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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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von grauen Locken umrahmt. Und ein drittes, so dunkel wie ein Schatten, mit langem Zopf
     und Ohrringen aus Wagenrädern. Jedes nickte grüßend zu Shim hinunter, blieb aber außerhalb der Schlossmauern.
    »Riesen«, sagte Rhia verwundert. »Sie sind gekommen.«
    Tatsächlich, aus ihren Verstecken überall in Fincayrawaren die Riesen gekommen. Sie hatten einen lange erwarteten Ruf gehört, vielleicht die Explosion des Todeskessels, und waren
     aus den dunklen Cañons, fernen Wäldern und unbekannten Bergen des Landes herbeigestapft. Mit ihren gewaltigen Fackeln waren
     sie aus vielen Richtungen eingetroffen. Manche trugen schwere Netze mit Steinen, unter denen sie unbemerkt in Geröllhalden
     ausruhen konnten. Andere hatten Äste, einige sogar ganze Bäume auf ihren langen Mähnen. Und die Westen, Hüte und Umhänge wieder
     anderer, die vielleicht zu töricht oder zu stolz waren sich zu verkleiden, waren so farbenfroh wie die Obstbäume im Drumawald.
    Schnell bildeten die Riesen einen Kreis um das Schloss. Sie folgten Shims Beispiel und stampften gemeinsam auf den Boden,
     wobei ihre vereinten Kräfte wirkten wie ein Erdbeben. Die ganze Zeit sangen sie dabei das rhythmische Lied in ihrer uralten
     Sprache, der Sprache von Fincayras ersten Einwohnern:
    Hy gododin catann hue
    Hud a lledrith mal wyddan
    Gaunce ae bellawn wen cabri
    Varigal don Fincayra
    Dravia, dravia Fincayra.
    Plötzlich schoss mir durch den Kopf, dass meine Mutter einmal genau dieses Lied gesungen hatte. Aber war das eine Erinnerung
     aus unserer Zeit in Gwynedd oder von irgendwann davor? Hatte ich das Lied vielleicht als Baby gehört? Ich wusste es nicht
     genau.
    Vielleicht aus dieser nebelhaften, ungenauen Erinnerunggewann ich das Gefühl, dass die Bedeutung dieses Liedes etwas mit der zeitlosen Verbindung zwischen den Riesen und Fincayra
     zu tun hatte. Solange das eine bestand, würde es die anderen geben.
Dravia, dravia Fincayra. Lang lebe, lang lebe Fincayra.
    Je länger die Riesen im Schein ihrer großen Fackeln tanzten, umso mehr zerfiel das Schloss. Während die Steine hinter Rhia
     und mir noch zusammenhielten, stürzten andere Teile der Wand ein. Und so, wie die Mauern des Schlosses nachgaben, zerbrach
     auch sein Zauberbann. Das Drehen wurde langsamer, das Poltern schwächer. Dann knirschte Stein auf Stein und das Schloss kam
     mit einem Ruck zum Stillstand. Säulen und Bögen brachen zusammen und füllten die Luft mit Staub und Trümmern.
    In diesem Moment stießen die Ghule, deren Kraft aus dem rotierenden Schloss selbst gekommen war, einen gemeinsamen Schrei
     aus, der eher überrascht als qualvoll klang – und fielen um, wo sie gestanden hatten. Als ich ihre Leichen auf den Steinen
     liegen sah, kam es mir vor, als zeigten ihre Gesichter endlich eine Gefühlsregung. Und das Gefühl war der Dankbarkeit verwandt.
    Beim Tod der Ghule stieg Shim durch ein Loch in der Wand und ging zu den Riesen draußen. Während ich auf das Stampfen ihrer
     schweren Füße rund ums Schloss horchte, fielen mir andere uralte Worte ein, Worte, die diesen Tanz der Riesen prophezeit hatten:
    Dort, wo im Dunkeln sich dreht das Schloss,
    Wird Anfang aus Ende, Kleines wird groß.
    Erst wenn die Riesen im Tanze sich wiegen,
    Werden die Mauern in Trümmerschutt liegen.
    Shim, erkannte ich, war durch eine ältere Art Magie gerettet worden. Älter als das verhüllte Schloss, älter als der Todeskessel,
     älter vielleicht als die Riesen selbst. Denn gerade als seine mutige Tat den Todeskessel zerstörte, hatten seine rennenden
     Schritte über den Steinboden der Halle den Tanz begonnen, der das Schloss als Ganzes zerstören sollte.
Es wird Anfang aus Ende, Kleines wird groß.
Die große Elusa hatte Shim gesagt, dass Größe mehr bedeute als die Länge der Knochen. Und jetzt, durch die Größe seiner eigenen
     Taten, stand er turmhoch über den Zinnen dieses zerfallenden Schlosses.

XXXIX
ZUHAUSE
    D ie Wand hinter uns begann zu ächzen. Ich sagte zu Rhia, deren zerrissener Rankenanzug immer noch nach Wald duftete: »Wir müssen
     gehen! Bevor das ganze Schloss zusammenstürzt.«
    Sie schüttelte ein paar Steinsplitter aus ihren Haaren. »Die Treppe ist blockiert. Sollen wir versuchen trotzdem hinunterzusteigen?«
    »Das würde zu lange dauern.« Ich sprang auf die Füße. »Ich weiß einen besseren Weg.« Ich legte die Hände um den Mund und schrie
     über den Lärm: »Shim!«
    Gerade als ein Riss die Mauer teilte, erschien ein Gesicht in einem Loch in der Wand.

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