich damit?« Er lachte.
    Also erschoss ich ihn. Dreimal direkt übers Herz. Es warf ihn nach hinten, aber

Weitere Kostenlose Bücher