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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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wirkten sie irgendwie anders. Ich konnte nur nicht sagen, wie. Plötzlich wusste ich es.
    Ihre Finger. Zwischen ihren Fingern sind Schwimmhäute.
    Der Alleahvogel! Rhias Warnung, dass Wechselgeister immer irgendeinen Fehler haben! Ich griff nach dem Dolch, den Honn mir
     gegeben hatte.
    Zu spät. Das Mädchen hatte schon begonnen sich in eine Schlange zu verwandeln. Ihre braunen Augen wurden rot, ihre Haut wurde
     schuppig, aus ihrem Mund formte sich ein kräftiges Maul. Noch während der Geist nach meinem Gesicht sprang, schwebte abgeworfene
     Haut wie ein dünner Schleier zu Boden.
    Ich konnte gerade noch mit dem Dolch auf sie einstechen, da warf die Schlange mich um. Als Knäuel aus Zähnen und Schwanz,
     Armen und Beinen rollten wir über den Boden. Ich spürte, wie der Geist seine Zähne in das Fleisch meines rechten Arms schlug.
    Dann war der Kampf so plötzlich vorbei, wie er begonnen hatte. Unsere beiden verschlungenen Körper lagen bewegungslos auf
     dem Boden.
    »Emrys?«, fragte Shim mit schwacher Stimme. »Sein du tot?«
    Langsam regte ich mich. Ich befreite mich aus dem Griff der Schlange, mein Dolch hatte ihre Kehle aufgeschlitzt.Ranzig riechendes Blut schoss aus der Wunde über den schuppigen Bauch. Erschöpft schwankte ich zu dem Felsen, lehnte mich
     dagegen und hielt meinen verwundeten Arm.
    Shim schaute bewundernd zu mir auf. »Du haben uns gerettet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Glück hat uns gerettet. Das . . . und ein aufmerksamer kleiner Riese.«

XXVII
CAIRPRÉ
    D as spärliche Dämmerlicht schwand rasch. Wir suchten uns für die Nacht einen Platz bei einem schwach rieselnden Bach ein paar
     Hundert Schritte von den Resten des Wechselgeists entfernt. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken, keiner sprach.
     Während Shim aufmerksam die ausgewaschenen Ufer musterte, um sich zu überzeugen, dass sich dort keine todbringenden Geschöpfe
     verbargen, mischte ich aus meinem Kräuterbeutel einen Brei für einen Umschlag.
    Die Kräuter dufteten leicht nach Thymian. Und Buchenwurzel. Und Branwen. Vorsichtig strich ich die Mischung auf die Zahnspuren
     an meinem Arm, ich wusste genau, dass Branwen es viel besser gemacht hätte. Ich versuchte mir eines ihrer beruhigenden Lieder
     vorzusummen, aber mehr als ein paar Töne fielen mir nicht ein.
    Die Dunkelheit umhüllte uns, bald würde mein zweites Gesicht keine Hilfe mehr sein. Ich legte meinen Stock nieder und lehnte
     mich an einen modernden Baumstamm, den Dolch in der Hand. Ich befühlte die schmale Klinge, die den Geist erschlagen hatte.
     War der Dolch für Honn ein Arbeitswerkzeug gewesen? Oder hatte er ihn zum Schutz mitgeführt? Jedenfalls war ich ihm jetzt
     doppelt zu Dank verpflichtet.
    Über uns waren schwach ein paar Sterne zu sehen. Ich suchte nach Rhias Sternbildern, die nicht aus der Stellungder Sterne, sondern aus dem Raum dazwischen entstanden. Ich dachte an den Shomorrabaum mit seinen Früchten. An die Schrift
     in Arbassas Wänden. Die leuchtende Kristallhöhle. Doch das alles schien so lange her, so weit weg zu sein.
    Zu meiner Enttäuschung waren die Sterne so vereinzelt, dass ich gar keine Bilder entdeckte. Dann merkte ich, dass sie mit
     zunehmender Dunkelheit gar nicht heller wurden. Etwas schien sie zu verschleiern. Keine Wolken, zumindest keine gewöhnlichen
     Wolken. Etwas hinderte sie daran, dieses Land zu beleuchten.
    Jetzt stieg mir ein leichter Rauchduft in die Nase, als ob in der Nähe ein Feuer brennen würde. Ich setzte mich auf und konzentrierte
     mich auf mein zweites Gesicht. Doch nirgendwo entdeckte ich eine Flamme.
    Noch seltsamer war der schwache Lichtkreis an der Stelle, wo wir auf dem Boden lagen. Er kam nicht vom Sternenlicht, aber
     was sonst konnte auf uns herunterleuchten? Verwirrt betrachtete ich den hellen Ring genauer.
    Plötzlich verstand ich. Das sanfte Licht kam nicht von oben, sondern von unten. Der modernde Baumstamm strahlte es aus!
    Ich rollte mich weg. Vorsichtig untersuchte ich ihn genauer. Oben um den Stamm glühte ein Kreis, als wäre eine Tür ins Holz
     eingepasst, durch die ein Lichtring fiel.
    »Schau mal, Shim.«
    Mein Gefährte kam herbei. Als er den schimmernden Stamm sah, hielt er die Luft an. »Jetzt sein ich sicher, dass wir an der
     falschen Stelle lagern.«
    »Ich weiß. Aber dieses Licht gibt mir ein gutes Gefühl.«
    Shim runzelte die Stirn. »Wie das Schlangenmädchen zuerst.«
    Da öffnete sich plötzlich die Tür. Ein zottiger Kopf mit hoher Stirn und dunklen,

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