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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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unserer Begegnung mit Domnu. Während ich Hallias warmen Atem im Nacken spürte, erklärte ich
     das Verschwinden des leuchtenden Anhängers und die wenn auch schwache Hoffnung, dass mir das Orakel helfen könnte ihn rechtzeitig
     zu finden. Als ich fertig war, betrachtete mich der Barde mit der struppigen Mähne einen Augenblick ernst.
    Die letzte Andeutung des Zwielichts lag auf den Falten seiner nassen Stirn, als er wieder das Wort nahm. »Hagelschlag und
     Hexenschuss, mein Junge! Du scheinst dein Teil an Schwierigkeiten anzuziehen.«
    Hallia brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Das stimmt.«
    Ich schlug mir auf den Schenkel. »Ich sollte jetzt sofortzu den Klippen gehen! Sturm oder nicht! Jede Stunde, die ich hier unterkrieche, ist verloren.«
    Hallia wollte etwas sagen, doch ein Donnerschlag schnitt ihr das Wort ab. Schließlich fragte sie: »Du willst es riskieren,
     mitten in der Nacht eine steile Felswand hinaufzuklettern, die glatt vom Regen ist? Mit Geistern des Bösen in der Nähe? Du
     bist eher tollkühn als mutig.«
    Ich wollte aufstehen. »Aber ich muss   …«
    »Sie hat Recht, Merlin.« Wieder drückte der Dichter meine Schulter und zwang mich auf meinen Platz zurück. »Bleib. In der
     Zeit, die wir noch zusammen haben, lass mich dir wenigstens erzählen, was ich über das Rad von Wye weiß.«
    Zögernd nickte ich.
    Cairpré schaute in das Dunkel hinter der tropfenden Steinplatte und fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare. »Wenn das
     Rad tatsächlich existiert und du es schaffst, es zu finden, dann stehst du nach der Legende vor einer Wahl. Einer schwierigen
     Wahl.«
    »Das Hindernis«, sagte Hallia. »Das Domnu vorausgesagt hat.«
    Ungeduldig rutschte ich auf den Steinen herum und wischte mir ein paar Wassertropfen vom Kinn. »Welche Wahl?«
    »Du wirst feststellen, dass das Rad nicht nur eine Stimme hat, sondern mehrere. Eine, nur eine einzige davon, sagt die volle
     Wahrheit. Alle anderen sind bis zu einem gewissen Grad falsch. Wenn du die richtige Stimme wählst, darfst du eine Frage stellen
     und die Antwort erfahren. Wenn du aber die falsche wählst – dann wirst du sterben.«
    Stöhnend schüttelte ich den Kopf. »Ist das alles?«
    »Nein.« Cairpré horchte einen Augenblick auf den Wind, der über die Klippen pfiff. »Die Legende sagt, das Rad von Wye wird
     einem Sterblichen nur eine Frage beantworten. Wenn du also so weit gekommen bist, stehst du vor einer Wahl, die genauso schwierig
     ist wie die erste: die Wahl deiner einzigen Frage. Entscheide klug, mein Junge. Denn nachdem das Rad geantwortet hat, wird
     es dir nie mehr etwas enthüllen.«
    Hallia beugte sich dicht an mein Ohr. »Was wirst du fragen, wenn du die Möglichkeit dazu bekommst?«
    Einen Moment überlegte ich in der Finsternis. »Die Frage, die ich stellen will – nach deren Antwort ich mich sehne. Die Frage,
     die mich mehr verfolgt als jene Geister dort oben: Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass ich meine Kräfte zurückgewinne? Selbst
     wenn ich nie fähig bin Tuathas Bahn zu folgen. Selbst wenn ich dazu bestimmt bin, zwischen den Zähnen des Drachen zu sterben.
     Diese Kräfte waren   … ich selbst.« Ich ließ den Kopf sinken. »Und doch kann ich diese Frage nicht stellen. Denn das Schicksal Fincayras hängt
     offenbar davon ab, dass ich etwas anderes frage: Wo ist der Galator?«
    Ich seufzte. »Die Wahrheit ist also   … ich weiß wirklich nicht, was ich fragen soll.«
    Ich fühlte Cairprés Blick mehr, als ich ihn sah. »Such die Antwort in dir, mein Junge. Denn die Wahl ist für jeden Menschen
     anders. Nimm zum Beispiel deine Schwester, die sich danach sehnt, zu fliegen wie ein Cañonadler. Sie würde zweifellos fragen,
     wie die Fincayraner vor langer Zeit ihre Flügel verloren – und wie es möglich wäre, sie wiederzubekommen.«
    Ich reckte meine steifen Schultern und nickte. »Und du?«
    »Ich würde nicht fragen, wo die Kreelixe sich verstecken, denn ich glaube, das kann ich allein herausfinden. Dank dem alten
     Bachod, der mir hier immer noch einiges zeigen kann – wenn dieses Unwetter je aufhört. Ich bin der Antwort jetzt näher als
     je zuvor.
Muss nur um die Kurve gehen, um an meinem Ziel zu stehen.
Nein, die Frage, die mich am meisten quält, die ich dem Orakel stellen würde, ist: Wie
bekämpft
man sie.«
    Er schaute noch finsterer drein. »In den Texten konnte ich darüber nichts finden. Ich weiß nur, dass die Waffen der Magie,
     direkt angewandt, versagen. Die alten Magier,

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