Merry Ex-Mas
Anlass zu unbändiger Freude.
Wenn man das überhaupt Hund nennen kann, dachte Cass und schüttelte sich innerlich. Dieser kleine kläffende Zwergspitz erinnerte eher an eine etwas überdimensionale Puderquaste. Cass war kein Fan von kleinen Hunden. Ihr gefielen echte Hunde, zum Beispiel Ellas Bernhardiner Tiny, viel besser. Das waren Hunde, die wenigstens noch einen Sinn im Leben hatten und den Menschen nicht einfach nur furchtbar auf die Nerven gingen.
„Oh, ihr habt Cupcake mitgebracht“, sagte Amber, als Babette mit dem albernen Hund auf dem Arm – als wäre er ein Baby – hereinkam. Amber streckte die Hand aus, um das Viech zu streicheln, doch der Hund knurrte und bellte sie an. Sofort riss Amber die Hand zurück.
„Nein, Cupcake, das ist Familie. Denk dran!“, versuchte Babette das Minibiest zu beruhigen. „Sie weiß nicht, wo sie ist.“
Sie ist in Icicle Falls, ein ungebetener Gast in meinem Haus . Und auch noch für länger als eigentlich abgesprochen. Cass fragte sich, ob sie eigentlich geistig umnachtet gewesen war, als sie zugestimmt hatte.
„Sie braucht ein wenig Zeit, um sich einzugewöhnen. Sonst ist sie ganz lieb“, erklärte Babette.
Verglichen mit wem?
„Danke, dass ihr uns aufnehmt“, sagte Mason.
Immerhin bemühte er sich, höflich zu sein. Das konnte Cass auch. „Kein Problem“, log sie. Dani hatte ihr Zimmer hergegeben und schlief in Ambers, ein Opfer, das zu bringen sie gern bereit war, wenn sie dafür ihren Vater hier hatte. Somit war ihr Haus voll. Allerdings nicht so voll, wie es gewesen wäre, wenn ihre Mom sich nicht ihr Handgelenk gebrochen hätte. Wenn Mom und Ralph hätten kommen können, hätten Mason und Bimbette sich mit dem Schlafsofa im Wohnzimmer begnügen müssen.
Aber wenigstens war Cass dieser Anblick jeden Morgen erspart geblieben. „Dani zeigt euch euer Zimmer. Das Abendessen ist gleich fertig.“ Anschließend würden die Frauen sich zu Danis Brautparty aufmachen, und die wollte Cass auf jeden Fall genießen, auch wenn es sie umbrachte.
Zum Abendessen gab es Lasagne mit Knoblauchbrot und Salat. Babette, mit ihrer Kleidergröße sechsunddreißig, verzichtete auf die Lasagne, knabberte ein wenig Salat und verfütterte den Großteil des Knoblauchbrotes an den Hund, der an den Tisch kam und kurz darauf bei ihr auf dem Schoß saß.
„Du magst wohl keine Lasagne“, sagte Cass und versuchte – vergeblich –, nicht beleidigt zu sein.
Babette zog ihre kesse kleine Nase kraus. „Die macht ja leider so dick.“
Und genau deshalb hatte Babette Kleidergröße sechsunddreißig und Cass … nicht. Sie hätte sich selbst auf Diät setzen sollen, als sie das erste Mal die frohe Kunde vernommen hatte, dass diese Barbiepuppe mit ihren blonden Strähnchen zu Besuch kommen würde.
Ach, was soll’s, dachte sie. Sie musste sich für niemanden aufdonnern.
Dieser letzte Gedanke war trotzdem nicht wirklich tröstlich. Resigniert füllte sie sich eine zweite Portion Lasagne auf.
Nach dem Essen beschäftigten Mason und Willie sich damit, einen Männerfilm auszusuchen, während die Frauen die Küche aufräumten. Babette deckte den Tisch ab, während sie stolz von den „unglaublichen“ Murano-Gläsern erzählte, die sie auf einer Italienreise mit Mason erstanden hatte. Cupcake half, indem er versuchte, in den Müll zu krabbeln. Und Cass erinnerte sich immer wieder daran, dass sie ja nur für ein paar Tage im Haus blieben.
Anschließend machte Cass sich mit Dani, Amber und Miss-Größe-Sechsunddreißig auf, um ihre Exschwiegermutter und Exschwägerin in Olivias Pension einzusammeln. Von dort wollten sie zusammen zu Samantha fahren, wo sie Danis großen Abend feiern wollten.
Ihre Exverwandten standen bereits vor der Tür, als Cass vor der Pension vorfuhr. Maddys Haar war sehr viel heller als früher, und es sah so aus, als hätte sie auch einiges an Gewicht zugenommen. Sie hatte sich kurz vor Cass und Mason scheiden lassen. Und genau wie Cass hatte sie sich ihres Ehemannes entledigt, dafür aber einige Kleidergrößen zugenommen. Louise dagegen war noch dünner geworden. Sie sah aus wie ein Stock in einem Wollmantel. Sogar ihre Lippen waren extrem schmal. Was vermutlich etwas damit zu tun hatte, dass sie stets und ständig grimmig zusammengepresst waren.
„Es ist fast sieben“, sagte Louise vorwurfsvoll, als sie auf den Rücksitz kletterte. „Wir kommen zu spät.“
Ach ja! Cass erinnerte sich noch gut an die bezaubernd kritische Haltung ihrer Exschwiegermutter.
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