Merry Ex-Mas
so Unglaubliches tun konnte, so betroffen und sauer … dass er ausgerastet war. Verletzter Stolz und Zorn hatten ihn erst an den ehelichen Abgrund geführt und schließlich hinabgestoßen.
Es war ein rasanter Fall gewesen, und er hatte aus erster Hand erfahren, dass es, sobald das Wort Scheidung einmal gefallen war, nichts mehr zu sagen gab.
Jetzt stand er also hier, verletzt und unglücklich. Die Frau, die einmal geglaubt hatte, er könnte ihr die Sterne vom Himmel holen, wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Und sein Chili brannte an. Fluchend zog er den Topf von der Herdplatte. „Du kriegst den angebrannten Teil“, informierte er Tiny. „Dir ist es ja egal.“
Dir ist es ja egal . Diese Worte hatte ihm Ella an den Kopf geschleudert. Und sie hatte darauf bestanden, dass er die Scheidungspapiere unterzeichnete.
„Ich bin nicht derjenige, der die Scheidung eingereicht hat“, hatte er zurückgegiftet.
„Unterschreib einfach, Jake. Bitte.“
Als er die Tränen in ihren Augen gesehen hatte, hätte er Ella an sich ziehen und sie küssen sollen, bis sie keine Luft mehr bekam. Dann hätte er die Scheidungspapiere zerreißen, sich ein bisschen Geld von Pops leihen und mit ihr nach Nashville ziehen sollen. Das war eine Stadt, in die ihre Mutter ihnen nie und nimmer gefolgt wäre. Und das war vermutlich genau das, was sie brauchten. Dann wären sie endlich zu zweit und nicht länger zu dritt gewesen.
Er goss seine kulinarische Kreation in eine Schüssel, gab Tiny den Rest und marschierte zurück in sein Zimmer. Sein Zimmer. Noch so eine Sache, die zum Himmel stank. Dies hier war das Gästezimmer. Irgendwann hätte es das Kinderzimmer werden sollen. Jetzt war es sein Zimmer.
Frustriert ließ er sich auf dem schmalen Bett nieder, das zu allem Unheil auch noch um etliche Zentimeter zu kurz für ihn war (auch ein Flohmarktschnäppchen), und seufzte. Hier saß er nun, ein Hausbesetzer in seinem eigenen Heim. Vielleicht hatte Lily Swan ja doch recht. Vielleicht war er ein Loser. Vielleicht hatte er kein Talent. Wenn er es einfach nur zugegeben, die Band verlassen und einen Job in der Schokoladenfabrik von Sweet Dreams Chocolate angenommen hätte, dann wären er und Ella vielleicht noch zusammen. Dann hätte es keine Groupies gegeben, keine Jen, keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Stattdessen träumte er weiter von einer Karriere als Songwriter und davon, ein Star zu werden. Er hatte versucht, seinen Traum (und sich und Ella) zu finanzieren, indem er in einem Musikladen gearbeitet hatte, doch leider war der Laden pleitegegangen. Ein paar Gitarrenschüler hatte er noch, aber damit wurde er nicht gerade reich. Kurz gesagt, im Moment war er wirklich ein Loser, unfähig, die Frau zu halten, die er liebte, und außerdem kaum noch in der Lage, an seinen Träumen festzuhalten.
Als er den Kopf hob und zur Kommode blickte, glitzerte Ellas Verlobungsring, als wollte er sich über Jake lustig machen. Ein ganzes Jahr lang hatte er Anzahlungen für den Ring geleistet, hatte sich den Rest des Geldes, das er noch brauchte, von Pops geliehen, den Ring bezahlt und Ella noch am selben Abend gefragt, ob sie ihn heiraten würde. Als sie ihm die Scheidungspapiere zugeschoben hatte, hatte sie ihm sowohl den Verlobungs- als auch den Ehering wiedergegeben. „Die kann ich nicht behalten“, hatte sie gesagt. Genauso wenig, wie sie ihn behalten konnte.
„Nein, die habe ich dir doch geschenkt. Behalte sie“, hatte er beharrt.
Ella liebte Schmuck, und den Verlobungsring hatte sie besonders gern gemocht. Doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt. Die Ringe wollte sie auf keinen Fall haben.
Aber Jake konnte sich nicht dazu durchringen, sie zu verkaufen. Auch wenn sie Ella nichts mehr bedeuteten: Ihm bedeuteten sie immer noch etwas.
Verdammt, er war ein Countrysong auf zwei Beinen.
Schlecht gelaunt stellte er sein Chili beiseite und zog sich an. Hier noch länger herumzuhängen war sinnlos. Er würde ins Red Barn gehen. Vielleicht würde er dort eine nette Frau treffen, die ihn und seine Musik zu würdigen wusste.
Doch selbst wenn er eine finden sollte, würde er sie anschauen und nur Ella sehen.
Und das war das Schlimmste an der ganzen Sache.
3. KAPITEL
Zufrieden blickte Charlene Albach, die von ihren Freunden nur Charley genannt wurde, auf ihr kleines Reich. Sechs Uhr abends, und alles läuft gut .
Das Restaurant Zelda’s war voller Gäste, viele von ihnen Touristen, die sich ein nettes Thanksgiving-Wochenende in der Stadt
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