Messertänzerin
lang keinen mehr. Seit das Feuer mein Gesicht entstellt und seit das Volk uns Magier verstoßen hat. Aber wenn du glaubst, ich hätte hier oben meinen Verstand eingebüßt, dann irrst du dich.« Seine Augen funkelten. »Warum sollte mir Warkan nach all dieser Zeit zum ersten Mal ein Dienstmädchen schicken? Um mich zu erfreuen? Er weiß, dass Frauen mir nichts mehr bedeuten.«
Divya wurde rot.
»Nein, du schmales Hemd reizt mich nicht«, fuhr er stirnrunzelnd fort. »Die Frau, die ich geliebt habe, ist schon vor langer Zeit im Gefängnis gestorben, du musst zumindest um deine Ehre nicht fürchten. Aber eine Waffe in der Hand ist eine eindeutige Geste. Jetzt möchte ich wissen, wer mich lieber tot sehen würde! Und du wirst mir diese Antwort geben …«
Er hob die Hand und legte sie wieder auf die Amulette. Divya erschrak, als ihr klar wurde, dass er sie durch die Macht der Lichter in der Hand hatte. Was würde sie ihm alles verraten? Sie musste ihn dringend ablenken! Schnell! Woran hatte sie die Geschichte mit der Frau erinnert?
»Ihr seid nicht zufällig Sannean, Lohon oder Faar?«
Der Schrecken zeichnete weitere Furchen in sein Gesicht. Volltreffer!
»Woher kennst du diese Namen?«, zischte er drohend und ging einen Schritt auf Divya zu, sodass er unangenehm dicht vor ihr stand.
»Von Maita.« Divya fiel ein, dass sie als Magierin womöglich anders geheißen hatte. »Vielleicht kennt Ihr sie nicht unter diesem Namen …«
»Maita.« Sein Gesicht wurde plötzlich ganz weich. »O doch, so habe nur ich sie immer genannt. Es heißt ›Kätzchen‹ in der Sprache der Luomi weit im Norden …« Sein Blick, der sich in der Ferne verloren hatte, kehrte zu Divya zurück ebenso wie das Funkeln seiner Augen. »Ich bin Sannean, der letzte Magier von Pandrea. Und der einzige, der den Ehrgeiz und die Disziplin hatte, die Lichter zu führen.«
»Nicht der einzige«, murmelte Divya und dachte an die Sorgensteine. »Dann kannte Maita Euer Geheimnis? Sie hat …«
»Sie lebt? Ist es das, was du mir sagen willst?«, unterbrach Sannean sie mit einer inneren Anspannung, die sogar in seiner Hand zu spüren war, die er nun unter Divyas Kinn legte.
»Schau mich an!«, befahl er und sah ihr ins Gesicht.
»Ich habe erst heute mit ihr gesprochen«, flüsterte Divya. »Wenn wir es schaffen könnten, Euch hier herauszubekommen …«
Sannean atmete hörbar ein, als wäre ihr letzter Satz ein Fehler gewesen.
»Du lügst!«, stieß er hasserfüllt aus. »Warkan hat mir erzählt, wie das Volk über die letzten Magier hergefallen ist, nachdem der Palast abgebrannt war. Wie sie gleich mitdem Finger auf meine Freunde und meine Geliebte gezeigt und sie getötet haben. Hätte er mich nicht zufällig im Gefängnis gefunden und in seinem Palast versteckt, dann hätte mich die Meute sicherlich zerfleischt.«
Divya schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber so war es nicht. Warkan selbst war dafür verantwortlich, dass Ihr im Gefängnis gelandet seid, und wenn die Rebellen Maita nicht befreit hätten …«
Der Magier holte aus und schlug Divya ins Gesicht.
»Schweig!«, brüllte er, weiß vor Wut. »Du suchst nach meiner Schwäche, hm? Maita starb im Gefängnis, bevor Warkan ihr helfen konnte. Und wer auch immer dich geschickt hat, um mich gegen meinen Herrn aufzubringen – er wird es nicht schaffen!«
»Habt Ihr nicht selbst gerade geglaubt, er hätte mich geschickt, um Euch zu töten?«, sagte Divya, während sie sich die schmerzende Wange hielt. »So sehr vertraut Ihr also Eurem Herrn?«
Sannean schien innerlich wieder ruhiger zu werden und streichelte die Amulette neben dem Käfig.
»So etwas würde er nicht tun!«, erwiderte er trotzig. »Aber wie soll man nicht paranoid werden, wenn man den Rest seines Lebens in diesem Turm verbringen muss? Umgeben von Luxus, aber auf ewig allein.«
»Warum seid Ihr damals nicht aus der Stadt geflohen? Nach … Luomi zum Beispiel?«
Das heisere Geräusch, das er von sich gab, klang wie das Lachen eines Menschen, der nicht mehr wusste, wozu Lachen gut sein sollte.
»Es gibt keine lebenswerten Orte mehr für Magier. Warkan hat mir von den Aufständen in den anderen Städten erzählt.Dort werden wir ebenso verfolgt wie hier. Die Fürsten sind machtlos. Jeder Magier, den sie finden, wird gelyncht. Von einem Volk, für das wir jahrelang gearbeitet und geforscht haben! Sollte ich da nicht an Rache denken? Als sie mir alles genommen haben, beschloss ich, dass ich noch eine Aufgabe habe.« Er warf ihr
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