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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Dann machte er etwas, was er nie von sich erwartet hatte, was er noch nie zuvor getan hatte.
    Er ließ den Pilz auf den Höhlenboden fallen und kroch wieder hinaus. Langsam, zögernd streckte er die Nase in die feuchte Waldluft. Dann schaute er sich vorsichtig nach allen Geschöpfen um, die möglicherweise einen Salamander fressen wollten – und nach irgendwelchen Anzeichen eines wütenden, übergewichtigen Dachses   –, drehte sich um und fing an, den Baum hinaufzuklettern.
    Wachsam erklomm er die raue Rinde. Ohne auf seine steifen Flügel zu achten, die ihn zu einem nicht gerade geschmeidigen Kletterer machten, konzentrierte er sich auf eine andere, ernstere Gefahr. Verfolger. Er stieß seinen stärksten Tannenduft aus und hoffte, sich damit zu tarnen, doch er wusste, dass sein leuchtend grüner Körper wie eine Flamme vor der dunkelbraunen Rinde leuchtete. Das Herz trommelte ihm unaufhörlich an die Rippen, denn ihm war klar, dass diese Sache riskant war. Verrückt riskant. Aber er kletterte weiter.
    »Ich muss diesen Wald sehen«, flüsterte er, während er sich höherarbeitete. »Nicht nur durchlaufen und keinen sehen außer dem, der mich fressen könnte.«
    Er schoss um einen vorstehenden Knoten und versuchte, nicht daran zu denken, welch leichte Beute erfür Vögel, Schlangen, Taranteln mit magischen Zungen (die ihre Beute sekundenschnell in den Schlaf singen konnten) und andere Baumbewohner war. »Ich will wissen, wo ich lebe«, keuchte er. »Wenigstens kann ich es mir anschauen – richtig anschauen   –, wenigstens ein Mal.«
    Mit einem geschickten Manöver schwang er sich auf einen dicken Ast und huschte zu den nächsten dicht stehenden Tannennadeln. Gerade als er sich ins Grüne duckte, schwebte ein großer Uhu vorbei, so still wie eine gefiederte Wolke. Doch der Uhu flog weiter, weder Basils leuchtende Schuppen noch sein hämmerndes kleines Herz hatten ihn verraten.
    Sekunden später saß er in einem schüsselförmigen Auswuchs des Astes. Von den Tannennadeln verborgen sah er viel von seiner Umgebung, ohne von anderen gesehen zu werden. Er schwang den Kopf hin und her und nahm die reiche Vielfalt des Waldlebens in sich auf.
    Nicht weit von ihm auf einer benachbarten Zeder suchte ein Schwarzspecht Insekten in der Rinde. Zwei Eichhörnchen sprangen von einem wippenden Ast auf den nächsten, während eine Familie Waschbären mit funkelnden Augen aus ihrer Höhle in einem Kastanienstamm zuschaute. Schmetterlinge mit goldenen Flügeln flatterten vorbei, während Bienen summten und Ameisenmannschaften über die Wurzeln eines schwer behängten Pflaumenbaums marschierten. Einige Augen glänzten, die Basil nicht erkannte, zweirubinrote Schlitze mussten aber seiner Meinung nach einer Viper gehören, die auf Bäume kletterte. Überrascht merkte er, dass der angeschwollene Ast einer Eiche voller Ranken tatsächlich der Körper eines ruhenden Pumas war. Sein Körper, von einer Mahlzeit geschwollen, bewegte sich bei jedem Atemzug auf und ab, die Katzenpfoten zerquetschten gelegentlich Insekten, die es wagten, zu nahe zu fliegen.
    Doch mehr Spaß als das, was zu sehen war, machten Basil die Geräusche und Gerüche. Singvögel zwitscherten, trommelten und pfiffen von den Ästen über und unter ihm. Eichhörnchen knackten Nüsse und plauderten mit ihren Nachbarn. Honigfarnwedel, die sich im Morgenlicht erst entrollt hatten, zitterten leicht in jeder Brise. Und während sie vibrierten, gaben sie einen so berauschenden Duft von sich, dass er in Basils Nase ebenso prickelte wie in seiner Stimmung: Während er versuchte, still zu bleiben, musste er sich auf die Zunge beißen, damit er nicht laut herauslachte. Spinnweben rochen feucht und modrig, während jede Art von Moos oder Flechten ihr eigenes Aroma ausströmte – manchmal so süß wie Flusstangbeeren, manchmal so herb wie Zitronengras.
    Plötzlich hörte er von dem Ast über sich etwas Neues. Ein lautes Federnrauschen, als mehrere Vögel zugleich landeten. Dann kamen Stimmen – rau und misstönend.
    Ein Krähenschwarm,
schloss Basil, der schwarze Flügelspitzen durch die Nadeln blitzen sah.
Fünf oder sechs, vielleicht mehr.
    »Riesen, krkrk, groß und hässlich«, krächzte eine. »Aus dem Nebel sind sie gestiegen, wollen jetzt hier in den Wurzelreichen wohnen. Größer als ein Berg ist jeder, mit so einem Mund könnte er einen See schlucken. Ich habe sie selbst gesehen, wirklich.«
    »Krkrk, ich habe gedacht, diese ganze Einwanderei ist jetzt vorbei! Die Insel

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