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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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herumgeworfen wie einen Ballen Sommerheu. Aber zum Glück gebrauchten sie ihre Kraft selten, um
     anderen zu schaden. Zumindest hoffte ich das.
    Sie waren zu sechst, jeder größer als die höchsten Bäume im Wald. Und Shim, sah ich, war nicht unter ihnen. Schlimmer, ihre
     Gesichter sahen eindeutig finster und zornig aus. Als sie näher kamen und dabei die Erde mit jedem Schritt erschütterten,
     bemerkte ich, dass sie etwas hinter sich herzogen: ein großes Bündel, mit Schmutz, Torf und Dornensträuchern bedeckt.
    »Du bist entweder sehr tapfer oder sehr töricht«, erklärte eine vertraute Stimme.
    Hallia! Sie trat gerade zwischen den Bäumen hervor und verwandelte sich wieder in eine junge Frau. Rasch trat sie neben mich
     auf das Gras, ihre Hirschaugen schauten von mir zu den mächtigen Gestalten, die den Hang heraufkamen.
    Ich winkte sie zurück. »Bleib zwischen den Bäumen – wo es sicherer ist.«
    »Nicht wenn du hier bist.«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Es war richtig, dass du gleich weggelaufen bist.«
    »Bis mir klar wurde, dass du nicht mitkommst. Und dass der Sumpf viel größer geworden ist, als ich mir je hätte träumen lassen.«
     Trotzig hob sie das Kinn. »Ich bleibe bei dir, junger Falke.«
    »Aber ich . . .«
    Eine dröhnende Stimme hoch über unseren Köpfen unterbrach mich. »Sieh da! Ein Mannling und ein Weibling.« Es war eine Riesin
     unter den Ersten der Gruppe, die rostfarbenen, schlangenförmigen Haare reichten ihr bis zu den Knien. »Das bedeutet Ärger.«
    »Nein«, entgegnete ein anderer barsch. Er leckte sich die breiten Lippen. »Mmmm, das bedeutet Nahrung! Nicht viel, aber mmmehr
     als diese mmmickrigen Summmpfbeeren.«
    Er streckte die gewaltige Hand nach uns aus und griff in die Luft. Während wir noch zurückwichen, schob ein dritter Riese
     – sein dunkler Bart war mit dem gleichen Schlamm verschmutzt wie das Bündel – grob den Arm des zweiten zur Seite.
    »Lasset sie lebenen«, brummte er. »Für einen Tag habenen wir genug sterbenen gesehen.«
    Sein Gefährte ballte die Hand zur Faust. »Mmmir sagt keiner, vor allemmm du nicht, was ich zu tun habe!«
    »Das kommet, weil du so dumm bist, dass du nie andere verstehest.« Er strahlte, während die beiden anderen schallend über
     seinen Witz lachten. »Das ist wahahar, harrharr.«
    Knurrend vor Zorn schwang der veralberte Riese die Faust. Er verfehlte sein Ziel, schlug aber mehrere hohe Äste von einem
     Baum. Nadeln und abgebrochene Zweige überschütteten uns. Hallia sprang auf und wollte davonlaufen, hielt sich aber zurück.
    »Sieh da! Du kannest noch nicht mal treffenen, was du willest, hohoho.«
    Der andere Riese wollte sich auf ihn stürzen. Doch seingewaltiger Fuß stolperte über das Bündel und er verlor das Gleichgewicht. Mit wütendem Gebrüll stürzte er auf den grasigen
     Hang – so schwer, dass Hallia und ich rückwärts taumelten. Wir fingen uns gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie die beiden
     Kampfhähne anfingen zu ringen. Ihre mächtigen Körper rollten übereinander, Arme und Beine krachten auf den Boden. Die anderen
     Riesen kamen näher, um zuzuschauen, feuerten die beiden Kämpfer an und achteten nicht mehr auf das schlammbedeckte Bündel.
    Und dann stöhnte das Bündel.
    Eine Schmutzlawine fiel vom unteren Ende und gab ein paar riesige behaarte Zehen frei. Dann wieder ein Stöhnen und eine plötzliche
     Drehung – durch die noch mehr fauliger Dreck aufs Gras sprühte. Ein paar Schritte von uns entfernt öffnete sich ein feuriges
     rosa Auge und blinzelte unter dem lehmbedeckten Lid. Über dem Auge ragte eine kolossale birnenförmige Nase auf, die höhlenartigen
     Nasenlöcher waren mit Steinen, Stöcken und Modder verstopft.
    Unten am verkrusteten Kopf des Riesen fingen die Schlammschichten an zu vibrieren. Je schneller das Kinn – oder der Hals oder
     was sonst darunter lag – bebte, umso mehr Matschklumpen flogen in die Luft. Hallia wich gerade noch einem verfaulenden Ast
     aus, der neben ihr ins Gras klatschte und zersplitterte. Dann klaffte ein Riss in dem verkrusteten Berg. Langsam weitete er
     sich zu einem spaltartigen Mund.
    »Haaaaarch«, stöhnte der begrabene Riese. »Ich fühlen mich kränklich krank. Bestimmt, definitiv, absolut.«
    »Shim!« Ich erkannte seine Lieblingswendung – auchwenn seine Stimme durch die lehmverstopfte Nase unkenntlich war. Ich lief zu ihm und schrie in sein verklebtes Ohr: »Ich bin
     es! Merlin.«
    Shim runzelte die Knollennase und setzte eine

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