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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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zufrieden übers Haar. »Das war das Schöne daran, weißt du. Sobald
     ich erfuhr, dass ein Hirschmann den Schlüssel ins Moor gebracht hat, dachte ich mir, dass dumich irgendwann zu ihm führen würdest.« Sie deutete mit einem langen Finger auf meine Brust. »Vor allem wenn du den richtigen
     Grund dafür hättest.«
    Stirnrunzelnd zeigte sie auf ihre schattenhaften Soldaten. »Der Zeitpunkt war auch glücklich gewählt. Ich fing gerade an ein
     wenig, sagen wir,
ungeduldig
mit meinen guten Freunden hier zu werden.«
    Ein paar Moorghule murrten und spannten die Bögen, bevor Nimue sie mit einem Blick zur Ordnung rief. »Sie taten sicher ihr
     Bestes, das gebe ich zu, um unerwünschte Eindringlinge vom Moor fernzuhalten. Und um die Grenzen zu erweitern, weil ich mehr
     Platz zum Suchen brauchte. Aber sie waren keine Hilfe, als es darum ging, das zu finden, was ich wirklich wollte.«
    »Also bist du für die Zerstörung jenes Waldes verantwortlich«, sagte ich zornig. »Und auch jenes Dorfes.«
    »Oh, mehr als nur eines Dorfes, möchte ich behaupten. Und ich habe auch mehr als nur ein paar Bäume hier und dort vernichtet!
     Ihr habt ja keine Ahnung.« Sie sah sehr selbstzufrieden aus, während sie einen Funken von ihrem Kleid schnipste. »Ah, aber
     das alles war nicht so einfach, wie es klingt. Es hätte nichts gebracht, wenn
ich
die Eindringlinge aus dem Moor vertrieben hätte, oh nein. Das hätte zu viel Verdacht erregt – ganz zu schweigen von den paar
     Feinden, die ich noch auf dieser überalterten Insel habe.«
    Sie machte eine Pause und zog ihren silbrigen Schal zurecht. »Die Lösung war natürlich, einen großen Teil meiner Macht – nicht
     alles, wohlgemerkt, aber genug, um schwere Verheerung anzurichten – an andere abzugeben.« Nachdenklich betrachtete sie einen
     Augenblick die Moorghule. »Am besten an Leute, die fast so tückisch sind wie ich, wenn auch nicht so klug. So würde niemand vermuten, dass ich etwas
     damit zu tun habe.« Mit seidenweicher Stimme fügte sie hinzu: »Und die Moorghule, kann ich versichern, waren mit Vergnügen
     zur Zusammenarbeit bereit. Mehr als bereit! Wie sonst hätte ich ihnen meine eigene Magie anvertrauen können? Und meine eigenen
     Waffen?«
    Sie schnippte mit dem Finger an die Klinge meines Schwerts und ließ es leise klingen. »Daher meine Dankbarkeit und dieser
     kleine Moment der Barmherzigkeit. Also, antworte. Nimmst du mein Angebot an, den Schlüssel zu gebrauchen, oder nicht?«
    Hallias Haar leuchtete im Schein der Flammen, als sie sich zu mir beugte. »Ich vertraue ihr nicht mehr als du. Aber du kannst
     diese Möglichkeit, dein Leben zu retten, nicht ablehnen.«
    »Weise Worte, Hirschfrau.« Nimue legte die Hände an die Hüften. »Nun gut. Entscheide dich.«
    Langsam nickte ich. Mit zitternder Hand legte ich den Schlüssel an die Brust. Als er näher kam, spürte ich fast, wie sich
     die Blutschlinge um mein Herz schnürte. Mein Leben.
    »Du musst dir nur«, lockte Nimue, »ein klares Bild des Zaubers vor Augen stellen, den du brechen willst. Dann drehst du den
     Schlüssel.« Sie betrachtete den funkelnden Saphir. »Hmmm, eil dich jetzt. Allmählich langweilt es mich, barmherzig zu sein.«
    Ich holte tief Luft. Meine Brust hämmerte; jetzt schien selbst das Atmen anstrengend zu sein. Endlich konzentrierte ich meine
     Gedanken auf den Zauberbann, von demich wusste, dass er vor allem anderen zerstört werden musste.
    Plötzlich kehrte ich den Schlüssel um – und richtete ihn auf die Moorghule. Nimue schrie überrascht auf. Bevor sie noch etwas
     tun konnte, drehte ich den Schlüssel.
    Sofort gellte ein neues Geräusch durch die Luft: Schwere Ketten rissen entzwei und rasselten zu Boden. Die schimmernden Gestalten
     der Moorghule stießen einen Jubelschrei aus, der das Brausen des Feuers übertönte. Die Flammen loderten höher, zischten und
     fauchten, während sie die Waffen der Krieger verzehrten. Inzwischen verflüchtigten sich die Moorghule in die Nebel – für immer
     von Nimues Zauberbann befreit.
    Nimue ballte die Fäuste. »Wie kannst du es wagen?«, schrie sie. »Ich brauche sie noch! Ich habe weitere Pläne für sie. Und
     jetzt schweifen sie frei umher mit magischen Kräften, die mir gehören!«
    Plötzlich verschwand ihr Zorn. Ein unergründliches Grinsen zog über ihr Gesicht. »Nun, so sei es denn. Aber merk dir meine
     Worte, junger Zauberer. Mit dem Versuch, mir zu schaden, hast du nur dich selbst ins Verderben gestürzt. Oh ja!

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