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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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schüttelte er den Kopf. »Du verstehst das nicht, Junge. Ich . . . nun, ich . . .« Unbeholfen schwenkte er einen seiner
     kräftigen Arme, als wollte er die Worte fassen, die er brauchte. »Verstehst du, ich . . . liebe sie.«
    Verdutzt schwankte ich auf den Absätzen rückwärts. »Erwartest du, dass ich diesen Irrsinn glaube?«
    »Nein«, brummte er, seine Stimme war leise, fast sanft. »Ich hatte nur gehofft, du würdest zuhören. Du – der so sehr aussieht
     wie ich in deinem Alter.«
    Ich verkrampfte mich, mir wurde schwindlig allein bei dem Gedanken, dass ich irgendetwas mit diesem Mann teilte. »Geh weg«,
     fuhr ich ihn an. »Und hör auf, sie zu suchen. Du wirst Elen nie finden. Nie.«
    Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich wieder. »Das werden wir sehen, Junge.« Er verzog die Lippen zu einem schwachen Grinsen.
     »Genau wie du sehen wirst, wie Rhita Gawr mit seinen Feinden umgeht.«
    Meine vernarbten Wangen brannten. In der Erinnerung hörte ich das Echo von Dagdas Warnung:
Um dich in der längsten Winternacht zu behaupten, wirst du deinen größten Feind besiegen müssen, nichts weniger.
Damit hatte er bestimmt Rhita Gawr gemeint. Doch Stangmar weckte in mir einen mächtigeren Zorn.
    Rhia trat auf ihn zu, jetzt stand sie Schulter an Schulter neben mir. Eindringlich erklärte sie. »Er hat Recht. Du wirst sie
     nie finden.«
    »Ach?«, höhnte Stangmar. »Und wer bist du, rankenbekleidetes Mädchen, um mir zu sagen, was ich tun werde oder nicht?«
    Entschlossen musterte sie ihn mehrere Sekunden lang. »Ich bin ihre Tochter«, sagte sie schließlich. »Ihre Tochter – und deine.«
    Einen Augenblick wurde sein schroffer Gesichtsausdruck ein wenig weicher. Er erwiderte ihren Blick, betrachtete sie mit mehr
     Neugier als Spott. Wider Willen stellte ich fest, dass er beinahe mitfühlend, fast anziehend aussah. Langsam entspannte er
     die geballte Faust und ließ sie sinken.
    »Die Tochter, die wir . . . verloren haben?«, fragte er steif. »Vor langer Zeit, im Wald?«
    »Ja, die Tochter, die ihr Rhiannon genannt habt.« Sie sah seinen ungläubigen Blick und fuhr fort: »Die Bäume haben mich großgezogen,
     sich um mich gekümmert. Aber tief innen habe ich nie meine wahren Eltern vergessen und mich immer gefragt, ob ich euch je
     wiedersehen würde.«
    Von ihrem Gürtel nahm sie den Feuerball. Als sie ihn vorsich hielt, funkelte ein oranger Schein in seinen Tiefen. Von der Kugel in ihrer Hand und von der aufgehenden Sonne beschienen,
     strahlte ihr Gesicht. Es schien auch noch durch eine andere Lichtquelle zu leuchten, eine Lichtquelle, die unsichtbar war.
    »Einst hat dir dieser Feuerball gehört«, sagte sie leise. »Du nanntest ihn einen deiner Schätze. Hast du gelernt seine Kräfte
     anzuwenden?«
    Stangmar beobachtete sie immer noch unverwandt, er sagte nichts.
    »Er kann einen gebrochenen Geist heilen«, fuhr Rhia fort und trat ein wenig näher. Ich sah sie besorgt an, doch sie achtete
     nicht auf mich. »Hier, nimm ihn. Gebrauche ihn für dich.«
    Zögernd bewegte er die Finger, als überlegte er, was tun. Dann hob er die Hand, den ganzen Arm. Er griff nach der leuchtenden
     Kugel.
    »Bitte«, beschwor sie ihn, »gebrauche ihn, um wieder der Mann zu werden, der du einst warst.«
    Plötzlich wurde Stangmars Gesicht wieder starr. Stolz kniff er den Mund zusammen. Mit einer schnellen Handbewegung schlug
     er auf den Feuerball und schleuderte ihn über die Feuerkohlen. Die Kugel schlug auf den verwitterten Stamm der Eiche und zerbrach
     in Tausende von Scherben. Ein oranger Blitz brach hervor, schwebte einen Augenblick in der Luft und verblasste dann zu nichts.
    Völlig sprachlos starrte Rhia auf die Scherben, die über die knorrigen Eichenwurzeln verstreut waren. Lleu lief zu ihr, Scullyrumpus
     ebenso. Schweigend standen sie da und starrten auf die Reste des Feuerballs.
    Ich stieß meinen Stock auf den Boden. »Du hast ihn zerstört!«
    »Genau wie du, Junge, mein Reich zerstört hast! Ich verfluche den Tag, an dem dich diese Frau zurück auf diese Insel gebracht
     hat.«
    Damit machte er einen Schritt auf Ionn zu. Der Schwanz des großartigen Hengstes sauste durch die Luft, Ionn stellte die Ohren
     auf. Dann wich er zurück und schlug mit den Hufen in die Luft, bevor er davongaloppierte. Als er stehen blieb, schüttelte
     er die Mähne und hielt den Kopf hoch, sein schwarzes Fell glänzte in der Frühmorgensonne.
    »Na schön«, brummte Stangmar. »Das Pferd soll dir gehören.« Er schaute finsterer

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