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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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»du lässt es noch einmal in meiner Nähe nach Forelle riechen.«
    Der Salamander machte sich steif. Sofort verschwand der Fischgeruch aus der Luft. Trotzdem war ihm nicht ganz wohl mit dem Reiherschnabel so dicht vor seinem Gesicht. Der Vogel könnte immer noch über denappetitlichen Fisch nachdenken, den er fast gefressen hatte. Blitzschnell fiel dem Salamander ein, was er zu tun hatte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf einen neuen Geruch.
    »Basilikum.« Der Reiher nickte belustigt. Er zog den Kopf zurück auf die knochigen Schultern und sagte: »Du hast heute zwei wichtige Lektionen gelernt, mein kleines geheimnisvolles Biest: Wie du deine Macht benutzen kannst. Und wie deine Feinde ablenken.«
    Der Salamander starrte mit leuchtenden grünen Augen zu ihm hinauf. »Stimmt. Aber in einer Sache bin ich anderer Meinung.«
    Der Reiher legte fragend den Kopf auf die Seite.
    »Du hast mich vielleicht gejagt«, erklärte er, »aber eigentlich   … bist du nicht mein Feind.«
    Der Reiher watete ein wenig näher. »Du könntest recht haben, Kleiner. Wenigstens für heute. Aber sag mir, bevor wir uns trennen – wie heißt du?«
    Der Salamander blinzelte, plötzlich wurde ihm bewusst, dass er gar keinen Namen hatte. »Ich   … ich weiß es wirklich nicht.«
    »Du weißt es nicht?« Der große Vogel schüttelte erstaunt die graublauen Flügel. »Du weißt nicht, wie du heißt? Nun, dann erlaube mir, dir einen Namen zu geben.«
    Mit einem lauten Schnabelklappern erklärte der Reiher: »Von diesem Moment an sollst du   …« Er hielt inne und schnupperte in die Luft. »…   Basil heißen. Ja, richtig, Basil.«
    Der Salamander erwärmte sich für die Idee und nickte. »Und wie heißt du?«
    »Gullpiver«, sagte der Reiher. »Gullpiver, der große blaue Reiher.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, entgegnete er und hob sich auf die Hinterbeine, um sich höflich zu verbeugen. »Und ich bin Basil. Der äußerst gefährliche Drachenkobold.«

6
Meine Welt
    An diesem Tag habe ich etwas Wertvolles gelernt – eine Lektion, die ich nie vergessen habe. Es lohnt sich, gut zuzuhören, wenn man etwas gesagt bekommt. Egal wie bizarr die Geschichte ist   … oder der Geschichtenerzähler.
    Jahr 5 von Avalon
    V erstohlen flitzte Basil aus den schützenden Blättern des Kohls auf eine Wurzel am Boden einer hohen Tanne. Wie oft zuvor eilte er die Wurzel hinauf zum dicken Stamm des Baums, von wo aus er sein Lieblingsversteck sah, eine kleine geschützte Höhle, die von einem Knoten in der Baumrinde gebildet wurde. Obwohl Basils Flügel sich unangenehm steif anfühlten, als würden sie sich direkt in seinen Rücken bohren, konnte er sich in die enge Öffnung der Höhle zwängen. Wie gewöhnlich hatte er eine Mahlzeit mitgebracht – diesmal einen leicht angeschlagenen, fleischigen gelben Pilz, den er aus dem Lager eines schlafenden Dachses gestohlen hatte.
    »Den wird er nicht vermissen«, sagte Basil und machte es sich auf dem glatten Boden der Höhle bequem. Dann nickte er, mit seiner eigenen Bemerkung einverstanden. Er hatte festgestellt, dass Selbstgespräche ein überraschend angenehmer Zeitvertreib sein konnten. Und außerdem hatte er bei all der Zeit, die er damit verbrachte, seinen Verfolgern zu entkommen, fast keine Gelegenheit, mit einem anderen zu reden.
    »Ein dicker alter Kerl«, erzählte er sich weiter, »dem tut ein bisschen weniger Nahrung sowieso gut.«
    Er biss kräftig in den Stamm des Pilzes, kaute langsam und genoss den vollen waldhaltigen Geschmack. Dabei musterte er die dunklen Fasern der Höhlenwände, auf denen Tannenharz glitzerte. »Mmm, hier schmeckt es mir wirklich. So still, friedlich und einsam.«
    Während er es sagte, wusste er, dass es nicht stimmte. Sicher, er mochte die Abgeschiedenheit dieser verborgenen Nische. Aber warum? Nicht wegen ihrer friedlichen Isolation. Wegen der
Sicherheit.
Außerhalb der Tanne war diese Stelle unmöglich zu sehen oder zu riechen (dank des kräftigen Harzgeruchs, den er immer beim Betreten von sich gab). In Wahrheit lebte er nicht allein, weil er es mochte – sondern weil er sich fürchtete, anders zu leben, draußen in der Welt, die von anderen Geschöpfen bewohnt war.
    Er biss wieder zu und kaute nachdenklich. Kleinlaut fragte er sich:
Werde ich immer allein leben? Mich immer verstecken?
    Er schnitt eine Grimasse, wodurch seine gewölbten Ohren über seine Schnauze flogen. Kopfschüttelnd schickte er sie zurück in ihre gewohnte aufrechte Stellung.

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