Merry Ex-Mas
sich in die Küche.
„Der hat meinen Keks geklaut!“
„Ach, Willie, das tut mir leid“, sagte Babette, die sich neben Mason ans andere Ende des Sofas gesetzt hatte.
„Du solltest wissen, dass man kein Essen auf den Boden stellt“, klärte Mason ihn auf.
Cass kochte. Das war ihr Haus. Willie konnte Essen auf den Boden stellen, wann und wo er wollte. „Er ist es nicht gewohnt, Angst haben zu müssen, dass irgendetwas oder irgendjemand kommt und ihm das Essen klaut“, sagte sie.
Mason zuckte nur mit den Schultern, so wie er bei fast allem, was sie ihm während ihrer Ehe zu sagen gehabt hatte, nur mit den Schultern gezuckt hatte. Sie funkelte ihn böse an. Doch auch das prallte an ihm ab.
Keine bösen Blicke zum Ausklang dieses besonderen Abends deiner Tochter, schalt Cass sich. Und keine negativen Gefühle mehr. Wenn sie so weitermachte, würde sie überhaupt keinen Schlaf finden. Und im Gegensatz zu allen anderen im Haus musste sie ja extrem früh aufstehen.
Also entschuldigte sie sich, wünschte allen eine Gute Nacht und verschwand nach oben. Auf dem Weg dorthin begegnete ihr Cupcake und kläffte sie an. Gute Nacht, du Töle .
Es würde eine lange Woche werden.
Auch der nächste Tag verlief für Cass nicht wesentlich besser. Ihr Arbeitstag bestand aus endlosem Backen und darin, Kunden zu bedienen. Was Letzteres anging, war sie plötzlich auf sich allein gestellt, als Dani am Nachmittag schnell losging, um Besorgungen zu machen, aber leider nicht wieder auftauchte. Als Cass sie schließlich auf ihrem Handy anrief, um zu hören, wo sie nur steckte, erfuhr sie, dass Dani mit Grandma und Tante Maddy unterwegs war.
„Tut mir leid, Mom. Ich habe so viel zu tun.“
„Du hast aber auch einen Job“, erwiderte Cass. „Ich brauche hier Hilfe.“
„Okay. Ich komme, so schnell ich kann“, versprach Dani.
Als Cass das Telefonat beendete, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Es war unfair zu erwarten, dass Dani in der Woche vor ihrer Hochzeit arbeitete. Sie war im Unrecht und würde sich bei ihrer Tochter entschuldigen – wenn sie sie jemals wiedersah.
Und noch etwas wurde ihr auf einmal bewusst: Wenn Dani, die zu ihrer rechten Hand im Laden geworden war, wegzog, würde sie Ersatz für sie einstellen müssen.
Dieser Gedanke machte sie alles andere als froh. Dani hatte in den letzten sechs Jahren Seite an Seite mit ihr gearbeitet und war für sie zu einer schwer zu ersetzenden Stütze geworden. Anfangs war sie nach der Schule vorbeigekommen, hatte Tische abgewischt und die Küche aufgeräumt. Später, mit zunehmendem Alter, hatte sie immer verantwortungsvollere Aufgaben übernommen. Mit großer Freude hatte Cass beobachtet, wie die Fähigkeiten ihrer Tochter sich herausgebildet hatten, wie ihre Kreativität aufgeblüht war. Und sie hatte gelernt, sich auf ihre Tochter zu verlassen. Durch ihre gemeinsame Leidenschaft für das Backen standen sie sich ziemlich nahe. Jetzt wollte Dani wegziehen und überlegte, ob sie noch einmal zur Schule gehen sollte, um eine Catering-Ausbildung zu machen. Sie würde sich sowohl eine neue Firma als auch ein neues Leben aufbauen, und zwar einhundertundsiebzig Meilen von Icicle Falls entfernt.
Das ist nicht am Ende der Welt, erinnerte Cass sich. Warum war es so schwierig, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass Dani und ihre Familie hier in Icicle Falls wohnen und Cass somit ganz in der Nähe von zukünftigen Enkeln leben würde? Weil Familie extrem wichtig war. Enkel waren wichtig.
Vielleicht waren sie auch für Louise wichtig gewesen.
O nein! Wo kam dieser Gedanke denn auf einmal her? Cass schob ihn beiseite. Darüber wollte sie lieber nicht weiter nachdenken.
Stattdessen lenkte sie ihre Gedanken fort aus der Vergangenheit, zurück in die Gegenwart und in Richtung Zukunft. Was sollte sie tun, wenn Dani weg war? Vielleicht konnte sie Amber beibringen, die Kasse im Laden zu übernehmen und während der Wochentage nach der Schule ein paar Stunden auszuhelfen. Vielleicht konnte sie ihre jüngste Tochter sogar dazu überreden, ein wenig Freizeit zu opfern, um samstagsmorgens zu arbeiten. Aber Ambers Leidenschaft lag eher bei der Mode als bei Lebkuchen und Keksen. Selbst wenn Cass sie davon überzeugen konnte, im Laden zu helfen, würde das nicht reichen. Dafür war ihr Geschäft zu sehr gewachsen.
Es wurde also Zeit, dass sie eine Stellenanzeige aufgab. Allerdings würde ihre Tochter nur sehr schwer zu ersetzen sein. Wenn überhaupt.
So ist das Leben nun mal, sagte
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