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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Schnee auf diesem Marktplatz.«
     
    Ich knirschte mit den Zähnen und sah ihm direkt ins Gesicht. »Nicht mein Blut, sondern deines.«
    Mit einer Handbewegung schickte ich einen blauen Blitzstrahl in seine Speerspitze. Er schrie, sprang zurück und ließ die Waffe
     fallen. Entsetzt sah er, wie die Obsidianspitze schmolz und auf den Schnee tropfte. Im nächsten Moment war nichts davon übrig
     als ein schwarzer Fleck auf dem weiß beschneiten Boden.
    Er hob den Kopf, seine Augen waren groß vor Schreck. »Du bist also wirklich . . .«
    »Merlin. Jetzt sag: Gibt es hier irgendwelche Waisen?«
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder, wich zurück, machte einen Schritt, dann den zweiten. Ich hob die Hand, um ihn
     aufzuhalten – doch er fuhr herum und schoss davon, seine Stiefel trommelten auf den Boden.
    »Komm zurück!«, rief ich. Er rannte weiter und verschwand hinter der Schmiede. Verzweifelt schaute ich hinunter auf meinen
     Schatten. »Verflixt! Als Wächter taugt der Kerl wenig, aber als Zauberer tauge ich noch weniger.«
    Die Form auf dem Schnee schwenkte die Arme. »Noch ein Versuch?« Ich atmete tief ein, dann nickte ich langsam. »Ja, ja, du
     hast Recht. Ich schaue mich nach einem anderen um. Und hoffe es diesmal besser zu treffen.«
    Weil ich niemanden sah, ging ich über dem Markt zu einem der größeren Häuser. Während ich die Verandastufen hinaufging, hörte
     ich drinnen schnelle Schritte. Ein Kind rief: »Es ist ein Fremder, Mama! Sieht aus wie ein Bettler.« Ich verzog das Gesicht
     und klopfte an die Tür. Niemand antwortete. Wieder versuchte ich es ohne Erfolg. Wütend stampfte ich auf die Veranda und ging.
    Beim nächsten Haus ging die Tür wenigstens auf – bevor sie mir vor der Nase zugeschlagen wurde. Kochend vor Enttäuschung ging
     ich zurück auf den Markt. Ich wanderte umher und fragte mich, bei welchem Haus ich es als Nächstes probieren sollte.
    Ein jäher schriller Schrei zerriss die Luft und ich blieb stehen.
    Wieder ein Kind mit nassen Leggings? Aber nein, an diesem Schrei war etwas anders, schmerzhaft anders. Wieder gellte er, von
     irgendwo hinter dem strohgedeckten Stall im Ziegengehege. Ich packte den Griff meines Schwerts, rannte zum Pferch und sprang
     über den schneebedeckten Zaun.
    Ich lief um die Ecke des Stalls. Da, auf dem Stroh unter dem überhängenden Dach kauerte ein kleiner aufgelöster Junge und
     schrie Mitleid erregend. Eine massige, breitschultrige Gestalt stand mit einem Fuß auf seinem Unterarm, bereit, ihm die Hand
     abzuhauen. Unter den Schultern, wo Arme sein sollten, hingen zwei breite, glänzende Schwerter.

XV
DER TÖTER
    H alt!«, befahl ich. »Lass diesen Jungen los!«
    Die tödlichen Klingen blitzten, als der Krieger sein Opfer zur Seite kickte und dabei Stroh in alle Richtungen streute. Der
     kleine Junge kroch wimmernd tiefer in den Stall und versuchte sich hinter einer Ziege zu verstecken. Zugleich fuhr sein Angreifer
     herum, sah mich und trat kühn in die Mitte des Geheges, seine Stiefelabdrücke schwärzten den frisch gefallenen Schnee. Scharf
     fasste er mich ins Auge, wobei er aussah wie der Inbegriff der Brutalität. Er war einen ganzen Kopf größer als die meisten
     Männer und trug eine gepanzerte Rüstung auf der Brust und den breiten Schultern. Eine Maske, der Schädel eines Menschen, bedeckte
     sein Gesicht. Und an jeder Seite hing ein schweres, zweischneidiges Schwert.
    »So!«, brüllte er. »Der feige junge Hund von Zauberer versteckt sich nicht länger.«
    »Du bist der Feigling«, gab ich zurück. »Du, der unschuldige Kinder zur Strecke bringt.«
    Er funkelte mich an, seine Waffen zuckten. »Ich habe meine Gründe. Beim süßen Tod von Dagda, die habe ich.«
    Schon wollte ich mein eigenes Schwert ziehen, doch ich zögerte. Etwas an der Stimme des Kriegers berührte mich seltsam. Hatte
     ich sie schon einmal irgendwo gehört? Oder vielleicht davon geträumt? Das musste es sein: Ein anderer meiner Träume wurde
     gespenstisch wahr.
    »Wie heißt du?«, fragte ich und stellte mich so fest wiemöglich auf den rutschigen Schnee. »Und warum sollte ich dich nicht jetzt und hier niederschlagen?«
    Der massige Mann machte einen weiteren Schritt auf mich zu. »Nenn mich den Töter«, sagte die Stimme hinter dem Schädel. »Denn
     als solchen sollst du mich kennen lernen.«
    Mit Gebrüll stürzte er sich auf mich und schwang beide Schwerter gegen meine Brust. Ich hatte kaum Zeit, mein Schwert zu ziehen,
     das in der Luft klirrte.

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