Merry Ex-Mas
beugte sich, an Dani vorbei, zu Cass hinüber und flüsterte, allerdings deutlich hörbar: „Sie ist schwanger.“
Cass fiel fast der Teller aus der Hand, und zwei Kekse rutschten auf den Boden. „Sch…schwanger?“, stammelte sie.
„Wow! Das wusste ich ja gar nicht“, sagte Dani.
„Und sie freuen sich riesig“, vertraute Maddy ihnen an.
Und Maddy muss es ja wissen, dachte Cass zynisch. Schließlich hatte sie sich darauf spezialisiert, sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen.
Den Rest des Abends überstand Cass, indem sie einfach nur funktionierte. Sie lächelte und sagte alles, was man als Brautmutter bei solchen Gelegenheiten so sagen muss, während sie innerlich wieder einmal mit ihrem weniger ehrenhaften Ich kämpfte. Dieses Mal stand sie auf verlorenem Posten. Es war schwierig, das Gefühl von Ungerechtigkeit abzuschütteln, das sie verspürte. Nachdem er so einen miesen Job bei seinen ersten drei Kindern gemacht hatte, bekam Mason – der Vater, der nie da war – eine zweite Chance mit seiner flotten jungen Frau. Beim zweiten Mal schien für ihn alles bestens zu laufen.
Du hättest ja auch wieder heiraten können .
Als wenn sie das gewollt hätte. Sie war gern allein. Niemand, der ihre Pläne durcheinanderbrachte, niemand, der sie enttäuschte, niemand … na ja, niemand.
Doch das stimmte ja gar nicht. Sie hatte ihre Familie, ihre Freunde und ihr Geschäft. Mehr brauchte sie nicht. Verflixt, sie hatte gar keine Zeit für einen Mann.
Aber ihr Nest leerte sich langsam. In weiteren zehn Jahren hätte sie Zeit. Wie sollte sie die dann ausfüllen? Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. Stets war sie so beschäftigt gewesen, dass sie keinen Gedanken ans Altern verschwendet hatte. Das sogenannte mittlere Alter war ihr immer noch sehr weit weg erschienen. Jetzt hatte sie es auf einmal schon erreicht.
Obwohl es eine schöne Brautparty für Dani gewesen war, war Cass erleichtert, als der Abend sich dem Ende neigte.
Sie half, Danis Geschenkeberg ins Auto zu tragen und im Kofferraum zu verstauen, lächelte mütterlich, als ihre Tochter sich mit einer Umarmung von Louise und Maddy verabschiedete, und lächelte auch, als ihre Töchter und Babette mit ihr zusammen nach Hause fuhren und Dani zu Babette sagte: „Ich wusste gar nicht, dass du schwanger bist.“
„Na ja, ich bin ja auch erst im dritten Monat“, antwortete Babette und warf nervös einen schnellen Blick in die Richtung von Cass.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Cass und versuchte, es aufrichtig klingen zu lassen. Schließlich gab es keinen Grund, etwas gegen Babette zu haben. Sie verdiente es, wie jeder andere auch glücklich zu werden.
„Danke“, sagte Babette. „Wir sind ganz aufgeregt.“
Damals, als sie mit Dani schwanger gewesen war, hatte sich Masons Aufregung sehr in Grenzen gehalten. „Wie konnte das passieren?“, hatte er protestiert. Als wäre es allein ihr Fehler gewesen. Natürlich hatte er schnell einen Rückzieher gemacht und gesagt, sie würden es schon schaffen. Und das hatten sie auch. Sie hatten es geschafft, aber auch nur, weil Cass alle Aufgaben übernommen hatte, die mit der Kindererziehung einhergingen. Na ja, vielleicht würde er ja diesmal mehr involviert sein.
Mike hatte sich zu Mason und Willie gesellt, und die drei schauten sich gerade ihren zweiten Actionfilm an, als die Frauen zur Tür hereinkamen. Doch die Männer hielten den Film an, um zu helfen, die Geschenke auszuladen. Anschließend zeigten sie angemessenes Interesse an Danis Präsenten, wobei Mike an der Tüte mit den Schätzen von Victoria’s Secret eindeutig am meisten Gefallen fand.
„Da hast du ja reiche Beute gemacht“, meinte Mason, als alles vorgezeigt worden war.
„Wir haben so viele tolle Freunde“, sagte Dani glücklich und ließ sich neben Mike aufs Sofa plumpsen.
„Das kannst du laut sagen“, stimmte er zu.
„Wow, man kriegt ja echt viel Kram, wenn man heiratet“, stellte Willie fest.
„Du brauchst viel Kram, wenn du heiratest“, informierte Mason ihn.
„Aber das ist doch alles Mädchenkram“, klagte Willie.
„Oh, nicht alles“, erwiderte Mike und nahm die Victoria’s-Secret-Tüte hoch.
Das brachte Willie, der sonst gern mal eine dicke Lippe riskierte, tatsächlich dazu zu erröten.
Er beugte sich vor und griff nach dem Teller zu seinen Füßen, nur um festzustellen, dass Cupcake den letzten Keks darauf geschnappt hatte. „Hey!“, brüllte er.
Mit dem Keks im Maul verkrümelte Cupcake
Weitere Kostenlose Bücher