Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
machte eine hilflose Handbewegung. „Ich fürchte, so ist’s auch diesmal, Herr.“
„Spuck’s schon aus.“
„Wieder ein Mord!“
Mathäus wurde bleich. „Was?“
Dietrich schaute zu Boden, als sei er selbst schuld am Elend dieser Welt. „Wieder im Wald, diesmal am Forellenweiher“, bemerkte er leise.
Mathäus schluckte. „Wer?“, fragte er nur.
„Die Tochter des Schuhmachers. Wurde erwürgt, wie’s aussieht – wie die Anna!“
Der Dorfherr schüttelte fassungslos den Kopf. „Margarethe! Das … das kann doch alles nicht sein.“ Tausend Gedankenströmten durch sein Gehirn. Schmachtete im Burgverlies am Ende doch ein Unschuldiger?
Sein Blick richtete sich auf das Haus des Schuhmachers in seiner Nachbarschaft. „Weiß es ihr Vater schon?“, fragte er mit hohler Stimme.
„Nein, Herr. Ich soll Euch bitten, dass
Ihr
ihm Bescheid gebt.“
Der Dorfherr seufzte tief. „Schon gut, ich werd’s ihm sagen. Später. Zuerst will ich die Tote sehen.“
Dietrich nickte betreten, stieg auf sein Pferd. „Folgt mir, Herr.“
Diesmal war es der Burgvogt selbst, der mit zweien seiner Männer am Tatort auf ihn wartete. Julius erhob sich wiehernd auf die Hinterläufe, und nur mit Mühe gelang es Mathäus, den Gaul zu beruhigen. Dann stieg der Dorfherr aus dem Sattel.
„Was ist denn mit dem los?“, fragte Paulus, mit dem Kinn auf Julius deutend.
Mathäus tätschelte den Hals des Tieres. „Er mag nun mal keine Leichen.“
„Was Ihr nicht sagt!“ Paulus setzte ein schiefes Grinsen auf. „Aber anderen Leuten in den Arsch zu beißen, da ist er weniger zimperlich, hab ich mir sagen lassen.“
„Gebissen wird nur, wer’s auch verdient.“
„Euer Gaul sei nicht ganz dicht im Kopf, heißt es. Ob das an seinem Herrn liegt?“
Mathäus atmete geräuschvoll aus. „Es gibt momentan Wichtigeres zu bereden als die Eigenschaften meines Gauls, Burgvogt. Vor Euch liegt die Leiche einer jungen Frau. Wie man unschwer erkennen kann, ist sie erwürgt worden. Wieauch die Anna.“ Er vermutete, dass die belanglosen Sticheleien des Burgvogtes lediglich von dessen Verunsicherung ablenken sollten. Denn auch Paulus musste es seltsam erscheinen, dass innerhalb weniger Tage ein zweiter, scheinbar identischer Mord geschehen war – obwohl Annas Mörder doch längst im Verlies der Burg weilte. Freilich würde Paulus sich kaum die Blöße geben, dies einzugestehen.
„Mit Mördern ist es wie mit den Fliegen“, brummte der Burgvogt, „sie kommen selten allein. Fragt sich bloß, warum sie ihr bestes Gewand trägt, als gäb’s ein Tanzfest hier mitten im Wald.“
Weil sie vermutlich jemanden treffen wollte, ging es Mathäus durch den Kopf. Ein Stelldichein, und zwar keineswegs mit einem ihr Unbekannten. Laut fragte er: „Wer hat sie gefunden?“
„Ich!“ Einer von Paulus’ Männern, ein junger Knappe, trat nach vorne.
„Wann war das?“
„Vor gut einer Stunde. Ich hatte den Auftrag, ein paar Forellen zu fangen. Der junge Herr Rikalt hatte nämlich unbändigen Appetit auf Fisch.“
„Sowas. Und mir hat der junge Herr von Merode unlängst erzählt, dass er Fisch hasst wie Bauchweh. Könnte es sein, dass vielmehr der Burgvogt entsprechende Gelüste hegte?“
Paulus schob den Knappen unsanft beiseite. „Und wenn schon“, sagte er schroff. „Widmet Euch gefälligst Euren Aufgaben. Wen interessieren jetzt Fische?“
Stumm betrachtete Mathäus das tote Mädchen, mit dem er vor wenigen Tagen noch gesprochen hatte. Ihr lebloser Körper war noch warm. Auf ihrem starren Gesicht, das im Leben so hübsch gewesen war, krabbelten Ameisen. Ihre Worte kamenihm in den Sinn, ihre schonungslose Anklage gegen Ludwig. Ihn würde er wohl zuerst verhören müssen, denn eines stand fest: Tobias Hompesch konnte schwerlich der Täter sein.
Als hätte Paulus die Gedankengänge des Dorfherrn erraten, murrte er: „Vielleicht besitzt dieser Pfeffersack ja Zauberkräfte. Wir hätten ihn längst richten sollen.“
„Euer Scharfsinn ist manchmal wirklich überwältigend, Herr Paulus.“
„Am Ende werdet Ihr noch behaupten, der Kaufmann habe den Mord an der Anna gar nicht begangen.“
„Jedenfalls dürfte selbst Euch klar sein, dass ein Gefangener, der seit Tagen in einer Zelle schmachtet, für diesen Mord nicht verantwortlich sein kann. Und kommt mir nicht mit Zauber. Ich erinnere mich, dass Ihr Euch gestern noch recht abfällig über Zaubereien geäußert habt.“
Paulus spuckte im hohen Bogen in den Weiher. Sein Unterkiefer
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