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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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und sah zu, wie er mit Ms. Asura in den Transporter stieg. Die beiden schienen vor der Abfahrt zu streiten. Dann sammelte ich die Überreste des Picknicks ein und versteckte sie tief in der Hecke. Schließlich würde ich diejenige sein, die Prügel bezog, wenn die Heimleiterin sie fand.
    Nicole erwartete mich in der Küche. »Möchtest du zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«

[home]
    Kapitel 37
    M eridian, kannst du es mir nicht erzählen, während wir auf Tony warten?« Tens saß mit seinen Holzklötzchen auf dem Sofa und schnitzte an einem hamstergroßen Glühwürmchen.
    Ich schüttelte den Kopf, ohne mir die Zeit für Worte zu nehmen. Genau hier stand es. Ich klebte einen Post-it-Zettel zwischen die Seiten des Buches meiner Tante.
    Donner grollte, diesmal ein Stück näher. Ein Blitz erhellte den Himmel. »Wurde ein Unwetter vorhergesagt?« Ich sah Tens an.
    »Ich schaue nach.« Er klappte den Laptop auf und musterte den Bildschirm.
    Ich las weiter die dünne Handschrift im Fenestra-Buch. Verschleierte Erinnerungen. »O nein.« Tens’ Stimme riss mich aus meiner Konzentration.
    »Was ist?«
    »Drei schwere Gewitterfronten sind im Anmarsch auf Marion County. Also hierher.«
    Das Dach erbebte. Es klang, als hätte jemand einige Eimer voller Golfbälle darüber ausgekippt.
    Als Custos winselte, standen wir auf und gingen zum Fenster.
    Riesige Hagelkörner bedeckten den Boden und bildeten eine weiße Schicht. Im nächsten Moment donnerte es wieder kräftig. Fast in derselben Sekunde blitzte es. Die Lampen flackerten.
    Tens griff nach dem Laptop und las weiter. »Hier stehen Anweisungen zum Verhalten bei einem Tornado.«
    »Tornado? Was zum Teufel macht man bei einem Tornado?«
    Scheinwerfer glitten über die Fenster der Hütte, und zum ersten Mal wurde mir klar, wie dunkel die Welt war.
    »Das ist Tony«, stellte ich fest.
    Tens nahm einen mit Strasssteinen und Gänseblümchen verzierten Regenschirm, der neben der Tür lehnte, und lief hinaus.
    Als die beiden zurückkamen, prasselte der Regen aus sämtlichen Richtungen vom Himmel, spülte die Eisbrocken in die Rinnsteine und schmolz sie von den Wegen.
    Tony, der klatschnass war und Eisstückchen im Haar hatte, ließ sich von mir ein Handtuch geben. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ihr habt gesagt, dass es wichtig ist. Von Josiah habe ich nichts mehr gehört.« Tony hängte sein Tweedsakko über eine Stuhllehne und setzte sich an den Tisch.
    »Das ist das Tagebuch meiner Familie«, sagte ich.
    »Es ist alt.« Als er keine Anstalten machte, es zu berühren, hielt ich es ihm hin. »Ich sollte Handschuhe anziehen.«
    »Es ist kein Kunstgegenstand, eher ein Arbeitsmittel.«
    »Trotzdem.« Er klappte eine Lesebrille auf, um sich die Schrift besser ansehen zu können.
    Ich wusste seine Bereitschaft zu schätzen, das, was man ihm sagte und gab, einfach anzunehmen.
    »Geht es um deinen Großvater?«, erkundigte sich Tony bei Tens.
    »Nein«, erwiderte ich, »sondern um ein Mädchen namens Prunella. Aber in Wirklichkeit ist Juliet Ambrose gemeint.«
    Begeistert richtete er sich auf und beugte sich vor. »Juliet? Du kennst Juliet Ambrose? Wo ist sie? Wie geht es ihr?«
    Tens zog die Augenbrauen hoch und bedachte mich mit einem anerkennenden schiefen Grinsen. »Du bist also dahintergekommen.«
    Ich nickte. Mein ganzer Körper vibrierte vor Aufregung.
    »Wie hieß denn dein Kinderheim?«, wollte Tens von Tony wissen.
    »St. Emiliani. Bitte erzählt es mir. Kennt ihr dieses Mädchen? Wo ist sie? Geht es ihr gut? Kann ich sie sehen? Habt ihr von Roshana gehört?«
    Tens fügte die Einzelteile zusammen. »Da haben wir’s. Möchtest du vor der Geschichte Whisky in den Tee?«, fragte er Tony.
    Ich kicherte. »Ist das dein Ernst?«
    »Deine Tante sagte immer, dass Whisky das Unmögliche möglich macht.«
    Tony schlug sich auf den Schenkel. »Keinen Alkohol. Erzähl mir einfach, was du weißt. Wenn du auch nur ahnen würdest, wie lange ich nach ihr gesucht habe, würdest du mich nicht warten lassen.«
    Ich gab Tony alle Informationen, die wir über Juliet besaßen.
    Tens kochte Tee, während draußen das Unwetter tobte und ich alles haarklein berichtete. Es war nicht viel. Das Dunklebarger, die Misshandlungen, die Aternocti.
    »Prunella war die Cousine meiner Urgroßtante Meridian. Sie war auch Krankenschwester. Sie war zwar keine Fenestra, kannte aber die Fähigkeiten meiner Tante, weil sie neunzehnhundertdreiundvierzig beinahe gestorben wäre. Sie ist

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