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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Halt. Winde heulten über und unter mir. Ich wusste, dass
     sie sich erst legen würden, wenn sie ihren Weg vollendet hatten: Dieser Zauber hatte ein Eigenleben. Wieso kannte der Töter
     den Zauberspruch? Seine eigene Magie war tatsächlich mächtig. Viel zu mächtig, um für solches Unheil benutzt zu werden! Doch
     wie sollte ich ihn unschädlich machen, wenn seine Kräfte es so vollkommen mit den meinen aufnahmen?
    Hierhin und dahin geschleudert segelte ich durch die Luft und konnte noch nicht einmal mein verletztes Bein umfassen. Ich
     wirbelte über das Dorf hinaus, dann über kahle Bäume und schneebedeckte Felder. Vor Schwäche und Verwirrung merkte ich nicht,
     dass die Winde nachließen. Ich sah auch nicht, dass die felsige Hochebene unter mir immer näher kam.
    Mit einem lauten Schlag fiel ich auf den Boden, rollteüber die flachen Steine und kam endlich zum Halten. Doch die Welt drehte sich weiter um mich, während es ständig dunkler wurde.
     Aber bevor ich das Bewusstsein verlor, spürte ich, wie etwas Hartes und Spitzes in meine Rippen stach. Es hätte ein Stein
     sein können – oder eine Speerspitze.

XVI
DIE FRAGE
    I ch wachte auf.
    Dunkelheit hüllte mich ein, aber nicht die Finsternis der Nacht. Kalter, harter Stein drückte gegen meinen Rücken. War das
     die felsige Hochebene, auf der ich gelandet war? Nein, nein. Die Luft roch . . . irgendwie anders. Feucht und muffig, mit
     einer ganz leichten Andeutung von etwas, das ich schon einmal gerochen hatte. Aber was?
    Mit weit gespreizten Fingern tastete ich über den flachen Stein unter mir. Zu meiner Überraschung spürte ich feine Rillen
     und Erhebungen, die fachkundig gemeißelt worden waren. Das musste ein Tunnel sein oder ein unterirdischer Raum! Ich schaute
     mit meinem zweiten Gesicht um mich und entdeckte eine Wand, die steil neben mir aufragte. Und eine zweite gegenüber. Auf jeder
     steckte in einem Halter aus Schmiedeeisen eine Fackel, die jetzt gelöscht war – aber zu niedrig für einen Mann oder eine Frau.
    Plötzlich erkannte ich den Geruch: Barthaare, dicht und wirr. Und ich erinnerte mich an diesen Ort, dieses unterirdische Reich
     und seine Bewohner. Zwerge!
    Halb betäubt setzte ich mich auf. Mit einem Mal merkte ich, dass mein Bein nicht mehr schmerzte. Wie war das möglich? Ich
     knetete die Schenkelmuskeln. Nichts tat weh. Und keine Narbe! Meine Leggings waren nicht mehr zerrissen, sondern mit dickem,
     rauem Faden geflickt.
    In diesem Moment zischten die Fackeln, flackerten, flammten auf und erleuchteten hell den ganzen Raum. Ohweh, ich sah nichts von meinem Stock oder Schwert. Wie mein Blick wanderte mein Schatten durch den Raum und suchte nach irgendeinem
     Zeichen von ihnen. Aber die Wände waren völlig leer, nur von einer einzigen gusseisernen Tür mir gegenüber unterbrochen. Sie
     zeigte komplizierte Muster von Zwergen, die Stein meißelten, Edelsteine fassten und Metall formten. Jetzt hörte ich, wie Stiefel
     auf der anderen Seite der Tür näher stapften.
    Der schwere Riegel hob sich, die Tür ging auf und zwei untersetzte Zwerge marschierten herein. Jeder von ihnen stand auf einer
     Seite des Durchgangs und kreuzte die stämmigen Arme, die mit seltsamen Symbolen bemalt waren. Obwohl die beiden nur bis zur
     Mitte meiner Brust reichten, wären sie für die meisten Männer mehr als ebenbürtige Gegner gewesen. Aus Augen wie geschmolzenes
     Eisen schauten sie mich an. Hinter ihren dichten, schwarzen Bärten waren ihre Kiefer fest aufeinander gepresst. Sie waren
     mit einer Auswahl von Waffen behängt, darunter juwelenbesetzte Degen, zweischneidige Äxte und robuste Eichenbögen mit Köchern
     voller Pfeilen. In ihrer unerschütterlichen Haltung wirkten sie so stabil wie der Steinboden unter mir.
    Dann schritt durch die Türöffnung eine bizarre, aber prächtige Gestalt in einem purpurroten Gewand mit silbernen Runen und
     geometrischen Mustern. In einer Hand hielt sie einen verwitterten altersschwarzen Holzstab, in der anderen den Rest einer
     Art Obstkuchen, den sie sich in den Mund stopfte und gierig kaute. Auf ihrer Stirn glitzerte ein fein gearbeiteter Reif mit
     Edelsteinen, meist Saphiren, ihr wirres rotes Haar saß wie ein Dornbusch auf dem Kopf. Urnalda, die Zauberin der Zwerge, stand
     vor mir, ihre baumelnden Muschelohrringe klirrten, während sie kaute.
    Vom Wiedersehen mit ihr bekam ich Magenkrämpfe. Ich versuchte meine Angst zu verbergen und stand auf, um sie zu begrüßen.
     Aber als ich mich verbeugen

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