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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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schickte. Obwohl Basil wusste, dass er sich eine besser geschützte Unterkunft suchen sollte, schwor er, hier auf diesem Ast zu bleiben und die neuen Geräusche und Gerüche der Nacht zu erleben.
    Eine Fledermaus flog direkt über ihn, die gezackten Flügel kamen so nah, dass die Tannennadeln über Basils Nase zitterten. Doch er bemerkte es nicht. Er war in einen leichten, unruhigen Halbschlaf gefallen.

7
Dolche
    Wer war es, der gewarnt hat, beim Wünschen solle man vorsichtig sein? Wer auch immer, ich würde ihn am liebsten unter einem Berg von Felsklötzen zerschmettern. Ihm alle Eingeweide aus dem Leib reißen. Ihn über sengenden heißen Flammen rösten. Und dann   … würde ich ihm sagen, dass er recht hatte.
     
    H och oben in den Ästen der Tanne schlief Basil unruhig. Ob es an den verstörenden Erlebnissen des Tags lag, dem Unbehagen über seine nutzlosen Flügel oder der vorrangigen Tatsache, dass er hoch über dem Boden lag – nächtlichen Angreifern ausgesetzt, unerkannten Schrecken oder plötzlichen Unwettern, die ihn jeden Moment hinunterschleudern konnten   –, er schlief jedenfalls kaum.
    Während er unter der dünnen Nadeldecke döste, wälzte er sich herum, trat und stöhnte. Und die ganze Zeit träumte er. Doch was er dabei vor sich sah, schien zu lebendig, der empfundene Schmerz zu wirklich für einen Traum zu sein.
    Er lag auf dem Rücken, auf einem Bett von Tannennadeln. Doch diese Nadeln lagen nicht flach wie auf einem Waldboden, nein, sie standen senkrecht hoch wie Dolche und stachen in die Schuppen seines Rückens. Mit aller Kraft wollte er sich umdrehen, aber es gelang ihm nicht. Er konnte sich nur auf diesen schmerzenden Klingen winden.
    »Halt!«, rief er in die Finsternis, die ihn einhüllte. »Lasst mich frei!«
    Niemand hörte ihn. Niemand kam. Er war völlig, ganz und gar allein.
    Der Schmerz dieser Erkenntnis stach tiefer als jeder Dolch. Nicht in den Rücken   … sondern irgendwo innen.
    »Halt!«, rief er wieder, diesmal schwächer.
    Keine Antwort.
    Keine Hilfe.
    Je mehr er sich krümmte, umso heftiger wurde der Schmerz. Und je heftiger sein Schmerz, umso tiefer seine Einsamkeit.
    Stunden vergingen, angefüllt mit Kampf und Qual. Nichts, was er tat, schien etwas zu ändern. Nichts, was er sagte, erreichte irgendjemanden. Ihm war, als wäre er vom Universum getrennt, in einem privaten eigenen Reich ausgesetzt. Nur die tief empfundene Wirklichkeit seines Schmerzes und der immer vorhandene Tannenduft überzeugten ihn, dass er noch am Leben war.
    Aber warum am Leben? Nur um zu kämpfen? Sichschmerzhaft nach etwas anderem, nach mehr zu sehnen?
    Keine Antwort.
    Keine Hilfe.
    Bis   … endlich eine Gestalt aus der Düsternis ringsum kam. Ein Mann mit einer leuchtenden Flamme – einer Fackel. Über seinen Schultern hing ein Umhang mit glitzernden Sternen. Und auf seinem Gesicht, unter einem dichten schwarzen Bart, verzog sich sein Mund zu einem bitteren, aber auch freundlichen Lächeln. Noch bevor Basil ihm in die Augen schaute – dunkle Augen, schwärzer als der Raum zwischen Sternen   –, wusste er genau, wer das war.
    »Merlin!«, rief er. »Du bist zurück. Du bist wirklich zurück!«
    Der Mann sagte nichts. Lange schauten sie einander schweigend an. Basil fing schon an zu überlegen, ob er sich geirrt habe. Und doch   …
    Leise, unsicher fragte er: »Merlin, kannst du mir helfen? Mit deiner Magie?«
    Der Zauberer trat näher. Während er mit einer Hand die Fackel hob, streckte er die andere Basil entgegen. Sie kam näher, noch näher, bis die Fingerspitzen fast Basils Nase berührten. In der nächsten Sekunde würden ihm diese Hände helfen, ihn befreien, so viel wusste Basil. Er wartete zitternd auf die Berührung dieser Magie.
    Gerade als Merlin ihn berührte -
    - da erschien ein todbringendes Geschöpf, dunklerals die Dunkelheit! Es schwang seine riesigen, fledermausähnlichen Flügel und griff Merlin brutal an – schlagend und beißend, zum Töten entschlossen. So gut der Zauberer sich auch verteidigte, er war klar unterlegen.
    »Nein!«, schrie Basil über dem schrecklichen Getöse. Mit aller Macht kämpfte er gegen seine unsichtbaren Fesseln. Als er sich mit dem ganzen Körper aufbäumte, riss er sich los. Er rollte von den Dolchspitzen und fiel auf Merlins Angreifer.
    Wütend kämpfte Basil – schlug mit dem Schwanz, schnappte mit den Kiefern. Selbst seine eigenen jämmerlichen, lumpigen Flügel schienen seinem Befehl zu gehorchen. Obwohl das Ungeheuer viel, viel

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