Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
gekostet haben, diesen Wind zu erzeugen.« Ihre Stimme war sanft, doch zugleich besorgt. »Du solltest
     dich eine Weile ausruhen.«
    »Das war ein toller Trick.« Ector stapfte herüber und trat einen halb versunkenen Ast zur Seite. »Ich weiß nicht, ob selbst
     mein Meister, der manchmal seine eigene Magie macht, das geschafft hätte.«
    Hallia ließ mich nicht aus den Augen, während sie zu dem Jungen sagte: »Und deine Schleuder – das war auch ein toller Trick.«
     Sie schaute ihn gerade lange genug an, um ihm mit den Augen zu danken. »Du hättest nicht zurückkommen müssen.«
    Er steckte die Waffe in seine Lumpen zurück und zuckte bescheiden die Schultern. »Ich bin immer froh, wenn ich mit diesem
     Ding ein bisschen in Übung bleiben kann.«
    Ich lächelte ihm matt zu.
    Hallia fuhr mir über die Stirn. »Ich mache mir Sorgen, junger Falke. Du fühlst dich . . . irgendwie krank an.«
    »Mir fehlt nichts. Ich bin nur erschöpft.« Ein kleiner Stich in den Rippen erinnerte mich an das merkwürdige Verhalten des
     Käfers. »Es ist nichts Schlimmeres passiert, als dass einer dieser Käfer . . .«
    »Dich gestochen hat?«
    »N-nein. Nicht direkt.« Ich zog meine Tunika auseinander. Da, auf meinen Rippen, lag die Schlinge eines goldenen Fadens. Flach
     ausgebreitet war sie etwa so groß wie meine Hand. Sie zitterte leicht auf meiner Haut, als wäre sie lebendig. Etwas kam mir
     sonderbar vor: Ich hatte dort, wo sie durch die Tunika gedrungen war, kein Loch gesehen.
    Hallia hielt den Atem an. Die Farbe wich aus ihren Wangen. Nervös streckte sie die Hand nach der Schlinge aus, unruhig flatterten
     die langen Finger beim Näherkommen. Gerade als sie den goldenen Faden fassen wollte,regte er sich, drehte sich und schraubte sich in die Tiefe. Er grub sich in meine Haut ohne irgendein Mal zu hinterlassen.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Ich stieß einen Schrei aus und umfasste meinen Brustkasten. Hallias Finger kratzten
     auf meiner Haut. Zu spät. Die Schlinge war verschwunden und drang tiefer in meine Brust.

XIV
DIE BLUTSCHLINGE
    D ie Schlinge sank tief in mich hinein. Ich spürte, wie sie zwischen die Rippen glitt. Und ich war mir sicher, dass sie auf
     mein Herz zusteuerte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie.
    Mit aller Konzentration versuchte ich die Kraft aufzubringen, ihr Einhalt zu gebieten. Doch in meiner Erschöpfung fand ich
     nicht die Energie dazu. Jede Magie, die ich spürte, verflüchtigte sich sofort und schneller als der Wind, den ich heraufbeschworen
     hatte. Ich konnte das Vordringen der Schlinge nicht aufhalten. Noch nicht einmal verlangsamen. Die ganze Zeit spürte ich,
     wie sie immer tiefer in mich drang.
    Ich schaute Hallia an, ihr ängstlicher Blick spiegelte meinen eigenen. »Was ist das?«
    »Ich glaube . . . mein Vater nannte es eine Blutschlinge.«
    Ector, der sich gerade über meine Brust beugte, schnappte nach Luft. Verstört fuhr er sich durch die schlammverklebten Locken.
    Blutschlinge
. Schon der Klang des Wortes ließ mich schaudern. Ich griff nach dem Lederbeutel an meiner Hüfte und klopfte darauf. »Können
     meine . . . Heilkräuter . . . helfen?«
    Hallia senkte den Kopf. »Nein. Wenn die Blutschlinge erst einmal in dir ist, kommt sie schnell voran. Es gibt keine Möglichkeit,
     sie zu stoppen.« Sie holte stockend Atemund schaute mich an. »Wenn sie schließlich dein Brustinneres erreicht hat, legt sie sich um dein Herz. Dann drückt sie zu,
     bis . . .«
    »Mein Herz . . . entzwei bricht?«
    Sie nickte, Tränen standen in ihren Augen. »Ich will dir nicht sagen, was mein Vater über den Todeskampf des Opfers erzählte.
     Nur dass . . . oh, junger Falke! Dass der Tod das Beste daran ist.«
    Die wogenden Sumpfnebel wurden dichter. Der tote Baum, der sich so dicht über unsere Köpfe neigte, schien sich immer weiter
     in den Dunst zurückzuziehen. Bald würde es Nacht sein.
    Sanft berührte Ector meine Rippen. »Du bist sehr tapfer. Es muss schrecklich wehtun.« Er wollte noch etwas sagen, unterbrach
     sich aber. »Ich wollte nur, ich könnte etwas tun.«
    »Deine Schleuder«, sagte ich matt, »ist jetzt keine große Hilfe.«
    Wieder wollte er etwas sagen, kämpfte mit den Worten und gab dann auf. Die ganze Zeit streichelte er besorgt die Haut über
     meinen Rippen. Schließlich schwand sein gequälter Gesichtsausdruck. »Warte.« Entschlossen suchte er etwas in seinem Gewand.
     »Das könnte helfen.«
    Er brachte ein burgunderfarbenes Fläschchen zum Vorschein, zog

Weitere Kostenlose Bücher