Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO
reagieren konnte, drehte Adam sich herum und rammte das Schienbein seines freien Beins gegen Pauls Brust. In Karatefilmen zerbrechen sie Selleriestangen, um das Geräusch von brechenden Knochen zu imitieren. Vertrauen Sie mir, mein Gehör ist sehr gut, und ich weiß über so was Bescheid: Pauls Rippen klangen nicht mal ansatzweise wie Sellerie. Ein Mensch wäre nach diesem Schlag vielleicht gestorben; auf jeden Fall hätte er Wiederbelebungsmaßnahmen gebraucht. Werwölfe waren da härter.
Pauls Hand knallte auf die Matte.
»Er ergibt sich«, sagte Adam.
»Adam gewinnt«, verkündete Darryl. »Nimmst du Pauls Kapitulation an, Alpha?«
»Das tue ich«, antwortete Adam.
»Dieser Kampf ist vorbei«, sagte Darryl.
Adam beugte sich zu Paul runter. »Der Schneid, den Mary Jo dir im ersten Kampf abgekauft hat, hat mir die Möglichkeit gegeben, mir etwas auszudenken, was dir wehtut - ohne dass ich dich töten musste. Du kannst ihr für dein Leben danken.«
Paul bewegte den Kopf und bot Adam seine Kehle dar. »Das werde ich, Alpha.«
Adam lächelte. »Ich würde dir ja aufhelfen - aber ich glaube, erst sollte sich Warren mal deine Rippen anschauen. Eine punktierte Lunge pro Tag ist genug.«
Ich hatte während des gesamten Kampfes auch Henry im Auge behalten. Und ich schaute genau in dem Moment zu ihm, als er auf die Matte trat.
»Alpha«, rief er. »Ich ford…« Er schaffte es nicht mehr, das ganze Wort auszusprechen - weil ich die Sig Sauer meines Pflegevaters zog und ihm in die Kehle schoss. Für den Bruchteil einer Sekunde starrten ihn alle an, als würde niemand verstehen, wo das ganze Blut herkam.
»Stoppt die Blutung«, sagte ich, auch wenn ich keinerlei Anstalten machte, es selbst zu tun. »Das war eine Bleikugel. Er wird sich erholen.« Auch wenn er für eine ganze Weile nicht reden würde - oder Adam herausfordern. »Wenn er stabil ist, packt ihn in den Käfig, wo er keinen Ärger mehr anzetteln kann.«
Adam schaute mich an. »Nur dir würde ich zutrauen, eine Pistole mit zu einem Faustkampf zu bringen«, sagte er voller Bewunderung. Dann schaute er zu seinem Rudel. Unserem Rudel. »Tut, was sie gesagt hat.«
12
A ls das Rudel Adam im Triumphzug ins Haus geleitete, blieb ich mit Jesse und Sam zurück - beide wirkten ziemlich fertig. Paul hatte das Dojo auf dieselbe Art verlassen wie Mary Jo, auf der Bahre - und jetzt sollte er sich zusammen mit ihr in einem der Kellerräume ausruhen, die als Rudelbesitz betrachtet wurden und nicht als Adams. Jedes Mitglied des Rudels konnte einen für sich beanspruchen, um zu schlafen oder zu lesen oder was auch immer sie brauchten - und taten es auch regelmäßig. Mit Adam im Haus würden weder Paul noch Mary Jo während der Heilung ein Problem mit ihrer Kontrolle haben - ihre Wölfe wussten, dass der Alpha anwesend war, um ihre Sicherheit zu garantieren.
Es hatte einige schreckliche Seiten, ein Werwolf zu sein. Jede Menge schreckliche Seiten. Aber es gab auch ein paar Sachen, die in Ordnung waren - und manches war sogar toll. Eins davon war, immer zu wissen, dass man einen sicheren Ort hatte, solange es den Alpha gab.
Henry war, soweit ich wusste, nicht am Blutverlust gestorben, und wahrscheinlich war er schon geheilt. Eine Kugel ist keine große Sache und hinterlässt ein sauberes Loch, wenn sie auf dem Weg durch den Körper auf keinen Widerstand trifft - wie einen Knochen. Er würde noch vor Paul oder Mary Jo wieder auf den Beinen sein. Natürlich war noch die Frage, was danach mit ihm passieren würde. Ich nehme an, das war Adams Entscheidung.
Warren blieb ebenfalls zurück, bis alle außer mir, Sam und Jesse verschwunden waren. Und dann schloss er die Tür.
»Adam wird dich in ungefähr fünf Minuten vermissen«, erklärte er mir. »Und in sechs Minuten musst du ihn nach oben und ins Bett schaffen, ohne das gesamte Rudel wissen zu lassen, dass der Mann in zehn Minuten bewusstlos wird.«
»Ich weiß«, sagte ich.
Der große Cowboy lächelte müde, obwohl er wie ich nichts getan hatte, außer den Kampf zu beobachten. »Das war ein ziemlich netter Kampf. Ich nehme an, er hätte Paul auch besiegen können, ohne dass Mary Jo eingegriffen hätte.«
Ich nickte. »Aber jetzt ist Paul wieder im Rudel, glücklicher als vorher. Und ich glaube nicht, dass das ohne Mary Jo möglich gewesen wäre.«
»Ich hasse diesen Teil«, sagte Jesse erschüttert.
»Der Teil, wo alle sicher sind und du nur eine ruhige Ecke finden willst, um wie ein Säugling zu heulen?«
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