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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Stiefel, die auf der trockenen, verkrusteten Erde knirschten, schlug der Stock auf den
     Boden. Immer wenn meine Schulter am knorrigen Ende des Stabs rieb, roch ich einen leichten Tannenduft.
    Shim mühte sich mit mir Schritt zu halten und brummte Bemerkungen über seinen Wahnsinn vor sich hin. Aber ich ging seinetwegen
     nicht langsamer. Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Immer wieder hörte ich das Echo der Worte, die der Goblin gesagt hatte:
besser tot.
    Trotz der Grashalme, der Farnbüsche und Gehölze mit dürren Bäumen, die es geschafft hatten, auf dieser Tundra zu überleben,
     waren die vorherrschenden Farben der Ebene bis zum dunklen Horizont stumpfe Grau- und Brauntöne, mit Rost überzogen. Mehrmals
     schaute ich über die Schulter auf die verblassenden grünen Hügel der Druma und versuchte mich an die Üppigkeit dieses Landes
     zu erinnern. Als die Sonne in unserem Rücken tiefer sank, wurden unsere Schatten länger und dunkler.
    In der Ferne sah ich eine Gruppe dunkler, blattloser Bäume. Dann, als wir näher kamen, erkannte ich die Wahrheit. Was wie
     Stämme und Äste ausgesehen hatte, waren die Skelette von Häusern und Ställen – alles, wasvon einem Dorf, etwa so groß wie Caer Vedwyd, noch übrig war. Weder Menschen noch Tiere hatten hier überdauert. Die Gebäude
     waren bis auf den Boden abgebrannt, die Steinmauern zertrümmert. Am Rand der aschebedeckten Dorfstraße lag zersplittert eine
     hölzerne Wiege, einst das Bett eines Säuglings. Niemand war geblieben, der uns sagen konnte, warum dieses Dorf zerstört worden
     war.
    Wir zogen weiter den dunklen Hügeln entgegen. Obwohl ich mein zweites Gesicht und mein Gehör auf irgendwelche Anzeichen von
     Goblins konzentrierte, bemerkte ich nichts von ihnen. Aber das war kein Grund zur Beruhigung. Die ersten Anzeichen des Sonnenuntergangs
     färbten bereits den Himmel. In einer Stunde würde es dunkel sein. Ich konnte mir nur vorstellen, welche Geschöpfe dann durch
     dieses Gelände streifen würden.
    Inzwischen blieb Shim weiter zurück. Immer wieder blieb er stehen, um sich auszuruhen, immer wieder trieb ich ihn an. Seine
     Kraft ließ ebenso nach wie mein Sehvermögen. Widerwillig gestand ich mir ein, dass wir eine Art Unterkunft finden mussten,
     bevor der Tag zu Ende ging. Aber wo? Diese verwüstete Ebene bot kaum Möglichkeiten.
    Wir gingen weiter über das leicht ansteigende und abfallende Land. Mit unseren Schatten wuchs meine Angst. Ein merkwürdiges
     Heulen, halb wie von Wölfen und halb wie vom Wind, drang an unsere Ohren. Trotz meiner Bitten wurde Shim noch langsamer.
    Von einem Hang aus sah ich endlich unten ein Dorf. Warme gelbe Fackeln erleuchteten die Straßen, in den Feuerstellen niedriger
     Backsteinhäuser leuchteten Flammen.Das Wasser lief mir im Mund zusammen, als mir klar wurde, dass sich in den Geruch brennenden Holzes der Duft gerösteter Körner
     mischte.
    Shim kam näher und schaute mich viel sagend an. Mit einem Freudenschrei rannte er auf das Tor des Dorfs zu. Ungeschickt, aber
     voller Hoffnung lief ich ihm nach.
    Ein Mann, der am Tor auf dem Boden gesessen hatte, sprang plötzlich auf, als wir näher kamen. Er war groß und mager und hielt
     einen Speer in der Hand. Er trug eine einfache Tunika. Ein schwarzer Bart bedeckte den größten Teil seines Gesichts. Doch
     am auffallendsten waren seine ungewöhnlich großen, dunklen Augen, die selbst in dem schwindenden Licht unheimlich leuchteten.
     Aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass nicht Intelligenz, sondern Angst diese Augen so funkeln ließ. Eigentlich wirkten
     sie fast wahnsinnig, wie die Augen eines zu Tode geängstigten Tieres.
    Der Mann richtete den Speer auf meine Brust. Er sagte nichts, aber sein Gesicht war grimmig.
    »Wir kommen in Frieden«, erklärte ich. »Wir sind Fremde in diesem Land und suchen nur eine Unterkunft für die Nacht.«
    Der Mann riss die großen Augen noch weiter auf, sagte aber immer noch nichts, sondern kam mit dem Speer näher und stieß die
     Spitze an meinen Stock, wobei er fast meine Hand erwischt hätte.
    »Wir sein hungrig«, klagte Shim. »Hungrig und müde.«
    Wieder stieß der Mann seinen Speer nach uns. Erst jetzt bemerkte ich das Schild, das hinter ihm schief von den Torpfosten
     hing. In ein verwittertes Holzstück war geschnitzt:
Willkommen in Caer Neithan, Stadt der Barden.
Darunterstand:
Hier ist das Lied stets,
aber die folgenden Worte waren unleserlich. Es kam mir vor, als wären sie weggekratzt worden.
    Durch

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