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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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weitverbreitete Lüge von
der Allmacht der Regierung herein. Sie haben ihre Probleme. Tatsache
ist, daß sie nicht die nötige Kapazität zur
Überwachung von mehreren hundert Leuten haben.«
    »Ich bin keine Närrin. Sie fuhren Stichproben durch.
Wenn du das Risiko in Kauf nehmen willst, bist du
verrückt.«
    »Also gut, ich bin verrückt. Was schlägst du also
vor?«
    »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht sollte ich sie
unter falschem Namen in die Klinik einliefern lassen. Sie in unseren
Aufzeichnungen als IVF führen. Sie am offensichtlichsten Platz
verstecken, dort, wo niemand nachschaut.«
    Mark schob seinen Stuhl zurück. »Und du sagst, ich sei verrückt. Hast du vergessen, daß jemand in deinem
Stab für die Gegenseite arbeitet? Es könnte sehr wohl diese
hagere Frau sein, Bakst, die die verdammte Klinik leitet.«
    Ich funkelte ihn an. Ich hatte es vergessen. »Wir
kennen die Gegenseite nicht«, sagte ich. »Wenn es nicht die
Ministerin ist, wäre Annie aus dem Schneider. Es könnte
jede der großen Pharmafirmen sein.«
    »Und du nimmst ein solches Risiko in Kauf? Fesselst deine
Tochter ans Bett und lieferst sie der Gnade dieser Krauts aus? Ich
würde sagen, das ist einfach unverantwortlich.«
    »Kritik ist so einfach.« Die Schwierigkeit bei Mark war,
er hatte keine Ahnung von mütterlichen Gefühlen. »Ich
meine mich daran zu erinnern, daß du es warst, der für
Annies Sicherheit sorgen wollte. Über deine Leiche, hast du
gesagt. Oder etwas, das darauf hinausläuft.«
    »Das ist gemein. Das aufs Tapet zu bringen…« Er
stand auf und schritt zum Fenster hinüber. »Das ist absolut
gemein.« Er fuhr herum. »Und was, zum Teufel, hat das
überhaupt mit irgendwas zu tun?«
    Das Telefon klingelte. Er schnappte sich den Hörer von der
Wand, hörte kurz zu und hielt ihn mir dann hin. »Ist
für dich. Eine deiner verdammten Frauen.«
    Wenigstens war’s nicht die Presse, die sich früh an die
Fersen der militanten Miss Hansen heftete. Ich nahm ihm den
Hörer ab, holte tief Luft und zählte bis zehn. Er
mußte am anderen Ende der Leitung deutlich zu verstehen gewesen
sein. Gott sei Dank war unsere Vorstadt aus dem letzten Jahrhundert
noch nicht für Bildübertragung verkabelt.
    »Hallo? Harriet Kahn-Ryder?«
    »Harrietta. Gila hier.« Es mußte sie sein. Nur sie
und Magnus nannten mich so. »Hört sich so an, als ob dein
Mark heute früh mit dem falschen Bein aus dem Bett gestiegen
wäre.«
    »Wir hatten eine unserer…« Ihre Stimme der Vernunft
von draußen war unmittelbar fiebersenkend. »Wir hatten
eine Diskussion. Nichts Wichtiges.« Ich hob Mark gegenüber
die Brauen, und er bleckte die Zähne zu einem bedrohlichen
Grinsen. »Also, Gila – und wie geht’s dir, meine
Liebe?«
    »Gut… Die Sache ist die, Harrietta, Magnus und ich
sammeln eine kleine Lunch-Party zusammen.« Magnus, ihr Ehemann,
war der blonde Isländer Professor Asgeirson, der in das
internationale MERS-Programm von Brandt verwickelt war. »Oben,
bei den Seen – wir haben da so eine Art Yacht liegen,
weißt du.«
    »Eine Lunch-Party…«
    »Nichts Großartiges. Nur ein paar Freunde. Die
Wettervorhersage für Sonntag ist gut, und es ist womöglich
die letzte Gelegenheit vor dem Eis.«
    »Sonntag? Du meinst morgen? Öh…« Ich wollte
schon den Kopf schütteln, da sah ich Mark heftig nicken.
    »Ich weiß, es ist kurzfristig, Harrietta. Aber wir
haben euch drei schon lange nicht mehr gesehen, und Magnus hat
gesagt…«
    Ich runzelte die Stirn. Partygeschwätz, gerade dann, genau
das, was ich nicht brauchte. »Gila, momentan bin ich
ziemlich beschäftigt. Ich…«
    »Natürlich bist du beschäftigt. Das habe ich Magnus
auch gesagt. Er hielt nur mit all diesen langweiligen Dingen dagegen,
daß nur die Arbeit und kein Spiel aus dir eine
transusige…«
    Mark stand jetzt neben mir und hörte sie. Er zog den
Hörer von meinem Ohr weg und bedeckte die Sprechmuschel. Man
konnte darauf vertrauen, daß Gila noch eine Weile lang
weiterredete. »Sag ja!« zischte er. »Das ist zu
schön, um wahr zu sein. Es kann kein Zufall sein.«
    Ich nahm den Hörer zurück. Gila redete noch immer. Ich
dachte über seine Worte nach. Zwei Tage nach meinem heftigen
Wortwechsel mit der Ministerin eine zufällige Einladung zum
Lunch von einem der Leiter von Brandts Forschungsabteilung?
»… Gila? Gila, wir kämen wirklich gern. Die Pause wird
mir guttun. Vielen Dank!«
    Die Absprachen benötigten weitere zehn Minuten. Gila redete
noch immer, als ich mich verabschiedete

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