Merry Ex-Mas
sie sich. Kinder werden groß und ziehen aus. Sie hatte gar nichts gegen das Großwerden – im Gegenteil –, und auch das Ausziehen fand sie okay. Nur das Weg ziehen gefiel ihr nicht sonderlich gut.
Irgendwie war die Zukunft außer Kontrolle geraten. Im Moment blieb ihr also nur die Gegenwart, und hier und jetzt musste sie sich um ihre Kunden kümmern.
Gerade hatte sie Darla ein Lebkuchenhaus verkauft und sie verabschiedet, als Willie anrief, um ihr zu erzählen, dass Cupcake seine Shorts gefressen hatte.
„ Was hat der Hund getan?“
„Er hat meine Shorts gefressen!“
Was für eine grässliche Vorstellung. „Wie hat er das bitte schön geschafft?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Willie ungnädig. „Ich bin nach Hause gekommen und hab gesehen, dass sie total zerfleddert waren. Ich hasse diesen Hund.“
Da waren sie schon zu zweit. Trotzdem … „Hast du deine schmutzige Wäsche wieder mal auf dem Boden rumliegen lassen?“
„Ja“, gab er widerwillig zu.
„Und ich vermute mal, dass du dir nicht die Mühe gemacht hast, deine Zimmertür zu schließen, als du zur Schule gegangen bist?“
„Nö, muss ich ja sonst auch nicht.“
„Das stimmt. Aber wenn du nicht willst, dass der Hund dir als Nächstes die Socken zerkaut, wäre es vielleicht eine gute Idee, die Tür geschlossen zu halten.“
„Na, toll. Danke, Mom“, brummte Willie und legte auf.
Das Leben war hart. Natürlich kam Dani an diesem Nachmittag nicht mehr in den Laden zurück, sodass Cass nichts anderes übrig blieb, als sich allein um alles zu kümmern.
Als sie sich später mit den Exverwandten zum Abendessen beim Spanier trafen, war ihre Tochter angemessen zerknirscht. Doch Cass entschuldigte sich bei ihr dafür, dass sie solch eine Sklaventreiberin war. Sie schaffte es sogar, Louise freundlich zu begrüßen und ihr ein Kompliment zu ihrem Weihnachtspullover zu machen.
Das Kompliment prallte an Louise genauso ab wie an dem Kaktus auf dem Empfangstresen, der ebenfalls weihnachtlich geschmückt war und weitaus hübscher aussah.
Nachdem alle Platz genommen und ihre Bestellungen abgegeben hatten, drehte sich die Unterhaltung zunächst einmal um den bevorstehenden Umzug des glücklichen jungen Paares.
„In Spokane gibt es einige tolle Weingüter“, sagte Babette. „Die müssen wir uns unbedingt anschauen kommen. Wenn das Baby da ist“, fügte sie hinzu und tätschelte ihren Bauch.
Cass lächelte tapfer.
Gegen Ende des Abends fiel es ihr immer schwerer, das Lächeln aufrechtzuerhalten, und sie war froh, als sie das Restaurant verließen. Netterweise übernahm Mason die Rechnung. Er hatte wohl seine Spendierhosen an.
Lass ihn, entschied sie. Sie war es leid, mit ihm zu konkurrieren und alles gegeneinander aufzurechnen.
Um das zu beweisen, bot sie an, für alle noch einen Kaffee zu kochen und die Windbeutelschwäne auf den Tisch zu stellen, die sie aus der Bäckerei mitgebracht hatte. Louise lehnte die Einladung ab, angeblich, weil sie zu erschöpft war. Ja, den ganzen Tag einkaufen zu gehen konnte einem schon ziemlich zusetzen. Maddy nahm die Einladung jedoch an. Sie wollte vorbeischauen, sobald sie Louise abgesetzt hatte.
Na, würde das nicht nett werden? Cass setzte wieder ihr Lächeln auf und lächelte auf dem Weg nach Hause tapfer weiter, obwohl ihr inzwischen schon die Mundwinkel wehtaten. Zu Hause angekommen, schloss sie die Tür auf und ging vor den anderen ins Haus.
Und erhielt ein frühes Weihnachtsgeschenk. Unglaublich. Das war wirklich die Krönung.
19. KAPITEL
Es war nicht schwierig herauszufinden, in was sie getreten war. Weich, matschig, stinkend – ein Willkommensgruß von Cupcake. Fluchend hob Cass den Fuß, um ihren Schuh auszuziehen, während Amber hinter ihr meinte: „Igitt, wie eklig.“
„Was ist?“, fragte Willie, der als Nächster hereinkam.
„Pass auf, wo du hintrittst“, warnte Cass ihn. „Amber, hol ein paar Papiertücher.“
„Was ist passiert?“, fragte Babette. Sie blieb in der Tür stehen. „Oh.“
„Ja, oh“, stimmte Cass zu. „Dieser Hund!“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Jetzt kam auch Mason herein. „Was ist das?“
„Wenn du das nicht so herausbekommst, darfst du gern mal an meinem Schuh schnuppern“, fuhr Cass ihn an.
Ihr Sohn, der vermutlich Angst davor hatte, zum Saubermachen verdonnert zu werden, verschwand eilig und ließ die drei Erwachsenen mit ihrem stinkenden Problem allein.
„Wir hätten vor dem Essen noch einmal mit ihm
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