Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
entgegnete ich. »Aber du hast Recht mit der Hitze. Ich spüre sie irgendwie mehr
unter
der Haut als auf ihr.«
    Sie nickte. »Weißt du noch, wie du mir den Feuerball zum ersten Mal beschrieben hast? Mehr ein strahlender Geist als eine
     strahlende Fackel.«
    »Das stimmt. Und ich weiß auch noch, dass du der Geist warst, den ich meinte.«
    Rhias Gesicht leuchtete auf, aber das konnte auch der Widerschein des Feuerballs sein. »Und erinnerst du dich auch an Dagdas
     Beschreibung? Dass die Flamme, weise angewandt, Hoffnung neu entfachen kann oder sogar den Lebenswillen.« Sie schürzte die
     Lippen. »Eines Tages würde ich das gern tun.«
    Ich antwortete nicht. Die Erwähnung von Dagdas Namen ließ mich wieder frösteln. Plötzlich war ich so aufgewühlt wie zuvor.
     Hallia spürte meinen Stimmungsumschwung und betrachtete mich besorgt. Die Versuchung war groß, ihr von Dagdas Warnung zu erzählen,
     aber ich brachte es nicht über mich. Jedenfalls noch nicht. Allein daran zu denken war schwer genug; darüber zu reden würde
     noch schwerer sein.
    Ich war auch noch nicht bereit es Rhia zu erzählen, obwohl der Gedanke ebenfalls verlockend war. Bedrückt sah ich zu, wie
     sie die letzten Krümel der Honigwabe aufaß. Auch sie sorgte sich um Fincayra. Aber wenn ich es ihr sagte, würde sie sich nur
     so ohnmächtig fühlen wie ich. Und aus gutem Grund! Selbst wenn es mir irgendwie gelingen sollte, die Riesen, die Zwerge, die
     Cañonadler und alleanderen zu überzeugen, dass sie sich miteinander verbünden müssten – und, noch schwieriger, mit den Männern und Frauen   –, wie könnte ich in so kurzer Zeit so schnell und weit reisen, dass ich sie alle erreichte?
    Rhia zog an meiner Legging. »Merlin, was ist? Du denkst nicht mehr über den Feuerball nach, stimmt’s?«
    Mir wurde die Kehle eng. »Ich denke gerade an . . . nun, ans Springen. Wie nützlich es zum Beispiel beim Reisen sein würde.
     Ich könnte im Nu die ganze Insel umrunden. Aber nein . . . das ist unmöglich – jedenfalls für mich. Es dauert mindestens hundert
     Jahre, bis man diese Art Springen gelernt hat.«
    Scullyrumpus schnaubte. »Tausend Jahre für dichodich.«
    Hallia schüttelte den Kopf. »Warum solltest du so lange dazu brauchen, junger Falke? Du kannst schon Gegenstände durch die
     Luft schicken – deinen Stock oder deinen Beutel   –, warum also nicht dich?«
    Einen Moment starrte ich in die leuchtende Kugel. »Weil dazu alle Stufen der Magie als vollständiges Ganzes zusammenwirken
     müssen. Und um das fertig zu bringen, muss der Magier auch . . . nun, ein vollständiges Ganzes sein.«
    »Nichtneinnicht ein vollständiger Idiot«, piepste Scullyrumpus. »Heka, heka, hii-hii-ho.«
    Ohne ihn zu beachten hob Hallia zweifelnd den Kopf. »Du meinst, zwischen Seele, Körper und Geist sollte es – keine Lücken
     geben? Das ist viel verlangt.«
    »Sicher«, antwortete ich. »Und wenn es irgendwelche Lücken gibt, geht die Magie daneben. Mit schrecklichen Ergebnissen.«
    Rhia winkte ab. »Vergiss es, Merlin. So reist man nicht, selbst wenn du es schaffen solltest.«
    »Was schlägst du dann vor?«
    »Flügel! Genau, richtige Flügel. Wie die Männer und Frauen Fincayras sie vor langer Zeit hatten und dann verloren haben.«
    »Wenn die alte Geschichte wahr ist«, sagte ich, »dann . . .«
    »Sie ist wahr«, erklärte sie.
    »Nun, ob wahr oder nicht, Springen ist dem Fliegen doch weit überlegen. Viel schneller und direkter.«
    Rhia sah plötzlich sehr heiter und zufrieden aus. »Oh, Fliegen ist viel mehr als Geschwindigkeit. So viel mehr.« Sie schloss
     die Augen und sprach wie im Traum. »Stell dir vor . . . du spürst, wie deine Flügel sich bewegen und die Luft dein Gewicht
     trägt. All deine Sinne werden ganz lebendig. Du nimmst dir Zeit, über dem Land unten aufzusteigen mit Geist und Körper.«
    Während sie redete, war mir einen Augenblick, als würde ich mich an etwas erinnern. An einen eigenen Traum vielleicht, obwohl
     ich nicht sicher war.
    Sie öffnete die Augen. »Wenn du fliegen könntest, Merlin,
wirklich fliegen
, würdest du den Unterschied merken. Sofort. Und du würdest nie mehr zum Springen zurückkehren. Du kennst es einfach nicht!«
    »Wirklich?« Ich warf eine Nussschale nach ihr. »Falls du es vergessen hast, ich bin schon geflogen – sogar zweimal. Zu Stangmars
     Schloss und mit Aylah, der Windschwester.«
    »Aber nicht aus eigener Kraft. Verdruss hat dich zum Schloss getragen und Aylah auf dem

Weitere Kostenlose Bücher