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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Vollständiger,
     als du weißt.«
    Sie zog den Schal um sich und kicherte in sich hinein. Dann drehte sie sich um und schritt in die wirbelnden Wolken. Im nächsten
     Moment war keine Spur von ihr geblieben bis auf den anhaltenden Duft von Rosenblüten.

XIX
GROSSE KRAFT
    E rschöpft stützte ich mich auf meinen Stock und trieb ihn tiefer in den Schlamm. Mir schwirrte der Kopf von der intensiven
     Auseinandersetzung mit Nimue. Die Stelle zwischen den Schultern schmerzte wie nie zuvor.
    Verwirrt sah Hallia mich an. Feuerschein leuchtete in ihrem Haar. »Was ist mit den Moorghulen geschehen?
    Und warum, junger Falke, hast du dich nicht geheilt?«
    »Ich habe ihren Zorn gespürt, genau wie du. Aber ich spürte auch ihr Leid. Sie hatte die Ghule in Ketten gelegt und sie gezwungen
     ihr zu dienen. Deshalb traf ich eine Entscheidung: sie zu befreien. Und wenn das Nimues Pläne vereitelt hat, dann umso besser.«
    »Damit hattest du Recht.« Ector stapfte zu uns, sein Gesicht war mit Ruß verschmiert. Von seinem Ärmel stiegen dünne Rauchfahnen
     in die Luft. Der Junge war fast so zusammengesunken wie ich.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Mit meinem Körper? Ja.« Er schüttelte seine Locken. »Mit meinem Auftrag allerdings – bin ich gescheitert.«
    »Warum? Wir haben immer noch den Schlüssel: Ich sagte dir schon, dass du ihn deinem Meister bringen kannst, nachdem ich ihn
     benutzt habe.«
    Er seufzte. »Du kannst ihn nicht benutzen. Und er auch nicht.«
    »Warum nicht?« Ich hob den verzauberten Gegenstand, das letzte der sieben weisen Werkzeuge. »Sie hat ihn nicht mitgenommen.«
    »Aus gutem Grund«, antwortete er niedergeschlagen. Mit der geschwärzten Hand griff er danach. »Schau ihn dir nur an.«
    Hallia und ich erstarrten. Denn der Saphir leuchtete nicht mehr auf der polierten Krone. Jetzt steckte da etwas anderes an
     Stelle des Edelsteins: ein Klumpen Holzkohle. Der ganze Schlüssel hatte seinen Glanz verloren – und, wie ich spürte, etwas
     viel Kostbareres.
    Ectors Stimme klang hohl. »Bestimmt hat er mich deshalb davor gewarnt, dass jemand anders den Schlüssel benutzt! Denn die
     Zauberkraft, so groß sie auch gewesen ist, konnte nur einmal wirken. Jetzt ist mein Meister verloren.«
    Ich stöhnte und sank noch mehr zusammen, bis meine Knie auf der versengten Erde scharrten. »Genau wie ich.«
    Der Junge biss sich auf die Lippe und legte mir die Hand auf die Schulter. »Du hast es nicht gewusst.«
    »Wegen meiner Überheblichkeit! Du hast versucht es mir zu sagen. Jetzt nützt das letzte weise Werkzeug keinem mehr außer einem
     Trupp Moorghule.«
    Hallia kniff die Lippen zusammen und wandte sich zu dem tosenden Feuer, das den Baum einkreiste. »Alle Anstrengungen meines
     Vaters . . . wozu? Das würde ihn anwidern.« Sie stampfte auf den Boden. »Die Moorghule werden noch nicht einmal dankbar sein.
     Das liegt nicht in ihrer Natur.«
    Ich schüttelte trübsinnig den Kopf. »Was bin ich für einNarr!« Verdrossen wandte ich mich an Ector. »Verzeih mir, wenn du kannst.«
    Seine klaren Augen musterten mich. »Ich kann es. Ich hoffe nur, mein Meister kann mir auch verzeihen.«
    Ich ließ den nutzlosen Schlüssel auf den Boden fallen. Er spiegelte zwar immer noch den Feuerschein, doch sein inneres Feuer
     war verschwunden. »Jetzt müssen wir beide sterben.«
    »Warte.« Ector fuhr sich durch das lockige Haar. »Nicht beide. Nicht unbedingt.«
    Ich holte stockend Atem. »Wie das?«
    »Mein Meister – vielleicht kann er dich immer noch retten. Wenn wir dich rechtzeitig zu ihm bringen.«
    Hallia und ich schauten uns zweifelnd an. Ich schüttelte den Kopf. »Warum sollte er das tun? Nach dem, was ich ihm angetan
     habe?«
    Ector lächelte versonnen. »Weil, nun, er ist ein sehr guter Mensch. Und vor allem versteht er sich auf die Heilkünste. Wenn
     er dir helfen kann, wird er es tun. Da bin ich mir sicher.« Er rieb sich das geschwärzte Kinn. »Und außerdem hast du etwas,
     junger Falke – etwas Besonderes. Ich glaube, mein Meister wird das auch merken.«
    Hallia schaute in die wogenden Nebel. »Ich hoffe sehr, dass du Recht hast. Es könnte unsere einzige Chance sein.«
    Sie half mir auf die Beine. Dann humpelte ich, auf meinen Stock gestützt, hinüber zu meinem Schwert. Die Klinge leuchtete
     hell und schien mich als alten Freund zu begrüßen. Ich fasste den Griff und zog daran in der Hoffnung, es aus dem Boden ziehen
     zu können. Die Scheide drehte sich ein wenig und quietschte in der

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