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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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verfehlten knapp den hellbraunen Rücken des Hirsches, der
     über den Zaun setzte und in die Sicherheit lief.
    Geschmeidig und kraftvoll sprang ich über den Markt,meine Hufe stampften über den Schnee. Schließlich drehte ich den Kopf mit dem Geweih. Ich rechnete damit, im Ziegengehege
     meinen verblüfften Angreifer zu sehen.
    Stattdessen lief ein undeutlicher brauner Farbfleck auf mich zu. Noch ein Hirsch! Wie war das möglich? Ich sprang zur Seite,
     doch schon hatte eine scharfe Geweihspitze in meine Flanke gestoßen. Ein heftiger Schmerz schoss durch mein Hinterteil. Blut
     strömte über mein Bein. Mit großer Anstrengung sprang ich davon.
    Wir rasten über den weißen Boden, mein Verfolger kam mit jedem Satz näher. Ich schwenkte scharf zur Seite und sprang auf die
     Veranda eines der Häuser, doch der andere Hirsch folgte mir. Mit klappernden Hufen rannten wir darüber. Obwohl der Schmerz
     in meinem Bein stärker wurde, schaffte ich es, gerade hoch genug zu springen, um über die Reihe schneegefüllter Blumenkästen
     am anderen Ende zu kommen.
    Als ich auf dem Marktplatz landete, gab das verletzte Bein unter mir nach. Mein Bauch rutschte über den kalten Schnee. Aber
     ich zwang mich wieder aufzustehen und gerade in dem Moment zur Seite zu weichen, als der andere Hirsch an die Stelle kam.
     Ich lief los und bog in die Schmiede. Unsicher sprang ich, meine blitzenden Hufe warfen den Blasebalg um, der stürzte und
     Wolken von Ruß und Asche in die Luft schickte. Die Augen brannten, das Bein schmerzte, aber ich lief durch die dunklen Wolken
     und wieder hinaus in den Schnee.
    Als ich über den Marktplatz setzte, kam der andere Hirsch so nahe, dass ich seine schweren Atemzüge hören konnte. Sein Geweih
     streifte wieder mein verletztes Bein. Ich versuchte angestrengt ihm zu entkommen, rannte um ein Haus und hinter ein anderes,
     aber nichts half. Raschwurde ich müde. Ich brauchte ein Versteck, wenigstens für einen Moment. Als ich einen schiefen alten Wagen mit einem zerbrochenen
     Rad sah, rannte ich darauf zu und machte mit aller Kraft einen verzweifelten Sprung. Wenn ich es schaffte, darüber zu setzen
     . . .
    Aber nein! Ich schlug mit dem Vorderbein an die Wagenseite und wurde aus der Bahn geworfen. Krachend fiel ich auf die Holzfläche,
     die Bretter splitterten unter meinem Gewicht. Hilflos überschlug ich mich und rutschte durch den Schnee. Als ich endlich liegen
     blieb, war ich kein Hirsch mehr, sondern ein Mensch. Mein linker Schenkel schmerzte furchtbar; meine Leggings waren zerrissen
     und blutig.
    Der andere Hirsch lief um den zertrümmerten Wagen. Entsetzt sah ich, wie er sich wieder in den Krieger mit den Schwertarmen
     verwandelte. Also verstand auch er sich auf die Magie des Hirsches! Mit befriedigtem Schmunzeln trat er auf mich zu und hob
     die glänzenden Schwerter, um mich endlich zu erschlagen.
    Ich versuchte aufzustehen, brach aber entkräftet zusammen. Mein Schwert und meinen Stock hatte ich im Ziegengehege zurückgelassen,
     sie konnten mir jetzt nicht helfen. Verzweifelt kroch ich rückwärts durch den Schnee, schon fiel der Schatten des Töters auf
     meinen.
    Mein Schatten? Vielleicht konnte ich doch etwas tun. Aber nein, ich brauchte etwas Stärkeres als ihn. Viel stärker. Etwas,
     das so mächtig war wie der Wind. Ja! Die tödlichen Klingen blitzten bereits in der Luft über meiner Brust, da flüsterte ich
     eilig den Zauberspruch zum Heraufbeschwören eines Sturms, den Aylah selbst mir beigebracht hatte. Und ich endete mit der Bitte:
Blas ihn weg von hier, oh Sturm. Weit weg von hier!
    Ein plötzlicher Windstoß heulte durch das Dorf und bliesStühle, Werkzeuge und Wasserkrüge um. Türen flogen auf; hölzerne Läden wurden von einem Fenster gerissen und flogen davon.
     Umhänge und Stöcke und Schneeflocken wirbelten durch die Luft und hoben ab wie lauter Vogelschwärme.
    »Nein!«, brüllte der Krieger, als der Wind ihn umwarf und dann hoch in die Luft trug. »Neiiiiiin!«
    Er fuchtelte mit dem Armen, kämpfte und verfluchte den unsichtbaren Feind, der ihn in die Höhe riss. Dann, als er über die
     nächste Häuserreihe flog, brauste eine neue wilde Bö durchs Dorf. Sie blies grimmig – in die entgegengesetzte Richtung! Trotz
     aller Anstrengung, mich am Eckpfosten einer Veranda festzuhalten, wurde ich hoch über den Boden gehoben. Im fliegenden Trümmerwirbel
     sah ich kurz mein Schwert und den Stock.
    Ich taumelte durch die Luft, rollte und drehte mich und fand keinen

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