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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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Krankenwagen.«
    Nicole war mir auf den Fersen gefolgt. »Ich glaube, das bringt nichts mehr.«
    »Heimleiterin?« Ich beugte mich über ihr Gesicht. Das Blut aus einer Platzwunde gerann bereits. Ihre Augen waren bleich, ihr Körper entsetzlich leblos.
    »Sie ist tot«, verkündete Nicole.
    »Aber …« Ich konnte es nicht glauben und tastete nach dem Puls. Nichts. »O mein Gott.« Sie war tot. Am liebsten hätte ich laut jubelnd Luftsprünge gemacht. Oder geweint. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir verschwinden und tun so, als sei nichts gewesen. Wenn der Nachtpfleger kommt und sich zum Dienst meldet, wird er sie finden.«
    »Das ist herzlos.«
    »Sie hat es nicht besser verdient. Überleg mal. Wenn wir jetzt die Pferde scheu machen, kommt Ms. Asura zurück und bringt uns alle irgendwo hin. Lass uns das Essen kochen, an das du schon die ganze Zeit denkst. Dann feiern wir ein bisschen mit Bodie und Sema und gewinnen ein wenig Zeit.«
    Ich nickte. Sie hatte recht. Es war wie ein Kurzurlaub, ein kleines Geschenk. »Aber …«
    Nicole sah mich nur wortlos an. Ihre Miene duldete keinen Widerspruch.
    »Ach, vergiss es. Wir wollen kochen.« Lächelnd schloss ich die Tür hinter uns. »Und Enid mit nach unten nehmen.«
    Nicole lächelte ebenfalls. »Super Idee.«
    Ich öffnete die Tür des Grünen Zimmers, warf einen Blick aus dem großen Panoramafenster und erstarrte.
    »Ich beobachte schon die ganze Zeit, wie es heranzieht.« Enid wies auf das Fenster.
    Nicole war zwei Schritte hinter mir. »Was ist los?«
    Ich zeigte mit dem Finger. »Hast du in letzter Zeit aus dem Fenster geschaut? Das da draußen sind Tornadowolken.«
    Der Himmel hatte eine unheilverkündende erbsengrüne Färbung angenommen. Am Horizont ballten sich schwarze Wolken zusammen. »Als ich mit Kirian draußen war, war es zwar recht windig, aber nicht so. Hast du heute den Wetterbericht gesehen?«, fragte ich Nicole.
    Sie schüttelte den Kopf und betrachtete besorgt den stürmischen Himmel. »Es ist noch viel zu früh im Jahr.«
    »Ist es nicht. Ich erinnere mich an die Tornados von vierundsechzig. Sie fingen vor der Fastenzeit an und hörten erst im August wieder auf.« Enid erschauderte. »Wir haben in diesem Jahr mehr Zeit im Keller verbracht als auf den Feldern. Habt ihr hier einen Keller, meine Lieben?«
    Ja und nein. Der Schutzkeller wurde als Lagerraum genutzt und war von der Heimleiterin zur Tabuzone erklärt worden. Der Heimlegende nach hatte sich ein Bewohnerpärchen vor langer Zeit öfter in diesen Keller zurückgezogen. Das Mädchen war schließlich schwanger geworden, worauf die Insassen Anweisung erhalten hatten, sich bei Alarm in den Badezimmern zu verstecken.
    »Möchten Sie mit nach unten in die Küche kommen, Miss Enid? Juliet wird uns etwas Leckeres kochen.« Nicole zog mich vom Fenster weg. Am sichersten würde es im Notfall im Erdgeschoss und in der Mitte des Hauses sein.
    Die Miene der alten Dame hellte sich auf. »Das klingt wunderbar. Aber bringen wir uns damit nicht in Schwierigkeiten?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. »Diesmal nicht. Sie kann Ihnen nichts mehr tun.«
    »Sie wird nie wieder jemandem Schaden zufügen.« Nicoles Ausspruch gab meine Erleichterung wieder.
    »Worauf warten wir dann?« Enid schleuderte die Bettdecke weg. Aber sie konnte die Beine nicht über die Matratze schwingen und sich auch nur wenige Sekunden lang aufrecht halten. Sie sank zurück aufs Bett. »Ach herrje, ich bin ein bisschen schwach. Ich glaube, ich bleibe lieber hier, falls das in Ordnung ist.«
    »Klar«, erwiderte ich, obwohl ich sie lieber gezwungen hätte mitzukommen, weil unten weniger Gefahr drohte.
    »Wir bringen Ihnen etwas zu essen, wenn es fertig ist.« Nicole tätschelte ihr die Hand.
    »Ausgezeichnet. Dann können Sie mir ja auch erzählen, aus welchem Anlass gefeiert wird.«
    »Wird gemacht.« Ich wollte Nicole aus dem Zimmer folgen.
    »Warum schicken Sie nicht Bodie hoch? Er und Sema können mir Gesellschaft leisten. Sie waren vorhin so bedrückt.«
    Ein Donnerschlag ließ das Haus erbeben und die Fensterscheiben in ihren Rahmen erzittern. Bei jedem Regenschauer bekam ich Herzrasen.
    Ich hielt inne. Seit meiner Rückkehr hatte ich keines der beiden Kinder gesehen. »Wo sind sie?«, fragte ich Nicole.
    Nicole zuckte mit den Schultern. Ihre Augen weiteten sich, und sie erbleichte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Auch Enid wurde blass. »Ich dachte, sie wären bei Ihnen. Sie haben gesagt, sie würden mit

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