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Meridian

Titel: Meridian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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die alle über Neujahr nach Hause fahren wollten.«
    »Ich habe niemanden getötet.«
    »Wirklich nicht? Offenbar gibt es Zeugen, die Sie früher an diesem Tag an den Gleisen beobachtet haben. Außerdem waren Sie als eine der Ersten am Unglücksort. Als Ihr besorgter Pastor Ihnen seelsorgerischen Beistand anbot, haben Sie ihm alles gestanden und ihm gezeigt, wo Sie den Rest des Sprengstoffs versteckt haben, mit denen die Gleise und der Zug in die Luft gejagt worden sind. Anscheinend haben Sie auch Ihr Haus angezündet und Ihre Tante getötet, um Ihre Spuren zu verwischen. In Oregon haben Sie sogar ein Vorstrafenregister. Wir gehen stets sehr gründlich vor.«
    »Niemand wird Ihnen glauben. Sie sind der Täter. Woher soll ich denn den Sprengstoff haben? Außerdem waren Sie auch an der Unfallstelle.«
    »Aber ich gelte als guter Mensch und Sie als Verbrecherin. Oder haben Sie das noch nicht mitbekommen? Im Internet kann man schließlich alles kaufen. Man sagt nicht umsonst, dass es Teufelswerk ist.« Er kicherte.
    Tens stöhnte.
    »Sein Fieber steigt. Innerhalb der nächsten Stunden werden seine Organe überhitzen und ihren Dienst einstellen. Ich spüre schon, wie sein Herz schwächer wird. Schlangenbiss?«
    Schlange? Gab es hier Giftschlangen? »Sie irren sich.«
    »Was den Tod angeht, irre ich mich selten, kleines Mädchen. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
    »Was wollen Sie?«
    »Ach, endlich. Möchten Sie mir denn nichts zu trinken anbieten?«
    »Nein.«
    »Schlechte Manieren bringen Sie auch nicht weiter.«
    »Sie sind wahnsinnig«, murmelte ich, während ich auf der Suche nach einem Verbandskasten Dosen und Schränke öffnete, irgendetwas, das Aspirin oder Tylenol enthielt, um Tens’ Fieber zu senken.
    »Ganz im Gegenteil. Ich bin der vernünftigste Mensch, den ich kenne.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ihnen einen Tauschhandel anbieten.«
    »Ich habe nichts, was Sie interessieren könnte.«
    »Sind Sie sicher?« Er warf mir ein Foto zu, das meine Eltern und Sammy zeigte. Sie sonnten sich an einemPool, im Hintergrund waren Palmen zu erkennen. Ich hatte dieses Foto noch nie zuvor gesehen. Er hingegen wusste ganz genau, wo sie waren.

     
     
 
     
    Lux tenebras semper vincit.
Das Licht besiegt stets die Dunkelheit.
     
    Luca Lenci

Kapitel 33
     
     
    »Meiner Familie geht es gut.« Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich hoffte, dass er es nicht bemerkte.
    Tens warf sich hin und her und schleuderte den Waschlappen weg. Ich gab die Suche nach Medikamenten auf und goss ihm kaltes Wasser über Kopf und Torso, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Als ich ihm etwas Wasser einflößen wollte, verschluckte er sich daran.
    Perimo setzte sich und schnalzte mit der Zunge. »Tick, tock, tick, tock.«
    »Ach, halten Sie doch den Mund.«
    »Sie sollten netter zu mir sein.«
    »Warum? Bringen Sie mich sonst um?« Inzwischen hatte ich die Spielchen satt.
    »Das ist überflüssig. Warum veranstalten wir nicht ein kleines Bibel-Ratespiel? Ich zitiere einen Vers, und Sie sagen mir, aus welchem Buch er stammt.«
    »Nein.« Was meinte er damit, dass es überflüssig sei, mich zu töten?
    »Ich möchte nichts weiter, als Ihnen in den letzten Stunden Gesellschaft zu leisten. Natürlich kann ich auch nur so herumsitzen.« Er zog einen Schmollmund und lehnte sich an die Wand.
    Ich fing an, Tens’ Kopf und Arme mit Schnee zu bedecken, der schon im nächsten Moment wieder geschmolzen war.
    »Falls Sie ihm noch etwas mitzuteilen haben, bevor Sie beide bis in alle Ewigkeit auf meine Seite des Stadions überwechseln, würde ich mich beeilen. Gestehen Sie ihm all Ihre Schulmädchenphantasien. O Mann, bin ich froh, dass ich kein Jugendlicher mehr bin. Bei Shakespeare mag das ja alles recht romantisch klingen. Sie wissen ja gar nicht, wie nett Sie es hatten. Ich verspreche Ihnen, dass man Ihre Leichen finden wird und dass Ihr schriftliches Geständnis, in dem Sie sich zu all den schrecklichen Verbrechen in dieser Gegend bekennen, bei den Behörden eingeht. Ihre Eltern brauchen nicht zu erfahren, was für ein Ungeheuer sie großgezogen haben. Ehrenwort.«
    Tu es nicht. Tu es nicht.
»Wovon reden Sie?«
    »Hat Tantchen es Ihnen nicht verraten? Schande über sie. Wenn er stirbt, sterben Sie auch. Und er wird sterben. Recht bald, würde ich behaupten.« Er kicherte.
    »Das ist nicht wahr.«
    »Wirklich nicht? Als ich das letzte Mal nachgerechnet habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich schon viel länger in diesem Geschäft

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