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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Kerzen. Heute Morgen wirkte sie sehr gefasst. Aber sie hat mich kein einziges Mal angesehen.«
    Hastig öffnete er eine Tür, die zur Kellertreppe führte, und Divya war gezwungen ihm zu folgen. Alles tat ihr weh, wenn sie sich vorstellte, wie Jolissa gelitten haben musste. Allein mit dieser schrecklichen Wahrheit! Gezwungen zu lächeln bei einem Tanz, auf den sie sich ein halbes Leben lang gefreut hatte. Und sie war nicht da gewesen!
    »Was habt Ihr eigentlich so regelmäßig unter der Agida gemacht? Solltet Ihr für Warkan beobachten, ob Jolissa schön genug ist? Prüfen, wie anständig sie ist?
    Roc folgte der Treppe bis zum Ende, dann wandte er sich um. Sie standen in einem kleinen Vorratsraum, zwischen Fässern, Säcken und Regalen.
    »Mit Jolissa hatten meine Besuche nichts zu tun! Ich habe mich mit Maita getroffen, um etwas von ihr zu erfahren«, stieß Roc hervor. »Jolissa bin ich dabei ganz zufällig begegnet, und sie hat mich wirklich … verzaubert. Aber ich kannte ihren Namen nicht. Als mich Warkan vor Kurzem zu der Schule schickte, um mich nach einer Schülerin namens Jolissa zu erkundigen, ahnte ich nicht, dass es sich um meine schöne Unbekannte handelte. Bei allen Geistern! Für mich war das schrecklicher als für dich. Aber was sollte ich denn tun?«
    »Die Verhandlungen sabotieren«, sagte Divya leise. »Aber das hättet Ihr nie getan, weil die Hochzeit die Gelegenheit für einen Mord war – stimmt’s?«
    Roc wandte sich ab und ging auf ein vollgestelltes Regal zu, das sich leicht beiseiteschieben ließ. Erst als Divya genau hinsah, entdeckte sie die Rollen unter den Stützen. Die Rückwand bestand aus Sackleinen und ließ sich hochklappen. Roc scheuchte Divya durch das Loch. Offenbar befürchtete er, dass sie bald wieder verfolgt würden, wenn die Wachen erst das herrenlose Pferd gefunden hatten.
    Sie gelangten in einen niedrigen Gang aus Lehm. Der Boden war feucht, und sie mussten aufpassen, dass sie nicht ausrutschten.
    Roc ging voraus und schien sich auszukennen. Nach einer Weile erreichten sie einen Quergang, dem sie nach links folgten.
    Divya, die sich im Halbdunkel den Bildern der Erinnerung stellen musste, fragte schließlich etwas ruhiger: »Die Hunde, die den Wächter angegriffen haben … Sind sie gefährlich? Meint Ihr, sie haben ihn verletzt?«
    Roc drehte sich erstaunt zu ihr um. »Kann dir das nicht egal sein?« Er musterte sie nachdenklich im Licht seiner Lampe. »Ach, war das nicht der Wächter aus eurer Schule? Wie hieß er noch gleich …?«
    Divya schwieg.
    »Nein. Die Hunde sind dazu ausgebildet, einen Angreifer festzuhalten, nicht ihn zu töten. Aber ein paar Kratzer wird der Kerl schon abbekommen. Was sollte das eigentlich, dass du dir seine Lanze an die Kehle gesetzt hast?«
    Divya zuckte mit den Schultern. »Ich habe mal gehört, dass ein Wächter dann nur abwarten und nicht handelnkann, ähnlich wie die Hunde«, log sie. In Wirklichkeit fragte sie sich selbst, was sie Tajan damit hatte beweisen wollen. Dass er sie nicht töten konnte? Sie war froh, dass sie nicht lange genug hatte warten müssen, um die Antwort zu erfahren.
    Der Gang stieg nun leicht an, ein paar Stufen waren in den Lehm geschlagen, die inzwischen fast abgerundet und sehr glatt waren. Und auf einmal standen sie vor einer Tür. Roc hob die Faust und klopfte dagegen. Dreimal schnell, zweimal langsam.
    Ein Riegel wurde von der anderen Seite beiseitegeschoben, und ein grauhaariger kleiner Mann spähte durch den Spalt.
    »Lass uns rein, Jidaho, es ist unangenehm hier …«
     
    Kurze Zeit später fand sich Divya im Salon eines Palastes wieder, der sie sehr an ihr eigenes Versteck erinnerte: Spinnweben, Staub und Tücher, mit denen die Möbel abgedeckt waren. Sie saß neben Roc auf einem Sofa, froh, sich ausruhen zu können, aber Divya wurde es ganz kalt unter den Blicken der zehn Männer, die im Halbkreis um sie herum standen. Was wollten sie von ihr? Niemand sagte ein Wort.
    Von Weitem hörten sie Schritte auf der Treppe. Ein Mann namens Leasar sollte geholt werden, der offenbar auf dem Dach Position bezogen hatte.
    »Sie durchkämmen den Nordteil der Stadt«, verkündete er mit befehlsgewohnter Stimme, noch bevor er den Salon erreicht hatte. »Wir müssen uns noch vor Morgengrauen unauffällig zerstreuen.«
    Divya hob den Kopf und sah dem kräftigen Mann insGesicht. Es war derselbe Mann, der ihre Sänfte bis zum Palast geführt hatte. Heute trug er den braunen Umhang eines Wächters.
    »Was soll das?«,

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