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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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sie sich ohrfeigen können und folgte ihm nur zögernd. Ausgerechnet dieser enge Raum! Der Hauptmann schloss die Tür und zog sich einen Hocker heran. Divya wusste, dass es sich nicht gehörte, wenn sie über ihm stand, also setzte sie sich auf einen Sack Reis und grub ihre Finger in das raue Gewebe. Hätte Maita nicht darauf bestehen können, sie in ihrerGegenwart zu befragen? Sicherlich gab es einen Grund, warum sie die Mädchen immer vor Männern warnte. Nervös musterte Divya den jungen Wächter. Seine dunkelbraune Kleidung lag eng an, ganz anders als die Vessélas einer Frau, auch wenn ein weicher Umhang darüberfiel. Auf seinen sonnengebräunten Wangen sprossen helle Stoppeln. Divya hatte von ihrer Agida aus schon gelegentlich ältere Männer mit Bart gesehen und immer gedacht, dass er bei jüngeren einfach noch nicht vorhanden war. Doch offenbar mussten sie sich regelmäßig enthaaren. Nicht an den Beinen, sondern im Gesicht. Faszinierend!
    »Ist da etwas?«, fragte der Wächter irritiert und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.
    Divya spürte, dass sie rot wurde. »Nein. Verzeiht!«
    »Dann möchte ich jetzt von dir hören, was du letzte Nacht genau gesehen hast.«
    Divya war an das vertrauliche Du gewöhnt, mit dem jeder sie ansprach. Dennoch gab es ihr das Gefühl, dass er sie als Kind betrachtete, und das ärgerte sie, ohne dass sie hätte erklären können, warum.
    »Ihr wisst doch, was geschehen ist«, sagte sie zögernd.
    Als er sie immer noch abwartend ansah, konzentrierte sie sich und erzählte von der letzten Nacht, ohne zu erwähnen, was sie auf dem Dach zu suchen hatte.
    »Kannst du mir sagen, warum die alte Frau ihr Leben so völlig unnötig weggeworfen hat?«
    »Weggeworfen?« Divya wurde wütend. »Seluria hat ihr Leben für ein Mädchen aufs Spiel gesetzt, das ohne ihre Papiere keine Zukunft mehr gehabt hätte.«
    Er schnaubte ungeduldig. »Sein Leben aufs Spiel zu setzen mag mutig sein. Es zu opfern ist dumm.«
    »Was wisst Ihr von Seluria?«, fragte sie sehr leise. »Sie war mutig!«
    »Daran zweifle ich nicht«, erwiderte der Hauptmann. »Aber sie war nur eine Dienerin ohne Kampferfahrung. Es wäre besser gewesen, sie hätte in der Küche gewartet, bis alles vorbei gewesen wäre.«
    »Warten …«, sagte Divya gepresst, »ist manchmal schwieriger, als zu handeln.«
    Überrascht zog der Hauptmann die Augenbrauen hoch. »Deshalb hast du wohl auch mein Seil gelöst?«
    Der Schreck durchfuhr ihren Körper wie ein Blitz. Sie wurde tiefrot und betrachtete die Kalanüsse im Regal so konzentriert, als wollte sie sie mit ihren Blicken knacken.
    »Stehe ich unter Anklage? Dass ich … Euch töten wollte?«
    Der Hauptmann schmunzelte. »Du mich töten? Durch einen Sturz aus so geringer Höhe? Von einem Seil, das du erst nach mehreren Versuchen lösen konntest?«
    Erleichtert atmete sie auf – und doch empfand sie den Stempel der eigenen Harmlosigkeit auch als Beleidigung.
    »Wenn du das nächste Mal einen Dieb siehst, dann solltest du besser fliehen. Und die Alarmglocke läuten. Warum hast du das nicht getan?«
    »Ich hatte Angst, aus meinem Versteck zu kommen. Und als Ihr am Seil hingt, habe ich einfach gehandelt.«
    »Es hätte dir genauso ergehen können wie der alten Dienerin«, kommentierte er ernst. »Warum hast du nicht einfach geschrien? Ich hätte gedacht, dass jedes Mädchen das in so einer Situation tun würde.«
    »Schreien?« Divya sah ihn irritiert an. »Eine Dienerin lernt schon sehr früh, jedes Geräusch zu unterdrücken.Selbst wenn ihr ein Kessel mit kochendem Wasser auf die Füße fällt, hat sie zu schweigen.«
    Der junge Wächter runzelte die Stirn.
    »Tut mir leid, ich hatte noch nicht viel Umgang mit Dienern. Ist dir noch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Divya überlegte. »Dass der Dieb schwarze Kleidung trug. Und dass er sehr schnell klettern konnte. Vermutlich weil er unter den Schuhen irgendetwas Metallisches hatte, genau wie Ihr.«
    Erstaunt horchte der Wächter auf. »So?« Er schwieg eine Weile und zupfte geistesabwesend an seinem linken Ohr. »Sonst noch etwas?«
    Divya schüttelte den Kopf. »Das Einzige, was ich mir überlegt habe …« Sie zögerte.
    »Ja?«
    »Ihr habt Maita doch gesagt, dass Ihr jemanden an der Außenmauer gesehen habt und der Person gefolgt seid. Aber der Dieb erschien auf der anderen Seite des Daches, und Ihr seid direkt neben mir aufgetaucht. Wie kann das sein?«
    Der Hauptmann musterte sie nachdenklich und schließlich

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