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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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beobachtete, wie der Hirsch auf der Suche nach dem Angreifer mit den Hufen Steine umdrehte, und fragte unglücklich: »Fort?«
    »Ja, leider!« Unten am Geweih rann ein dünner Blutstrom herab. Doch sonst schien der Hirsch unverletzt.Seine kräftigen Beinmuskeln wölbten sich, als wollte er seinem Feind folgen und ihn schlagen. »Endlich bin ich ihn los, das habe ich dir zu danken.«
    Entmutigt schüttelte Basil den kleinen Kopf. »Ich habe versagt. Was hat das alles gebracht, wenn er geflohen ist?«
    »Sehr viel Gutes«, antwortete der Hirsch. Seine Augen wurden dunkel wie der Himmel vor einem Gewitter. »Denn jetzt weiß ich, wer er ist.«

18
Magischer Blick
    Wer so lange gelebt hat wie ich, erkennt, dass es weise ist, nie – absolut nie – Fangfragen zu beantworten oder ein Überraschungsgeschenk anzunehmen. Es sei denn, man kann einfach nicht widerstehen.
     
    W er ist es?«, fragte Basil.
    Mit einem Schlag seiner fledermausähnlichen Flügel glitt er über den Felsklotz, um dem großen Hirsch näher zu sein. Als ein frischer Windstoß über die Klippe fegte und gespenstische Töne pfiff, streckte er Dagda das Gesicht entgegen und bat: »Sag es mir.«
    »Das werde ich«, erklärte der Hirsch und nickte mit seinem geweihgeschmückten Kopf. »Doch zuerst muss ich dir etwas anderes sagen. Etwas sehr Wichtiges.«
    Basil blinzelte, er spürte eine seltsame Mischung aus Unsicherheit und Erstaunen. Wie konnte dieses mächtige Geschöpf, die Gestalt des Gottes der Weisheit, mit ihm sprechen – und über wichtige Angelegenheiten? Sicher gab es viele weisere, stärkere Geschöpfe in Avalon,die es mehr verdienten, Dagdas Zeit in Anspruch zu nehmen.
    Doch dieser große Geist schien keine solche Zweifel zu haben. Anmutig beugte er den muskulösen Hals und senkte das Geweih, bis seine Nasenspitze fast die von Basil berührte. Ernst sagte er: »Du, mein Sohn, hast den Blick.«
    Basil blinzelte wieder. »Was habe ich?«
    »Den Blick. Die seltene Fähigkeit, Magie zu spüren – selbst wenn sie durch Zaubersprüche verhüllt ist   –, die Magier den Blick nennen.« Der warme Atem des Hirschs strömte über Basils kleinen, geschuppten Körper und umgab ihn wie eine schützende Decke. »Aber es ist mehr als eine Sehweise. In Wahrheit, mein kleiner Freund, ist es eine Lebensweise.«
    Immer noch unsicher legte Basil die gewölbten Ohren vor. »Und ich habe das?«
    »Du hast es tatsächlich. Ich kann sehen, dass diese Neuigkeit dich überrascht. Und noch überraschender, nehme ich an, ist die Tatsache, dass der Blick nur bei Avalons mächtigsten Geschöpfen zu finden ist. Magier haben ihn. Einhörner haben ihn. Manche, nicht alle Drachen haben ihn. Aber sonst niemand – bis jetzt.«
    Nervös verlagerte Basil sein Gewicht auf dem Felsklotz. Er schlug den winzigen Knubbel an seinem Schwanzende auf den Fels und schickte eine dünne Staubfahne hoch. »Du musst dich irren.«
    Dagdas tiefbraune Augen beobachteten ihn. »Nein,ich irre mich nicht. Genau wie ich mich nicht über die wahre Identität dieses elenden Blutegels irre.«
    Beim Gedanken an das hässliche blutsaugerische Tier mit dem rachsüchtigen rubinroten Auge verzog Basil das Gesicht. »Wer?«
    »Jemand, der mit mir von sehr weit hergekommen ist und hoffte, unbemerkt zu bleiben. Jemand, dessen überwältigender Wunsch es ist, zu erobern und alles zu beherrschen. Jemand, der weiß, wie sehr ich seine Ziele verachte: in Avalon einzuziehen, es zu seinem Eigentum zu machen und als ein Trittbrett zur Eroberung der Erde zu benutzen.«
    Basil stieß ein abgehacktes Zischen hervor – seine Version eines Knurrens. »Dieser Blutegel ist also in Wirklichkeit   …«
    »Rhita Gawr! Natürlich nicht der Kriegergott selbst, der gerade jetzt in der Anderswelt eine Armee gegen mich und Lorilanda zusammenruft. Nein, das ist lediglich seine neueste Verkörperung. Und ganz wie der Gott, der den Blutgeschmack genießt   … wählte er die Gestalt eines saugenden Blutegels.«
    Basil schüttelte ungläubig die Schnauze und fragte: »Rhita Gawr? Hier in Avalon?«
    Der Hirsch schnaubte verächtlich. »Niemand sonst hätte sich so gemein verhalten. Zuerst versuchte er, sich vor dir zu verstecken. Dann dich zu ersticken. Und als du schließlich seinen Tarnzauber zerrissen hast, dich zu verletzen.«
    Basil krümmte sich bei der Erinnerung an die Wellenvon Übelkeit, die ihn durchflutet hatten, an den schrecklichen Schmerz in seinem Schädel, an die Gemeinheit dieses Schusses aus dem

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