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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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weiß, dass wir unsere Pläne geändert haben?«
    »Vielleicht.« Ich aß den letzten Eintopf und warf mein Rindenstück weg. »Dieses Pferd hat seine besondere Methode, Dinge zu
     wissen.«
    Jetzt schüttelte Ionn die Mähne und schnaubte laut. Ich stand auf, Rhia und Lleu taten das Gleiche. Scullyrumpus ahnte Ärger
     und leckte sich ängstlich die Pfoten. Plötzlichschnappte Lleu nach Luft und deutete zum Waldrand, der noch im Schatten lag.
    Eine einsame Gestalt in einem Umhang mit Kapuze war zwischen den Bäumen hervorgetreten. Mit langen, schnellen Schritten kam
     er näher. Obwohl seine Schultern gebeugt waren, hatte er eine stattliche Größe. Unter seinem Umhang wirkte er mächtig und
     gefährlich zugleich, wie ein verwundeter Wolf auf dem Raubzug.
    Ionn stampfte auf den Boden, dann trottete er zu mir. Ich streichelte seine Nase, doch er wieherte nervös. Ein Blick in seine
     großen braunen Augen verriet etwas höchst Ungewöhnliches für den großartigen Hengst: Angst. Wieder betrachtete ich die mächtige
     Figur unter dem Umhang, die ständig näher kam. Wer war das, auf den Ionn so merkwürdig reagierte?
    Unter der Kapuze konnte ich einen Mann mit dichtem schwarzem Bart erkennen. Die Haare sprossen aus einem Gesicht, das so kantig
     wie gemeißelter Stein war. Er funkelte uns aus durchdringenden schwarzen Augen an, sein scharf geschnittenes Kinn war missmutig
     vorgeschoben. Als der Mann die andere Seite des Bachs erreichte, der aus dem Wald floss, blieb er stehen. Heftig warf er die
     Kapuze ab, damit wir ihn nicht verkennen konnten. Doch ich kannte ihn bereits gut. Hier stand die Person vor mir, die ich
     am meisten verachtete, die Person, deren Name dem Land, das er einst regiert hatte, nichts als Leid bedeutete. Stangmar. Ich
     packte den Griff meines Schwerts. Kühn ging ich ihm entgegen.
    »So«, knurrte die tiefe Stimme. »Du würdest mich also ohne Bedenken erschlagen?«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Nein, das würde mich zu deinesgleichen erniedrigen.«
    Stangmar ballte die kräftige Hand zur Faust. »Du hast alles zerstört, was ich einst besaß, Junge. Alles! Ich habe eine lange
     Reihe von Vorfahren, zu viele, um sie zu nennen, die diese Insel vor mir regierten. Doch keiner von ihnen wurde jemals von
     seinem eigenen Sohn gestürzt.«
    »Keiner von ihnen versuchte jemals seinen eigenen Sohn zu ermorden!«
    Er schaute mich nur wütend an. Nach einem Augenblick redete er erneut mit grimmiger Stimme. »Unsere erbärmliche Geschichte
     interessiert mich jetzt nicht. Ich suche nicht dich, sondern jemand anderen.«
    Hinter mir hörte ich Rhia deutlich Atem holen.
    »Wie hast du uns gefunden?«, fragte ich.
    »Durch die Spuren des Hengstes natürlich! Glaubst du, ich kenne mein eigenes Pferd nicht? In seinem Vorderhuf trägt er immer
     noch den Splitter von unserer ersten Schlacht.«
    Ionn wieherte und stampfte heftig auf die Erde. Über die Schulter sah ich jetzt Trotz in seinen Augen.
    »Du, Junge, bist mir an jeder Biegung im Weg gestanden«, sagte Stangmar kalt. »Du hast mir mein eigentliches Reich gestohlen!
     Mein Schloss, meine Soldaten, meine Diener. Aber diesmal sollst du mir nicht im Weg stehen.« Er knurrte wie ein wütendes Tier.
     »Sag mir, wo Elen jetzt ist.«
    Ich hielt mich so gerade wie meinen Hemlockstock. »Du sollst ihr nichts tun.«
    »Sag mir, wo sie ist!«
    »Nie.«
    Stangmar bebte am ganzen Körper vor Wut. Dann holte er lange Atem und schien sich wieder beherrschen zu können. »Sie hat mich
     verlassen, Junge. Ohne ein Wort oder einen Brief, bevor ich eine Möglichkeit hatte...«
    Er schlug die Faust in die Handfläche, als sein Zorn plötzlich zurückkam. »Warum soll ich dir das sagen? Ich muss sie finden,
     das ist alles, was du zu wissen brauchst! Und ich bin sicher, du weißt, wo sie ist.« Er stampfte mit dem Fuß auf das Bachufer
     und trat ein Eisstück weg. »Los, sag es mir.«
    »Damit du sie töten kannst?«, fragte ich zurück. »Sie weiß ganz genau, was du ihr angetan hättest, wenn sie nicht gegangen
     wäre. Das Gleiche, das du mir antun wolltest!«
    Er stieß ein langes Knurren aus. Ein Funke unseres Kochfeuers landete auf der Schulter seines Umhangs und verschwand schnell.
     »Hör mich zu Ende an! Ich will ihr nichts tun. Das wollte ich nie.«
    »Oh nein«, spottete ich.
    »Ich sage die Wahrheit!«, brüllte er. »Ich will nur . . . mit ihr reden. Ihr etwas sagen.«
    Das war mehr, als ich ertragen konnte. »Du willst sie nur umbringen!«
    Heftig

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