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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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an mich. Wie konnte ich ihr sagen, dass Dagdas altes Gesetz jetzt die geringste unserer Sorgen war? Und
     dass die Zukunft, die sie fürchten musste, nicht mein Leben in Britannien war, sondern mein Tod in der Schlacht gegen Rhita
     Gawr?
    Ich vergrub die Finger tief in ihrem offenen Haar. Zärtlich sagte ich das Einzige, was mir einfiel: »Nichts kann uns trennen,
     das weißt du. Keine Entfernung, keine Zeit, noch nicht einmal . . .«
    »Psst.«
Sie legte mir den Zeigefinger auf die Lippen. »Sprich nicht von solchen Dingen, noch nicht einmal von der Zukunft. Lass uns
     einfach die Gegenwart genießen, die Tage, die wir jetzt zusammen haben.«
    Obwohl ich mir wünschte, Trost in ihren Worte zu finden oder genug Zuversicht, um sie zu trösten, verspürte ich nichts davon.
     Ich wandte mich ab und streichelte nur weiter ihre Locken, deren rötlicher Glanz mich an die verlöschenden Kohlen eines Feuers
     erinnerte.
    »Ach, ihr seid also wach«, rief Rhia über uns. Sie standoben auf dem Hügel und winkte heftig. »Kommt schnell zum Frühstück, wenn ihr welches haben wollt.«
    Schweigend gingen Hallia und ich durch die spröden Halme, erklommen gemeinsam den Hang und blieben ab und zu stehen, um wieder
     zu Atem zu kommen. Kurz darauf erreichten wir den Gipfel und nach ein paar Sekunden den flachen Sternguckerstein. Rhia saß
     dort, wieder mit gekreuzten Beinen, zwischen den Resten des gestrigen Abendessens. Auf ihrer Schulter hockte Scullyrumpus
     und kaute an einer Scheibe Rote Bete.
    »Kommt«, rief Rhia mit dem Mund voller Honigwaben. »Bevor Scully alles aufisst.«
    »Geht wegweg«, keifte das kleine Tier. »Ungeschickter Mann soll nicht Frühstück stehlen!«
    Rhia hielt zwei Scheiben Honigwaben hoch. »Kümmert euch nicht um ihn. Er ist morgens einfach schlecht gelaunt.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich. Ohne den bösen Blick des Pelztiers zu beachten legte ich meinen Stock weg und setzte mich
     auf den Stein. Hallia tat es mir nach und bald aßen wir Mandeln mit Zimtcreme, Süßbeeren, würzige Streifen Lindenrinde, Brötchen
     mit Hagebuttengelee und spülten alles mit dem Rest von Rhias Himbeersirup hinunter.
    Mir war immer noch kalt, ich schlug die Arme gegen die Rippen.
    »Versuchst du wieder zu fliegen?«, fragte Rhia spöttisch. »Mit Ranken geht es leichter.«
    »Nein.« Ich ging auf ihren Scherz nicht ein. »Ich friere nur, das ist alles.« Ich schaute auf die Stelle, die vom gestrigen
     Feuer geschwärzt war. »Zu schade, dass der Wind die ganze Glut weggeweht hat. Ein Feuer wäre angenehm.«
    »Oder . . .« Rhia wickelte die Ranke auf, mit der sie den Feuerball an ihrem Gürtel befestigt hatte. »Ich weiß zwar immer
     noch nicht, wie man ihn benutzt, jedenfalls nicht so, wie er benutzt werden sollte. Aber etwas habe ich gelernt.«
    Sie legte die orange Kugel auf den Stein. Dann hielt sie die Hand darüber, so dass ihre Finger fast die glänzende Oberfläche
     berührten, und schloss die Augen. Sekunden vergingen. Mit einem jähen Blitz leuchtete die Kugel auf und glühte wie eine kleine
     Sonne.
    Hallia hielt die Luft an, während ich mich überrascht aufrichtete. Staunend schauten wir einander und dann Rhia an. Scullyrumpus
     achtete nicht auf uns, er rutschte Rhias Arm hinunter, um sich die Pfoten zu wärmen.
    Lächelnd winkte uns meine Schwester näher. »Ich weiß, eigentlich soll der Ball heilen – gebrochene Seelen, nicht gebrochene
     Knochen. Aber bis ich das gelernt habe, eignet er sich hervorragend als Öfchen. Findet ihr nicht auch?«
    »Oh ja.« Hallia zog mich näher an die leuchtende Kugel. »Und wenn er so strahlt, ist er so hübsch wie die Tupfen auf einem
     Kitz.«
    »Aber vieleviele Mal nützlicher als ein Kitz«, piepste Scullyrumpus.
    »Oder als du, Freund Pelzball.« Ich ignorierte sein Protestgeschnatter und hielt die Handflächen über den Feuerball. Er strahlte
     so viel Wärme aus wie ein Ofen. Wie die anderen legendären Schätze Fincayras – zum Beispiel die blühende Harfe, die den kahlsten
     Hang fruchtbar machen konnte, oder der Traumrufer, der Wünsche verwirklichte – besaß dieser Gegenstand eine unberechenbare
     Kraft. Im Moment jedoch war ein wenig Wärme Kraft genug. Ich fragte Rhia: »Hast du schon versucht Brot darauf zu backen?«
    »Mehrmals.« Sie warf die braunen Locken zurück. »Esgelingt aber nicht besonders gut. Diese Hitze ist merkwürdig, irgendwie besser für Seelen als für Körper – oder für Muffins.«
    »Jedenfalls tut sie gut«,

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