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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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mehr.«
    Jolissa, deren goldblonde Zöpfe wirklich makellos aussahen, ebenso wie der Rest ihrer weiblichen Erscheinung, hob empört das Kinn. »Die Entscheidung, ob eine Arbeit nötig ist oder nicht, steht dir nicht zu, Kind!«, stieß sie mit der präzisen Aussprache von Maita hervor. Dann begann sie zu kichern und ließ sich mit Anmut aufs Bett fallen.
    »Ich hab dich beim Wischen gesehen und dachte, du könntest eine Abwechslung gebrauchen«, grinste Jolissa. »Manchmal denke ich, dass die alte Fürstin dich bewusst in die Knie zwingen will. Dass sie dich fürchtet, wenn du zu lange mit ihr auf Augenhöhe stehst.«
    »Nenn sie nicht so«, mahnte Divya. »Sie hat feine Ohren, und wenn sie dich eines Tages hört, wird sie dir den hässlichsten alten Mann der Stadt aussuchen!«
    Jolissa verzog die Mundwinkel und klopfte auf denPlatz neben sich. »Komm und erzähl mir endlich alles! Seit heute Morgen rennen die Hühnchen wild durcheinander und gackern dummes Zeug. Niemand weiß etwas Genaues, und die Dienerinnen huschen mit gesenktem Blick an uns vorbei, als könnten wir sonst etwas Schreckliches in ihren Gesichtern lesen. Trotzdem habe ich deinen Namen aufgeschnappt und er wurde geflüstert wie ein Geheimnis. Weißt du, was diese grimmigen Wachen hier tun?«
    Jolissa hatte eine ungewöhnliche Gabe: Sie sah und hörte mehr als andere, als könnte sie tatsächlich in Gesichtern und Worten lesen, was diese eigentlich verbargen. Aber sie war ein viel zu guter Mensch, um zu begreifen, was dieses Verbergen bedeutete. Manchmal beneidete Divya sie um ihre sanfte Sicht der Dinge.
    »Letzte Nacht wurde eingebrochen.« Divyas Stimme bekam einen anderen Ton, ohne dass sie es wollte. »Und Seluria wurde ermordet.«
    Jolissa hob die Hand vor ihr Gesicht, denn eine Tana durfte keine Gefühle zeigen, die über höfliche Anteilnahme hinausgingen.
    Divya schloss die Augen und erzählte, was sie wusste. »Maita vertraut darauf, dass niemand Seluria vermissen wird«, schloss Divya. »Sie hat darauf bestanden, dass der Mord verheimlicht wird. Sollte jemand nach ihr fragen, ist Seluria eben an Altersschwäche gestorben. Irgendwann. Nicht in dieser Nacht.«
    »Einbruch und Mord! Deshalb sollen die Wachen also hierbleiben«, nickte Jolissa. »Sie hat es uns heute nach dem Unterricht erzählt, als wäre das eine Vorsichtsmaßnahme, um die sie selbst gebeten hat. Aber sie hat so wütend dabei ausgesehen, dass ich ihr das nicht ganz glauben konnte.«
    »Sie hat sich mit scharfen Krallen und stiller Würde dagegen gewehrt«, bestätigte Divya.
    »Und der Sujim hat gewonnen«, ergänzte Jolissa.
    »Was ist ein Sujim?«, fragte Divya, die die Antwort des Wächters nicht ganz befriedigt hatte.
    Ihre Freundin seufzte. Dann beugte sie sich vor und flüsterte: »Der Fürst schwört auf ihre Treue und ihre Fähigkeiten und hat die wichtigsten Positionen seiner Palastwache mit Sujim besetzt. Mein Vater ist hingegen der Meinung, sie seien ehrlose Mörder und Spione, die von jedem angeheuert werden können, der genug bezahlt. Aber bitte behalte meine Worte für dich, sonst ist mein Vater nicht mehr sicher.«
    Divya runzelte die Stirn. »Aber er ist Teil der Regierung. Darf dein Vater nicht sagen, was er möchte?«
    Jolissas Augen funkelten. »Dem Fürsten offen widersprechen? Das wagt niemand. Natürlich wird hinter Warkans Rücken viel getuschelt, aber ein Anführer muss unangreifbar sein, sagt auch mein Vater. Sonst würde Pandrea bald im Chaos versinken, so wie früher unter der alten Regierung.«
    Divya zuckte mit den Schultern. Sie hatte nicht gewusst, dass es vor Warkan eine andere Regierung gegeben hatte.
    »Die letzte Regierung hat behauptet, im Sinne des Volkes zu handeln, und ständig Befragungen durchgeführt«, erklärte Jolissa, die Divyas Unkenntnis wohl spürte. »Täglich waren Hunderte von Gästen im Palast, angeblich zu Besprechungen. Es heißt aber, sie hätten die Nächte durchgefeiert, viel getrunken und nichts getan. Daran ist dieses System gescheitert.«
    Divya nickte höflich, aber Politik interessierte sie nicht sehr.
    »Warum schickt Warkan wohl ausgerechnet einen so jungen Wächter an unsere Schule?«, wechselte sie das Thema. »Wäre es nicht besser, einen alten, erfahrenen Mann zu nehmen? Allein schon, damit die Mädchen nicht … gestört werden?«
    Jolissa sah Divya neugierig an und grinste schließlich breit.
    »Dieser Junge macht dich doch hoffentlich nicht nervös?« Sie zwinkerte. »Immerhin wärst du damit nicht die

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