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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Mathäus sein Gesicht und schickte sich an, das Verlies wieder zu verlassen.
    „Ach, Dorfherr.“ Der Gefangene wirkte mit einem Mal wieder gefasst.
    Mathäus drehte sich um.
    „Warum lasst Ihr mich hungern?“
    „Was soll das heißen?“
    „Seit Tagen hat man mir nichts mehr zu essen gebracht. Wollt Ihr mich etwa durch Hunger zu einem Geständnis zwingen? Das ist nicht sehr christlich von Euch.“
    Mathäus schluckte verärgert. Es gab keinen Zweifel, wer hinter dieser Maßnahme steckte. „Ich sorge dafür, dass Ihr zu essen bekommt“, knirschte er. Klopfte dreimal gegen die Kerkertür, und der Burgvogt ließ ihn wieder hinaus.
    „Ihr hattet mir etwas versprochen!“, fauchte der Dorfherr.
    Paulus hob amüsiert eine Augenbraue. „Und?“
    „Ihr habt den Gefangenen hungern lassen!“
    „Habe ihm aber kein Haar gekrümmt. Wie es ausgemacht war.“
    Mathäus nagte an seiner Unterlippe. „Gebt ihm zu essen“, sagte er fast flehend.
    In Paulus’ Augen glitzerte es. „Hat er jetzt gestanden?“, fragte er.
    „Nein.“
    Der Burgvogt zuckte die Achseln. „Wie auch immer, an seiner Strafe wird sich nichts ändern.“
    „Gebt ihm zu essen“, sagte Mathäus noch einmal.
    „Da Ihr mich so höflich darum bittet, will ich es tun, Mathäus“, versprach der Burgvogt mit bösem Grinsen. „Und Ihr habt sogar Recht: Wer will schon einen halb verhungerten Jämmerling auf dem Richtplatz sehen?“
    Mathäus wandte sich wortlos um und ließ ihn stehen.
    Auf dem Burghof hatten sich einige Bedienstete um einen Mann geschart, der, auf einem Schemel stehend, mit beschwörenden Worten und großen Gesten auf sie einredete – Moses, der Burgkaplan.
    „Das Himmelreich ist nahe“, verkündete er und strich durch seinen wallenden Bart. Dann hob er die Hände gen Himmel. Die Zuhörer knieten nieder, falteten inbrünstig ihre Hände.
    Mathäus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Moses war in seinem Element.
    „Das Himmelreich ist nahe!“, hallte es nochmals über den Burghof. „Aber zuvor werden wir das Ende dieser Welt ertragen müssen. Die Mächte des Bösen werden wie Heuschrecken über uns herfallen. Jener Dämon, den die alte Hebamme sah, war einer ihrer Boten!“ Er machte eine Pause und betrachtete die angsterfüllten Gesichter seiner Zuhörer. Ein kleines Mädchen begann fürchterlich zu flennen. „Dann aber werden die Mächte des Himmels dem Bösen entgegentreten“, fuhr Moses dröhnend fort, „und das Schwert des heiligen Michael wird fürchterlich wüten unter den Höllischen!“
    „Was wird dann aus uns?“, schniefte eine Magd.
    „Gott selbst wird über uns richten. Die Guten wird er zu seiner Rechten versammeln, die Bösen aber zu seiner Linken!“
    Mathäus durchquerte den Torbogen und verließ den Burgbereich. Blieb zu hoffen, dass es Platz genug gab zu Gottes Linken am Tag des Jüngsten Gerichts, überlegte er. Die vergangenen Tage hatten ihn sehr angestrengt. Im
Carolus Magnus
nahm er noch einen Schlaftrunk zu sich, doch das Geschwafel der Bauern über Teufel und Dämonen machte ihn missmutig. Also ging er heim und warf sich erschöpft auf sein Bett, wo er den Schlaf, aus dem Dietrich ihn vorhin gerissen hatte, fortsetzte.

14
    Schon in den in frühen Stunden des Tages stülpte sich eine unbarmherzige Hitzeglocke über die Ortschaften der Herrschaft. Dessen ungeachtet herrschte auf den Feldern bald reger Betrieb. Die Ernte musste eingefahren werden, und sengende Hitze war immer noch besser als ein verregneter Sommer, der das Getreide verdarb. Genau das war vor zwei Jahren der Fall gewesen, viele Dörfler hatten wahrhaft Hunger leiden müssen.
    Eine Missernte war diesmal nicht zu befürchten. Dennoch erfüllte die Menschen quälende Furcht. Hatte man die verbreiteten Weltuntergangsprophezeiungen zunächst noch gelassen zur Kenntnis genommen, so war die Stimmung seit dem Mord an der Anna umgeschlagen. Gerüchte vom unaufhaltsamen Herannahen des Schwarzen Todes taten ein Übriges, und der Dämon, dem die alte Sibylle am Waldrand begegnet war, mochte tatsächlich ein Vorbote des Weltenendes sein.
    Scheinbar unbelastet von solcherlei Gedanken schlenderte Margarethe, die Tochter des Schuhmachers Albrecht, den Hahndorn hinauf. Obwohl es ein gewöhnlicher Wochentag war, trug sie ein weißes Festtagskleid aus feinstem Gewebe, ein Erbstück ihrer Mutter, denn für ihr Treffen wollte sie hübsch und begehrenswert aussehen. Bis zum heutigen Tag hatte sie sich nicht getraut, es anzuziehen. Das Kleid

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