Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
unser Dorfherr ist zurück“, sagte Paulus spitz, „hoffentlich hat Euch die kleine Reise gut getan, auf dass Ihr mit neuem Schwung an die Dinge herangeht, die es …“, er hob die Stimme, „endlich zu erledigen gilt.“
Konrad kicherte und forderte den Ankömmling mit amüsierten Geste auf, sich zu ihnen zu setzen. Mathäus warf dem Burgvogt einen vernichtenden Blick zu. „Reisen belebt und schärft den Geist in der Tat, Herr Paulus.“ Er räusperte sich. „Man sagte mir, die alte Sibylle habe einen Dämon gesehen. Ist das wahr?“
„Ja, das stimmt.“ Konrad bemühte sich nur halbherzig um Ernsthaftigkeit. „Der Bote der Hölle ist ihr am Waldrand leibhaftig erschienen und hat sie fast zu Tode erschreckt.“
Mathäus runzelte die Stirn. „Wann war das?“
„Vorgestern“, antwortete Rikalt. „Was denkt Ihr“, fügte er mit kindlicher Aufregung hinzu, „gibt es wirklich echte Dämonen in unserem Wald?“
Mathäus lächelte. „Wer weiß? Möglich wäre das. Ebenso wie Gott allgegenwärtig ist, können auch die Geschöpfe der Hölle überall und jederzeit erscheinen.“
Konrads Augen funkelten. Mit gekünstelter Inbrunst wandte er sich an seinen jungen Vetter. „Wie könnt Ihr fragen, Rikalt? Selbstverständlich gibt es Dämonen in unserem Wald. Ebenso wie es Engel gibt. Ist Eurem tadellosen Vater Werner nicht sogar eines dieser Flügelwesen im Wald erschienen und hat ihm die Gründung eines Klosters ans Herz gelegt?“
Rikalt war sichtlich verärgert. „Kein Engel, sondern der Apostel Matthias ist ihm im Traum erschienen“, erwiderte er mit hochrotem Kopf.
„Ach ja!“ Konrad schlug die Hände vor den Kopf. „Matthias, der Apostel! Wie konnte ich das durcheinander bringen?“ Er suchte den Blick des Dorfherrn. „Der Vater meines Vetters pflegte Umgang mit den Heiligen, was sagt Ihr dazu? Glaubt auch Ihr, dass er ein Auserwählter war? Oder träumte er nur schlecht, weil er schlechten Wein trank?“
Mathäus ging nicht auf die Spottrede ein. „Sibylle ist immer eine vertrauenswürdige Person gewesen“, warf er in die Runde.
Paulus schnaubte verächtlich. „Findet Ihr? Es gibt nicht wenige, die sie für recht sonderlich halten. Und das ist vorsichtig ausgedrückt.“
„Sie hat niemals Unwahrheiten verbreitet.“
„Auf jeden Fall ist sie gebrechlich und sieht schlecht.“
„Wie hat sie den Dämon beschrieben?“
Paulus machte eine unwirsche Handbewegung. „ Wie man sich einen Dämon eben so vorstellt.“
„Und das wäre wie?“
„Herrgott nochmal. Behaart, riesig, blutunterlaufene Augen, fürchterliche Reißzähne … Aber wie gesagt, sie kann ja kaum noch sehen.“
„Was hat sie noch gesagt?“
Paulus verdrehte die Augen. „Der Dämon habe gebrummt wie ein Bär und gestunken wie eine ganze Horde Wildschweine.“
Der Dorfherr runzelte die Stirn. „Was haltet Ihr davon?“ Die Frage galt der gesamten Runde.
Konrad grinste vieldeutig. Sein Zeigefinger wanderte spielerisch an seine Stirn und verharrte dort. Rikalt starrte vor sich hin, offenbar hatten Paulus’ Worte dafür gesorgt, dass sich seine Nackenhaare sträubten. Der Burgvogt selbst ließ eine Faust auf den Tisch krachen. „Ich glaube, unsere Meinung zu dieser angeblichen Begegnung ist offensichtlich“, posaunte er. „Was mir nur Sorgen macht, ist die Reaktion der Dörfler. Die Leute sind verunsichert und verängstigt. Sie fürchten, der Dämon könnte schon bald im Dorf sein Unwesen treiben.“ Der Ritter fixierte den Dorfherrn mit loderndem Blick. „Viele dieser dummen Bauern glauben an einen bösen Zauber. Andere verbreiten, der Dämon sei gekommen, um alle Bewohner der Herrschaft zu verschlingen, weil man einen Mörder zu lange ungestraft lässt.“
Kühl hielt Mathäus dem Blick des Aufgebrachten stand. Einen Herzschlag lang überlegte er, ob der Burgvogt vielleicht selbst der Initiator des schauerlichen Schauspiels am Waldrand gewesen sein könnte, um den Lauf der Dinge in seinem Sinne zu beschleunigen. Freilich wäre es ein aussichtsloses Unterfangen gewesen, ihm das nachzuweisen. Also verschluckte Mathäus die böse Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. „Ich hoffe, Ihr habt Euch an Euer Versprechen gehalten, Herr Paulus“, sagte er stattdessen.
Der Angesprochene lachte auf. „Natürlich habe ich das. Dem Pfeffersack wurde nicht ein Haar gekrümmt. Aber gestanden hat er deshalb noch immer nicht. Ist alles reine Zeitverschwendung gewesen.“
„Für mich kennt das Recht keine Fristen“,
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